Radeberg
Merken

Radeberger Verein hilft: 500 PS sorgen für strahlende Kinderaugen

Der Radeberger Verein "Wie Car hilft" unterstützt schwerkranke Kinder und ihre Familien mit Renntaxifahrten über den Lausitzring. Ihr Traum: Einmal in schnellen Flitzern mitfahren.

Von Rainer Könen
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
"Wie Car hilft"-Gründer Daniel Wieberneit mit Theo und Benno Schott (r.).  Dabei geht es darum, krebskranken Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, einmal in schnellen Flitzern mitzufahren.
"Wie Car hilft"-Gründer Daniel Wieberneit mit Theo und Benno Schott (r.). Dabei geht es darum, krebskranken Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, einmal in schnellen Flitzern mitzufahren. © Rainer Könen

Radeberg. Der siebenjährige Benno krabbelt auf den Fahrersitz des Rennwagens. Seine Augen strahlen. Daniel Wieberneit erklärt ihm die Instrumente, die Schaltung, die technischen Details des 500-PS-starken Boliden. Sein neunjähriger Bruder Theo schaut zu. Still ist er, wirkt verschüchtert. Wenn er spricht, dann leise, oft nur in Halbsätzen.

Ihr Junge leide unter einer kombinierten Entwicklungsstörung, sei sprachlich eingeschränkt, erzählen die Eltern Jens und Beatrice Schott, die an diesem Nachmittag mit ihren drei Jungs, auch den zweijährigen Hugo haben sie mitgebracht, zum in Radeberg-Friedrichsthal gelegenen Hof von Daniel Wieberneit gekommen sind, um von ihren Erlebnissen auf dem Lausitzring zu erzählen.

Unterstützung aus Radeberg für krebskranke Kinder

Dorthin hatte sie in diesem Frühjahr Daniel Wieberneit eingeladen. Zu einer Renntaxifahrt mit seinem froschgrün-lackierten V8-Star-Lexus-Rennwagen. Ein paar Runden mit diesem Gefährt über die rund 3,2 Kilometer lange Lausitzer Rennpiste zu fahren, das habe bei allen, vor allem bei den Kindern, "Glücksgefühle" ausgelöst, so Wieberneit.

Der 48-jährige Radeberger ist Unternehmer, Familienvater und passionierter Hobbyrennfahrer und gründete in diesem Jahr "Wie Car hilft". Sinn und Zweck seines Vereines: Krebskranke Kindern und ihre Familien zu unterstützen. Auch mit Ausflügen zum Lausitzring.

Die Arbeit mit kranken Menschen prägt Wieberneits beruflichen Alltag. Gemeinsam mit seiner Frau leitet er seit knapp zehn Jahren den ambulanten Pflegedienst AP Sachsen. Auf ihrem Reiterhof bietet das Ehepaar auch Reittherapien an. Die Kontakte zu Familie Schott bestehen schon lange, der junge Theo besuchte die Reittherapie einige Jahre.

Dass man Rennwagen auch für soziale Zwecke benutzen kann, davon erfuhr Wieberneit vor einigen Jahren. Andreas Führlich, der Vorsitzende des Dresdner Vereins "Sonnenstrahl", einem von rund 100 Elternvereinen in Deutschland, die sich um krebskranke Kinder und Jugendliche und deren Familien kümmern, hatte ihm von seiner Idee mit den "Renntaxifahrten" erzählt. Dabei geht es darum, krebskranken Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, einmal in den schnellen Flitzern mitzufahren.

Charityfahren bringen "viele unbeschreiblich berührende Momente"

Um solche Fahrten refinanzieren zu können, haben auch andere die Gelegenheit im Renntaxi mitzufahren - für 190 Euro. Durch die Zusammenarbeit des Friedrichsthaler Hofes mit dem Sonnenstrahl-Verein sowie durch Wieberneits Verbindung zur Nascar-Rennszene konnte der Radeberger auch Kontakte zum Verein "Nascar hilft" knüpfen. Die Tourenwagenserie Nascar ist besonders in den Vereinigten Staaten beliebt, zieht dort jährlich ein Millionenpublikum an.

Dieser unterstützt seit mehr als zehn Jahren krebskranke Kinder und deren Familien, lädt diese zu einem Renntag ein. Als Ende vergangenen Jahres ein Nascar-hilft-Mitglied starb, übernahm Wieberneit mit seinem Team dessen Rennauto. Auf den Charityfahrten in diesem Frühjahr habe er "viele unbeschreiblich berührende Momente" erlebt, so der Radeberger.

Er erzählt von einem todkranken Mädchen, das bei ihm mitfuhr und einfach nicht genug vom Rundenfahren bekam. "Die ist den ganzen Tag bei uns mitgefahren, weil es ihr so viel Spaß gemacht hat". Nachher habe er erfahren, dass es ihr letzter Wunsch gewesen sei, mit einem Rennwagen mitzufahren. Seine Stimme stockt kurz, er schluckt. "Ich wundere mich immer wieder, woher diese todkranken Kinder ihre Lebensfreude nehmen", so Wieberneit.

Nach dieser Charity-Veranstaltung habe er sich mehr als einmal die Frage nach dem Sinn des Daseins, seines Daseins hinterfragt. Und für sich die Antwort gefunden: "Es ist einfach wichtig, anderen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, zu helfen."

Mit bis zu 300 km/h auf dem Lausitzring unterwegs

An diesem Nachmittag wollen die Schott-Brüder noch mal den röhrenden Sound des Rennwagens hören. Kein Problem, meint Wieberneit. Er drückt den Startknopf, wenig später ist die Stille von einem ohrenbetäubenden Röhren durchdrungen. Theo ist hellauf begeistert, sein Bruder murmelt, wirkt zufrieden. Auch Vater Jens scheint das zu sein.

Er war im Frühjahr mit dabei, war auch mal mitgefahren. Wie war es? Oje, er verdreht die Augen, "ich habe mich da etwas übernommen". Die Rundfahrt musste er abbrechen. Sie war ihm zu schnell. So ein Nascar-Rennwagen kann schon mit satten 300 km/h durch die Steilkurven donnern.

Daniel Wieberneit beruhigt aber sofort: "Wir fahren bei den Renntaxifahrten bei weitem nicht so schnell". Den meisten jungen Beifahrern gehe es ohnedies nicht um hohe Geschwindigkeiten, sondern ums Dabeisein, ums Rennfeeling.

Nächste Charity-Veranstaltung ist geplant

In diesem Herbst steht auf dem Lausitzring die nächste Charity-Veranstaltung an. Wieberneit wird mit seinem Nascar-Rennwagen erneut dabei sein. "Ich hoffe, das sich viele Familien anmelden", so der Radeberger, der von tiefer Dankbarkeit spricht, die "uns die Eltern und die kranken Kinder geben".

Aber mit Dankbarkeit alleine lässt sich so ein Nascar-Rennwagen natürlich nicht bezahlen. Wartung, Betrieb, Fahrtkosten, all das kostet ja schließlich auch Geld. Mit ein Grund, warum er "Wie Car hilft" gründete. Um so aktiver auf Sponsoren zugehen zu können, die mithelfen können, solche Goodwill-Wochenenden auf dem Lausitzring mitzufinanzieren.

Bevor Familie Schott an diesem Nachmittag aufbricht, will man von Theo und Benno wissen, ob sie beim kommenden Renntaxi-Wochenende im Herbst vom 30. September bis 1. Oktober wieder dabei sein werden. Fragende Blicke zum Vater. Der lächelt, nickt. "Ich denke, das wäre möglich", so der Radeberger. Benno freut sich, Bruder Theo sagt nichts. Aber sein Gesicht strahlt, als Daniel Wieberneit noch mal aufs Gaspedal tritt.

Der Verein "Wie Car hilft" sucht Mitglieder (Jahresbeitrag 60 Euro), Sponsoren und Gönner. Interessenten können sich an Daniel Wieberneit, Tel.: 0172/7978268, wenden. Wer den Verein und die von ihm durchgeführten Renntaxifahren unterstützen möchte, kann dies gerne tun. Spendengelder können auf das Konto DE 02850950047959161008 überwiesen werden. Klar: eine Spendenquittung gibt es natürlich auch.