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Großprojekt in Ottendorf-Okrilla: Gemeinde plant neue Ortsmitte

Ottendorf-Okrilla plant ein Mega-Projekt. Weil die Gemeinde keinen richtigen Ortskern hat soll, eine neue Ortsmitte entstehen. Was geplant ist und wie die Werbetrommel läuft.

Von Siri Rokosch
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Noch sieht es an der Gaswerkstraße 4 in Ottendorf-Okrilla
grau und trist aus, doch das könnte sich bald ändern, denn hier soll die neue Ortsmitte entstehen.
Noch sieht es an der Gaswerkstraße 4 in Ottendorf-Okrilla grau und trist aus, doch das könnte sich bald ändern, denn hier soll die neue Ortsmitte entstehen. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. In Ottendorf-Okrilla sucht man vergebens nach einem richtigen Ortskern. Die Kirche steht zwar auf einer Anhöhe, ist aber umgeben von zwei Hauptstraßen. Geschäfte, Cafés und Restaurants oder das Rathaus sind dort nicht zu finden. Alles in der Gemeinde ist verstreut.

Neben dem Neubau des Rewe-Merktes an der B97, wo auch der Drogeriemarkt "dm" einziehen soll, und Gäste in einer Filiale des Mühlenbäckers sitzen können, und sich später sogar ein Ärztehaus ansiedeln soll, ist nun das nächste Großprojekt geplant. Eine richtige Ortsmitte muss her. Das ist aber gar nicht so einfach, und deshalb hat sich die Gemeinde Unterstützung geholt.

Was ist in Ottendorf-Okrilla geplant?

Insgesamt 8,56 Hektar stehen auf dem Gelände des alten Betonwerks, an der Gaswerkstraße 4, zur Verfügung. Dort könnten neue Wohnungen, öffentliche Gebäude, Cafés, ein Park mit Spielplatz und Fitnessgeräten, eventuell sogar ein Kongresszentrum, sowie ein Schul- und Sportzentrum und neue Infrastruktur für Gewerbe sowie Neubauten für die Kinderbetreuung entstehen. Der Ideen gibt es viele.

Eine richtige neue Wohlfühl-Oase ist geplant. "Wir wollen eine richtige, belebte Ortsmitte, in der sich die Menschen treffen, und zwar langfristig", sagt Ottendorfs Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos), der nach eigenen Angaben bereits seit Amtsantritt mit dieser Idee liebäugelt.

"Das wird eine Hausnummer werden, für die Verwaltung eine große Herausforderung", weiß er, doch er brennt für die Idee. "Am 20. Oktober wollen wir den Stand der Planung den Gemeinderäten vorlegen", kündigt Pfeiffer an. Und auch die Einwohner würden durch eine geplante Bürgerbefragung um ihre Meinung gebeten werden.

Wie kann der Plan in Ottendorf-Okrilla umgesetzt werden?

Auch für den Bürgermeister ist das völliges Neuland. Deshalb haben er und die Gemeindeverwaltung sich Unterstützung geholt. Die Landesdirektion wolle bereits im September Wege aufzeigen, wie so ein Mega-Projekt umgesetzt werden könne. Natürlich gehe dies nicht ohne Fördermittel, erklärt der Bürgermeister. Diese könnten sowohl beim Land Sachsen als auch beim Bund beantragt werden.

Doch so weit sind die Planungen noch nicht fortgeschritten: "Ich muss betonen, dass wir momentan nur eine Idee haben, das wird das nach dem Landesentwicklungsplan vom Freistaat Sachsen nicht genehmigungsfähig wäre", so Pfeiffer. Eine neue Ortsmitte zu errichten bedürfe der Zustimmung von Landesdirektion, dem regionalen Planungsverband und dem Landkreis.

Bereits am 12. Juli fand ein Treffen mit Staatssekretärin Barbara Meyer (Freistaat Sachsen, SMR) und ihrem für Planungsfragen zuständigen Kollegen Michael Schramm zu dem Thema in Ottendorf-Okrilla statt.

Die Pläne stoßen derzeit allerdings an Grenzen der Regionalplanung in Sachsen. Deshalb soll ein "Zielabweichungsverfahren" geprüft werden. Ottendorf-Okrilla liegt direkt an der Landeshauptstadt Dresden und spüre daher auch die Folgen des Wachstums dort.

Auch durch die Neuansiedlung des taiwanischen Chipherstellers TSMC, der ein neues Halbleiterwerk in Dresden errichten will, würden vermutlich weitere Arbeitskräfte in die Gegend ziehen, und einiger wollen eventuell lieber ländlich - und vielleicht in Ottendorf - wohnen, denkt Rico Pfeiffer zukunftsorientiert. Darauf wolle die Gemeinde mit mehr Wohnraum reagieren.

Im nächsten Schritt wurde der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) eingeladen. Ihn will der Bürgermeister am 18. August in seine Pläne einweihen und um Unterstützung bitten.

Welche Hürden gibt es für eine neue Ortsmitte in Ottendorf-Okrilla noch zu nehmen?

Das alte Betonwerk Ottendorf-Okrilla steht seit 2004 leer. Es gehört dem Bauunternehmer Alois Dechant, mit dem Rico Pfeiffer seit zwei Jahren in Kontakt stehe. "Wir haben ein gutes Verhältnis, um das Gelände gemeinsam entwickeln zu können", sagt der Bürgermeister Sächsische.de.

Der Eigentümer stünde einem Verkauf des Geländes wohlwollend gegenüber. Der Preis werde zwar noch verhandelt, doch auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung im September stehen die Grundstücksgeschäfte zur Diskussion.

Die Idee eine neue Ortsmitte in Ottendorf zu schaffen, gibt es schon lange. Bereits im Jahr 2013 hatte die TU Dresden Studien dazu durchgeführt. Namen wie "Grünes Zentrum", "Central Park" und "Insel im Grünen" waren im Gespräch. Dann verlief das Projekt wieder im Sande, das Areal lag im stillen Schweigen.

Wenn die Zustimmung der "oberen Behörden" erfolgt ist, könnte ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden. Doch bis dahin wird wohl noch ein wenig Zeit ins Land gehen.

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