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Vorfall in Radeberg: Polizei warnt vor angeblichen Interpol-Anrufen

Die Betrüger rufen ihre Opfer an und gehen sehr raffiniert vor. Sie wollen unter anderem sensible Daten abgreifen.

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Polizeibeamte ermitteln in einem Fall von versuchtem Betrug in Radeberg.
Polizeibeamte ermitteln in einem Fall von versuchtem Betrug in Radeberg. © Sebastian Schultz

Radeberg. Die Polizei warnt eindringlich vor einer neuen Betrugsmasche: Anrufer geben sich am Telefon als Mitarbeiter von Euro- beziehungsweise Interpol aus und wollen ihre Opfer so zu Überweisungen oder zur Übergabe von Geld bewegen. In einem Fall wollten die Betrüger einen 45-Jährigen in Radeberg um sein Geld erleichtern. Der Mann erhielt am Freitag, dem 29. April 2022, einen Anruf auf seinem Mobiltelefon.

Der Täter erklärte ihm auf Englisch, dass die Daten seines Personalausweises bei einem Drogengeschäft in Berlin verwendet worden seien. Europol würde sich nun darum kümmern und zur Bestätigung seiner Identität solle er mit seiner VISA-Karte 1.000 Euro überweisen.

"Der Angerufene reagierte richtig und beendete das Gespräch. Ein finanzieller Schaden trat nicht ein", teilt Sebastian Ulbrich von der Polizeidirektion Görlitz mit.Einen Monat zuvor endete ein Betrugsversuch weniger glimpflich. Am Freitag, dem 25. März, erhielt ein 45-Jähriger aus Niesky einen Anruf einer angeblichen Mitarbeiterin von Europol. Die Frau teilte ihm mit, dass seine Identität gestohlen worden sei.

Um den Sachverhalt aufzuklären, folgte er den Anweisungen am Telefon. Er gab seine Identitätsnummer bekannt und kaufte sechs Google-Play-Gutscheinkarten zu je 500 Euro. Die Nummer der Karten gab er dann am Telefon durch.

Gauner geben falsche Identitäten an

Danach forderte die Täterin ihn auf, sechs weitere Karten zu kaufen. Dies tat er nicht und beendete das Gespräch. Dem Mann entstand ein Schaden von 3.000 Euro. In beiden Fällen nahm die Kriminalpolizei die Ermittlungen auf. Nach Angaben der Polizei erfolgt die Kontaktaufnahme der Täter über das Telefon, in der Regel mittels einer Bandansage auf englischer Sprache.

"Dabei täuschen die Gauner einen Anruf einer deutschen Polizei, von Interpol oder Europol vor", so Sebastian Ulbrich. Die Betrüger geben an, dass mit der Identität beziehungsweise dem Ausweis der angerufenen Person Straftaten begangen wurden. Daraufhin folgt die Aufforderung, eine Taste zu drücken, um mit der zuständigen Polizei zu sprechen.

Die Täter rufen oftmals mit reell existenten öffentlichen Polizei- oder Rufnummern an, welche auf die 110 enden. "Die Polizei ruft nie mit der 110 an. Bei diesem sogenannten Call-ID-Spoofing werden die angezeigten Telefonnummern manipuliert", teilt Sebastian Ulbrich mit.

Polizei erfragt keine sensiblen Daten am Telefon

Die Polizei erfragt auch niemals sensible Daten am Telefon. "Im Zweifel legen Sie sofort auf und wählen selbst die öffentliche Einwahl der zuständigen Polizeidienststelle." Ziel der Täter ist es, das Opfer so zu einer kostenpflichtigen Rufnummer weiterzuleiten.

Außerdem beabsichtigen sie, dadurch sensible Daten der Angerufenen zu erlangen, um damit dann möglicherweise weitere Straftaten zu begehen. Denkbar wäre beispielsweise sich mit der Identität eines Geschädigten und dessen persönlichen Daten Zugang zum Online-Banking zu verschaffen.

Möglich wäre auch, dass die Täter nach dem Identitätsdiebstahl Bargeldüberweisungen ins Ausland veranlassen. Die Polizei rät, bei einer Bandansage sofort aufzulegen, keine Taste für eine Weiterleitung drücken und keine sensiblen Daten beziehungsweise persönliche Zugangsdaten an Unbekannte weiter geben. Außerdem sollte niemals Geld an Unbekannte übergeben oder werden. (SZ/td)