Radeberg
Merken

Wird aus dem Arnsdorfer Gehweg "Am Stockteich" nun eine Verkehrsstraße?

In Arnsdorf soll ein Bebauungsplan aus den 1990-er Jahren umgesetzt werden. Die Anwohner sind dagegen und schlagen andere Lösung vor.

Von Siri Rokosch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
in Arnsdorf ist die Einfahrt von der Stolpener Straße in die Westraße zum Wohngebiet seit Kurzem gesperrt. Die Anwohner sollen 1,5 Kilometer weiter fahren.
in Arnsdorf ist die Einfahrt von der Stolpener Straße in die Westraße zum Wohngebiet seit Kurzem gesperrt. Die Anwohner sollen 1,5 Kilometer weiter fahren. © Christian Juppe

Arnsdorf. Das Wirrwarr um zwei Straßen in das Arnsdorfer Wohngebiet Weststraße geht in die nächste Runde. Gegen die Schließung für den Durchgangsverkehr der Weststraße, mit Anschluss an die Stolpener Straße, hat sich eine Interessensgemeinschaft Weststraße gegründet. Die Straße soll zumindest von der Kreuzung Am Schwedenteich bis zur Stolpener Straße befahrbar bleiben, denn sonst müssten alle Anwohner, die nach Radeberg oder Dresden zur Arbeit müssen, etwa 1,5 Kilometer weiter durch den Arnsdorfer Ortskern fahren.

Doch das ist vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) so nicht vorgesehen. Stattdessen soll eine andere Straße - Am Stockteich - zur Durchgangsstraße werden. Denn dort besteht Baurecht, wenn auch aus den 1990-er Jahren, und für die Weststraße nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Straßen-Wirrwarr im Überblick.

Wie ist das Straßenproblem überhaupt entstanden?

Seit dem Spätsommer ist die Weststraße in Arnsdorf bis zur Stolpener Straße, welche nach Radeberg und Dresden führt, gesperrt. Grund ist ein nicht umgesetzter Bebauungsplan aus dem Jahr 1991. Zur Stolpener Straße, der S159, kommen die Anwohner der 78 Häuser des Wohngebietes Weststraße nur noch über einen Umweg.

Die Weststraße vom Wohngebiet bis zur Stolpener Straße war im Bebauungsplan aus den 1990er-Jahren nie als Durchgangsstraße konzipiert. Stattdessen sollte die Rudolf-Breitscheid-Straße bis zur Straße Am Stockteich durchgängig und als zweiter Rettungsweg genutzt werden. Doch die Rudolf-Breitscheid-Straße endet an der Kreuzung zur Mozartstraße und ist derzeit nur ein beleuchteter Geh-und Radweg.

Laut Bebauungsplan soll die Straße Am Stockteich als zweiter Rettungsweg zur Straße ausgebaut werden. Doch ist das sinnvoll?
Laut Bebauungsplan soll die Straße Am Stockteich als zweiter Rettungsweg zur Straße ausgebaut werden. Doch ist das sinnvoll? © Christian Juppe

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) hatte verfügt, dass die Weststraße bis zur Stolpener Straße für den Verkehr gesperrt werden müsse. Sie sei unter anderem zu schmal, teils werden die Fahrzeuge durch halbseitige Inseln abgebremst, es gibt abgesenkte Bordsteine und es fehlen Lärmschutzwände. Ein Ausbau sei wegen der angrenzenden Wohnhäuser weder vorgesehen noch umsetzbar.

2021 wurde neben der bestehenden 30er-Zone ein weiteres Verkehrsschild aufgestellt: Anliegerbeschränkt. "Doch das hat nichts gebracht. Die Polizei hatte versucht, diese Anordnung zu prüfen und vermehrt Kontrollen durchgeführt - ohne Ergebnis", erklärt Arnsdorfs Bürgermeister Frank Eisold (parteilos)

Das Lasuv hatte 2020 dem Antrag auf Baugenehmigung, um den Anschluss der Weststraße an die Stolpener Straße zu errichten, eine Absage erteilt. Eine Verkehrszählung bestätigte im Herbst 2021, dass zu viele Fahrzeuge die Weststraße nutzen. "Das Lasuv hat uns aufgefordert, die Weststraße sofort abzubinden", sagt Eisold. "Wir haben anschließend einen Stufenplan mit dem Lasuv vereinbart, um den zweiten Rettungsweg zu sichern."

Somit wurde die Weststraße im Juli dieses Jahres auf einem Abschnitt von rund 100 Metern bis zur Anbindung an die Stolpener Straße für alle motorisierten Fahrzeuge außer landwirtschaftlichen gesperrt. Landwirte dürfen bis zum angrenzenden Feld die Weststraße von der Stolpener Straße aus nutzen, sonst niemand und auch nicht Richtung Hauptstraße in den Ortskern hinein.

Nun soll der alte Bebauungsplan umgesetzt werden. Das heißt, der kurze Fußweg zwischen der Rudolf-Breitscheid-Straße und der Straße Am Stockteich soll jetzt ausgebaut werden. Dieser Bereich war ja im Bebauungsplan bereits als Durchgangsstraße beziehungsweise als zweiter Rettungsweg, geplant. Dort besteht Baurecht.

So stellen sich die Anwohner die Lösung des Straßenproblems in Arnsdorf vor: Ein Poller an der Weststraße soll den Durchgangsverkehr Richtung Ortsmitte verhindern, die Zufahrt zur Stolpener Straße aber gewährleisten.
So stellen sich die Anwohner die Lösung des Straßenproblems in Arnsdorf vor: Ein Poller an der Weststraße soll den Durchgangsverkehr Richtung Ortsmitte verhindern, die Zufahrt zur Stolpener Straße aber gewährleisten. © Quelle: Carola Pohle Interessens

Was fordern die Anwohner?

Die Interessensgemeinschaft der Arnsdorfer Anwohner sieht das anders. Im Gespräch mit Sächsische.de sagt Carola Pohle: "Die Gesetze müssten nach den Bedürfnissen der Bürger geändert umgesetzt werden." Für die Anwohner machten die Pläne wenig Sinn.

"Wir fordern, dass auf der Weststraße ein Poller in Höhe der Kreuzung Am Schwedenteich errichtet wird", erklärt Carola Pohle. Das würde bedeuten, dass niemand mehr in den Ortskern auf der Weststraße fahren könnte, die Zu-und Abfahrt von der Stolpener Straße Richtung Radeberg und Dresden aber gesichert sei.

Den Gehweg Am Stockteich zur Straße auszubauen, würde dazu führen, dass die Rudolf-Breitscheid-Straße mit Fahrzeugen überlasten werden würde. "Diese Straße ist auch nicht für den Durchgangsverkehr gebaut worden und müsste ausgebaut werden", gibt Pohle zu bedenken.

Ein Ausbau der kompletten Weststraße - ohne einen Poller als Straßensperrung einzufügen - würde zu Staus auf der Hauptstraße führen, sagt die Interessensgemeinschaft. "Dort ist die Post an der Ecke und es wird Be-und Entladen. Außerdem müssen alle aus dem Wohngebiet links abbiegen, erst auf die Hauptstraße und dann wieder links auf die Stolpener Straße. Das bedeutet Stau", sagt Pohle.

Sie erklärt, dass es einen ähnlichen Fall auch in Stolpen gibt. Dort wurde eine Schranke an der Rudolf-Peschke-Straße an den Pfarrfelden errichtet. "Das muss doch auch bei uns gehen", fordert die Arnsdorferin.

Gibt es eine Lösung?

Die Interessensgemeinschaft Weststraße hatte Mitte November eine Unterschriftenaktion gestartet, bei der 216 Anwohner unterzeichnet haben. Darin forderten sie eine Änderung des Bebauungsplanes, die Anbindung der Weststraße an die Stolpener Straße, mit Verhinderung des Durchgangsverkehrs durch einen Poller oder eine Schranke und den Erhalt des Geh-und Radweges zur Rudolf-Breitscheid-Straße.

Nach Angaben des Bürgermeisters Eisold sei das Lasuv bereits angeschrieben worden. "Wir haben um einen Vor-Ort-Termin im Januar mit allen Beteiligten gebeten, also mit dem Lasuv, der Interessensgemeinschaft und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung."

Die Grafik zeigt die Straßenzufahrten in Arnsdorf. Im Wohngebiet Weststraße soll die fehlende Straße Am Stockteich neu gebaut werden und die Zufahrt von der Stolpener Straße aus auf die Weststraße ist gesperrt worden.
Die Grafik zeigt die Straßenzufahrten in Arnsdorf. Im Wohngebiet Weststraße soll die fehlende Straße Am Stockteich neu gebaut werden und die Zufahrt von der Stolpener Straße aus auf die Weststraße ist gesperrt worden. ©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Bislang sei allerdings noch kein Vorschlag von der Behörde erfolgt. Es sei eine "verzwickte Situation". Wie sie endet, könne der Bürgermeister nicht abschätzen. Alle Beteiligten erwarten nun mit Spannung das Gespräch mit dem Lasuv.