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Radebergs große Energiespar-Ziele - was ist daraus geworden?

Radeberg muss bis 2028 einen Wärmeplan vorlegen und wollte dafür zum 1. September 2023 einen Energiemanager einstellen. Die Stelle gibt es aber bis heute nicht. Woran hakt es?

Von Verena Belzer
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Bis Mitte 2028 müssen alle Kommunen einen Wärmeplan vorlegen - auch Radeberg. Der Weg dorthin dürfte jedoch teuer werden.
Bis Mitte 2028 müssen alle Kommunen einen Wärmeplan vorlegen - auch Radeberg. Der Weg dorthin dürfte jedoch teuer werden. © dpa (Symbolfoto)

Radeberg. Es ist noch nicht so lange her, als alle Energie sparen wollten. "Wir sollten nun alle Register ziehen, jede Einsparung macht uns unabhängiger vom Energiemarkt." Die Worte stammen von Wir-für-Radeberg-Stadtrat Gabor Kühnapfel. Gefallen sind sie im Oktober 2022. Zur Erinnerung: Russland hatte die Ukraine damals bereits überfallen, und gen Westen kam kein Gas mehr. Die Konsequenz: eine massive Verteuerung von Energie.

Die Folgen der Energiekrise waren steigende Kosten in nahezu allen Bereichen - vom Benzin bis zu den Lebensmitteln. Im Radeberger Rathaus wurde die Zimmertemperatur gedrosselt und Außenbeleuchtungen auf den Prüfstand gestellt. Während der Advents- und Weihnachtszeit leuchtete die Innenstadt deutlich weniger als in den Jahren zuvor.

In diese Zeit fiel auch der Plan der Radeberger Stadtverwaltung, einen Energiemanager einzustellen - der sich eben darum kümmern sollte, die Energiekosten für die Stadt zu reduzieren. Was ist mit diesem Manager passiert? Gibt es ihn überhaupt?

Antrag der Stadt auf Geld für Energiemanager abgelehnt

"Wir brauchen einen Anfang", hatte Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) in der Sitzung im Herbst 2022 gesagt - und selbstkritisch mit angeführt, dass man sich zu lange nicht gekümmert habe. Und das trotz eines eigenen "Kommunalen Klima- und Energieschutzkonzepts", das jahrelang in der Schublade lag und auf Umsetzung wartete.

Doch mit Beginn der Energiekrise sollte durchgestartet werden, die Stadt sprach sich dafür aus, an einem Förderprogramm teilzunehmen. Damit wäre eine volle Stelle für einen Energiemanager zu 90 Prozent gefördert worden - und das über einen Zeitrahmen von drei Jahren. Der Energiemanager hätte zum September vergangenen Jahres seine Arbeit beginnen sollen.

Doch Radeberg hat immer noch keinen Energiemanager. Der Grund: "Der Antrag wurde aufgrund der Haushaltssperre des Bundeshaushaltes abgelehnt", teilt Sarah Günther auf Nachfrage von Sächsische.de mit.

OB Höhme: "Mit eigenen Ressourcen nicht leistbar"

Kann Radeberg nun das Thema Energiemanagement mit den eigenen Kapazitäten stemmen? "Die Stadtverwaltung Radeberg möchte und muss meiner Meinung nach dieses für die Zukunft wichtige Thema angehen, jedoch sind die Aufgaben, die ein Energiemanager oder eine Energiemanagerin hätte übernehmen sollen, mit den vorhandenen Ressourcen nicht leistbar", teilt OB Höhme mit.

Die Stelle wäre zu 90 Prozent gefördert worden. Mehr als die restlichen zehn Prozent sind im aktuellen Haushalt der Stadt nicht vorgesehen. "Es muss daher nun der Stadtrat darüber befinden, ob auch ohne Förderung ein Energiemanager eingestellt, sprich eine neue Stelle geschaffen werden soll", sagt Günther. Ob dies angesichts der eher knapp gefüllten Kasse überhaupt möglich ist, bleibt fraglich.

Die Aufgaben eines städtischen Energiemanagers wären vielfältig gewesen: die Erfassung und Bewertung energetischer Liegenschaftsdaten, die Definition eines Einsparziels, die Planung und Begleitung von Optimierungsmaßnahmen, die Heizungssteuerung in allen kommunalen Gebäuden und der Straßenbeleuchtung im gesamten Stadtgebiet.

Radeberg muss bis 2028 einen Wärmeplan vorlegen

Im Herbst 2022 war von bis zu 30 Prozent Einsparpotenzial die Rede. Das ist nun hinfällig. Was das für Radeberg bedeutet? Entscheidet sich der Stadtrat nicht dafür, eine weitere Stelle im Rathaus aus eigenen Mitteln zu finanzieren, gibt es auch niemanden im Rathaus, der die kommunale Wärmeplanung vorantreiben kann.

"Ein herausragendes Ziel der Wärmeplanung ist es, den vor Ort besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgung zu ermitteln. Der Bund unterstützt finanziell und beratend bei der Erstellung der Wärmepläne", schreibt das Bundesbauministerium dazu auf seiner Homepage.

Zu einem kommunalen Wärmeplan sollen Städte und Gemeinden ab 10.000 Einwohner verpflichtet werden. Ein Konzept, ob sie Fern- oder Nahwärmeversorgung einführen und welche Wohngebiete an ein entsprechendes Netz angeschlossen werden, müssen Großstädte wie Dresden, Leipzig oder Chemnitz bis Ende 2027 vorlegen. Kommunen von der Größe Radebergs bekommen bis Ende 2028 Zeit. Aktuell versorgt die Wärmeversorgung Radeberg (WVR) die kommunalen Einrichtungen der Stadt und rund ein Drittel aller Wohnungen Radebergs mit Fernwärme.

"Ohne Energiemanager sehe ich für die Umsetzung eines kommunalen Wärmeplans schwarz", sagt OB Höhme. Die an der IKZ Rödertal beteiligten Kommunen hätten zwar einen gemeinsamen Fördermittelantrag für die kommunale Wärmeplanung eingereicht. "Zum einen steht jedoch in den Sternen, ob dieser genehmigt wird, und zum anderen könnte über diesen auch nur die Projektplanung finanziert werden, wenn auch zu 100 Prozent." Personalkosten seien keine enthalten.

Für OB Höhme ist klar: "Mit den vorhandenen Ressourcen können wir der großen Herausforderung nicht Herr werden."