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Radeberger Möbellager muss umziehen: "Jeder weiß ja, wie teuer neue Möbel sind"

Geflüchtete, aber auch etliche Deutsche haben in den vergangenen sieben Jahren Wohnungseinrichtungen vom Radeberger Möbellager gespendet bekommen. Nun sucht das Lager dringend einen neuen Standort.

Von Verena Belzer
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Peter Heider (l.) und Holger Wedemeyer im bisherigen Möbellager in der Steinstraße. Betrieben wird es vom Verein Bündnis Radeberger Land hilft, der nun einen neuen Standort für das Lager sucht.
Peter Heider (l.) und Holger Wedemeyer im bisherigen Möbellager in der Steinstraße. Betrieben wird es vom Verein Bündnis Radeberger Land hilft, der nun einen neuen Standort für das Lager sucht. © René Meinig

Radeberg. Es ist schon ein paar Jahre her, da halfen Radeberger Ehrenamtliche einem syrischen Geflüchteten, eine Wohnung einzurichten. "Er war zunächst allein nach Deutschland gekommen", erinnert sich Peter Heider. "Seine Familie war im Libanon geblieben." Doch ein paar Monate später kam auch sie nach Radeberg. "Wir haben sie vom Flughafen in Berlin abgeholt, diese Familienzusammenführung war sehr schön." Und dann wurde die Wohnung noch erweitert mit Möbeln, und auch die drei Kinder bekamen Betten und Schränke.

Es sind Momente wie diese, für die Peter Heider sich beim "Bündnis Radeberger Land hilft" engagiert. "Um diesen Menschen zu helfen. Um etwas zu tun." Doch nun hat der Verein rund um den Vorsitzenden Holger Wedemeyer ein großes Problem: Das Möbellager muss seinen jetzigen Standort bei der Freien Evangelischen Gemeinde in der Steinstraße räumen. Die Gemeinde benötigt den Platz selbst. Wie geht es weiter?

Radeberger Möbellager kam 2016 in der Steinstraße unter

Das Möbellager gibt es bereits seit 2016. "Als 2015 viele Geflüchtete in Rossendorf untergebracht wurden, haben wir den Verein gegründet", erzählt Holger Wedemeyer von den Anfängen. "Ziemlich schnell kam die Kleiderkammer, die in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße 24 untergebracht ist. Doch als die ersten Geflüchteten Wohnungen bezogen, brauchte es auch Möbel."

Seitdem leitet Peter Heider das Lager ehrenamtlich. "Wir haben damals viele Anfragen von Radebergern bekommen, die gerne ihre Möbel spenden wollten", erinnert er sich. Die Willkommenskultur in diesen Tagen sei "unterschiedlich ausgeprägt" gewesen. Einerseits gab es eine große Hilfsbereitschaft den Geflüchteten gegenüber, andererseits Proteste der Anwohner in Rossendorf. "Es gab auch immer mal Anfeindungen", sagt Holger Wedemeyer. "Die gibt es vereinzelt immer noch."

Wedemeyer sitzt auch für die CDU-Fraktion im Radeberger Stadtrat. Angst habe er aber nie gehabt. "Ich stehe voll dahinter. Und der Zuspruch war immer größer als die Anfeindungen."

100 Wohnungen in Radeberg mit Möbeln ausgestattet

Auf dem Gelände der Freien Evangelischen Gemeinde bekam der Verein rund 50 Quadratmeter zur Verfügung gestellt. "Das war natürlich super, wir konnten nun all die Jahre die Fläche kostenlos nutzen. Und der Standort ist ideal."

Öffnungszeiten gab es keine, die Interessenten meldeten sich meist bei der von Birgit Barth geführten Kleiderkammer, die dann den Kontakt zu Peter Heider vermittelte. Der hat sich meistens Fotos von den Sachen schicken lassen und dann entschieden, was genommen wird und was nicht. "Ich musste viele Schrankwände ablehnen", erzählt er. "Die will einfach keiner mehr haben. Man braucht ja auch erst mal den Platz für eine Schrankwand." Gern genommen hingegen wurden immer Küchen oder auch Badmöbel.

Um die 100 Wohnungen hat der Verein in all den Jahren eingerichtet. In vielen Fällen haben Peter Heider und seine Helfer Küchen, Wohnzimmer, Betten und Schränke von den Spendern mit einem Transporter abgeholt. Den Transporter haben sie gemietet. "Das war schon immer viel Arbeit, auch körperlich."

Für die Menschen, die ins Möbellager kamen und die für ihr Leben dringend benötigten Dinge abholten, war stets alles kostenlos. Alle anfallenden Kosten - wie der Transport beispielsweise - hat der Verein übernommen.

Verein sucht dringend neuen Standort in und um Radeberg

"Wir brauchen dringend ein neues Domizil", sagt Peter Heider. "Bis Ende November müssen wir hier raus sein." Noch stehen diverse Schränke und Tische und Stühle im Lager. "Wenn wir nichts Neues finden, müssen wir alles entsorgen".

Ideal seien wieder um die 50 Quadratmeter. "Wir haben keine großen Ansprüche", sagt Holger Wedemeyer, "trocken sollte es sein und eine einigermaßen gute Zufahrt haben". An den Betriebskosten könne sich der Verein beteiligen. "Vielleicht hat jemand einen Schuppen oder eine Garage."

Auch im Stadtrat hat Holger Wedemeyer sein Anliegen bereits vorgetragen. Die Stadt Radeberg ist Mitglied im Verein "Bündnis Radeberger Land hilft". Doch von der Verwaltung hat der CDU-Stadtrat bislang keine Hilfe bekommen.

Der Bedarf ist nach wie vor da - auch bei Deutschen

"Es gibt nach wie vor Menschen, die sich gerne eine Wohnung einrichten wollen und sich freuen, wenn sie etwas bekommen", sagt Peter Heider. "Jeder weiß ja, wie teuer neue Möbel sind."

Neben Syrern, Afghanen, Ukrainern und vielen anderen Menschen seien auch immer wieder Deutsche gekommen und hätten Möbel genommen. "Jeder, der etwas braucht, bekommt es auch", stellt Peter Heider klar. "Es gibt ja auch viele Senioren mit hohen Mieten und kleinen Renten."

Wer sich an den Verein Bündnis Radeberger Land wenden möchte, kann das per E-Mail an [email protected] oder per Telefon an (01520) 5981920 tun. Mehr Informationen sind auch im Internet unter www.buendnis-radeberger-land-hilft.de zu finden.

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