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Betrugsanrufe im Rödertal: "Hallo Mama"

Schockanrufe oder Enkeltrick per Messenger-Dienst: Im Rödertal versuchen Betrüger, über diesen Weg Geld von ihren Opfern zu ergaunern. Simone Kopsch hatte pures Glück, dass sie nicht darauf hineinfiel.

Von Verena Belzer
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Oftmals versuchen Betrüger Geld von älteren Menschen zu ergaunern, indem sie ihnen am Telefon eine Lügengeschichte auftischen.
Oftmals versuchen Betrüger Geld von älteren Menschen zu ergaunern, indem sie ihnen am Telefon eine Lügengeschichte auftischen. ©  Sven Ellger/Symbolbild

Radeberg. Simone Kopsch dachte sich nichts Böses dabei. "Hallo Mama", begann die Nachricht per WhatsApp. So, wie ihr Sohn ihr eben schreibem, sagt sie. Sie solle nicht stutzig werden, er habe sein Telefon verloren und eine neue Nummer, die könne sie gleich einspeichern und die alte löschen. "Dann hat er geschrieben, dass er ein Problem habe", berichtet Simone Kopsch. "Er müsse dringend eine Rechnung überweisen, komme aber gerade nicht an gewisse Daten ran, weil er ja sein Handy verloren habe."

Stutzig wurde die 59-Jährige da immer noch nicht. "Ich wollte ja nur meinem Sohn helfen, ich fand das schon plausibel." Doch in diesem Moment kam ihr eine Sache zugute: Simone Kopsch tätigt keine Überweisungen per Internet. Daher antwortete sie ihrem vermeintlichen Sohn, er solle bitte seinen Vater fragen - sie könne ihm nicht helfen. "Dann kam zurück, ich solle doch bitte für ihn den Vater fragen", erinnert sich Simone Kopsch, die in der Nähe von Großröhrsdorf wohnt.

Gesagt, getan. "Aber mein Mann hat dann gemeint, wir sollten ihn doch einfach mal anrufen und fragen, was los ist. Auf seiner 'alten' Nummer." Und siehe da, der Sohn meldete sich, er hatte sein Handy nämlich gar nicht verloren. "Rechnung überweisen? Ich weiß von nichts", habe er geantwortet, erzählt seine Mutter.

"Man denkt immer, einem selbst passiert so ein Betrugsversuch nicht", sagt die Großröhrsdorferin. "Und man denkt ja erst einmal nichts Schlechtes, wenn man so eine Nachricht bekommt. Würde ich online Überweisungen tätigen, hätte ich für meinen 'Sohn' sicher Geld überwiesen, auch ohne nochmal mit ihm telefonisch darüber gesprochen zu haben."

Nun habe sie noch einmal Glück gehabt, sagt Simone Kopsch und will andere Menschen warnen. Sie sei am nächsten Tag sofort zur Polizei gegangen. Als sie noch einmal auf der vermeintlich neuen Nummer ihres Sohnes angerufen habe, sei die Mailbox rangegangen. Die Textnachrichten jedenfalls waren in einwandfreiem Deutsch verfasst.

Die meisten Betroffenen erkennen den Betrug - doch manchmal haben die Betrüger Erfolg

So wie Simone Kopsch erging es in den vergangenen Monaten mehreren Menschen in und um Radeberg - sie wurden Opfer von Betrugsversuchen per WhatsApp oder von Schockanrufen, die Polizei berichtet regelmäßig darüber. In den allermeisten Fällen erkannten die Betroffenen jedoch den Betrug. Tun sie das nicht, sind oftmals mehrere tausend Euro weg.

Erst kürzlich versuchten beispielsweise Betrüger in Kamenz Geld per Schockanruf zu ergaunern. Die Tochter der Angerufenen sollte einen Verkehrsunfall verursacht haben, bei dem eine Person verstorben sei. Die Frau sollte für die Kaution der Tochter einen hohen fünfstelligen Betrag bezahlen. Die Kamenzerin rief ihre richtige Tochter an und deckte so den Schwindel auf.

Deutsche Rentenversicherung warnt von Trickbetrügern

Und auch die Deutsche Rentenversicherung warnt derzeit vor Trickbetrüger-Anrufern. Es sei ausgeschlossen, dass die Sozialversicherungsnummer oder im Rentenkonto gespeicherte Daten aufgrund einer telefonischen Anfrage gesperrt oder gelöscht würden, teilt die Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland mit. Außerdem kontaktiere der Rentenversicherungsträger seine Mitglieder nur in wenigen Fällen unangekündigt per Telefon.

Die Polizei empfiehlt, grundsätzlich nicht auf Zahlungsforderungen am Telefon oder per Messenger einzugehen

Die Polizeidirektion Görlitz empfiehlt den Angerufenen am Telefon stets wachsam zu sein - besonders wenn Geld gefordert wird. "Die Täter bedienen sich zahlreicher Tricks, geben sich als Verwandte aus, gaukeln Notsituationen vor und nennen neue Telefonnummern von angeblichen Angehörigen", erklärt Pressesprecherin Anja Leuschner. "Oftmals sind die Kriminellen auch sehr hartnäckig und üben starken emotionalen Druck auf ihre Opfer aus."

In einigen Fällen ließen die Täter nach Polizeiangaben ihre Opfer bis zur Geldübergabe nicht vom Telefon. "Daher sollten sofort die Alarmglocken klingeln, wenn irgendjemand, egal ob Enkelin, Sohn, vermeintlicher Polizist oder Anwalt, am Telefon nach Geld, sensiblen Daten oder Wertgegenständen fragen."

Die Angerufenen sollten das Telefonat beenden und ihre Angehörigen, Nachbarn oder Freunde kontaktieren. Um eine Übersicht über die Aktivität der Täter zu bekommen, sei es zusätzlich erforderlich, die Polizei zu informieren. Grundsätzlich solle nicht auf Zahlungsforderungen über Messenger-Dienste eingegangen werden, geprüft werden, ob die Nummer eines vermeintlichen Angehörigen tatsächlich geändert wurde und persönlichen Kontakt aufnehmen und unbekannte Nummern nicht sofort als Neukontakt gespeichert werden.