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Radebeul: Handball mit Handicap

Am 7. September empfängt das Special Olympics Team des Radebeuler Handballvereins eine Politiker-Mannschaft. Könnte eng werden für Letztere.

Von Andre Schramm
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Ein Mannschaftsfoto des Special Olympics Team des Radebeuler Handballvereins. Am Mittwoch findet ein Benefizspiel statt.
Ein Mannschaftsfoto des Special Olympics Team des Radebeuler Handballvereins. Am Mittwoch findet ein Benefizspiel statt. © RHV

Radebeul. Es passiert hin und wieder, dass Bernd Hartmann von seinem Projekt erzählen soll. Dann ist das Handball-Urgestein nicht so gut drauf. "Projekt, das klingt so nach Anfang und vor allem nach Ende", sagt Hartmann. Was man in Radebeul mache, habe aber kein Ablaufdatum, fügt er hinzu. Er spricht lieber vom SOT. Gemeint ist damit das Special Olympics Team des Radebeuler Handballvereins (RHV). Seit 2007 gibt es unter dem Dach des RHV eine Mannschaft aus Männern und Frauen mit geistigen Behinderungen – vom Autisten bis zum Handballsportler mit Sprachstörungen ist nahezu alles vertreten. Größtenteils arbeiten die Team-Mitglieder in einer Behindertenwerkstatt in der Region.

"Ursprüngliche Idee war, eine Mannschaft mit Schülern der Förderschule Anne Frank aufzubauen", erinnert sich Hartmann. Im März 2007 fand die erste Trainingseinheit in der Sporthalle Radebeul-West statt. "Ich glaube, wir waren damals sechs oder sieben. Von der Förderschule nahe der Gleisschleife in Radebeul-Ost war jedenfalls niemand dabei", schmunzelt der Radebeuler Handballfreund. Ganz leicht war die Anfangszeit nicht. "Wir mussten erst einmal klären, wie wir die Hallenmiete finanziert bekommen", erinnert er sich.

Punktspielbetrieb in Sachsen läuft

Gut 15 Jahre später kann die Radebeuler Mannschaft auf zahlreiche Erfolge verweisen: So nahmen Mitglieder u. a. an den Special Olympics Weltspielen 2007 in Shanghai und 2011 in Athen teil. Auch bei den nationalen Spielen ist das Team regelmäßig am Start. Die Mannschaft ist seither gewachsen – auf über 20 Mitglieder. "Das Training macht unglaublich viel Spaß. Es kommt einfach so viel Herzlichkeit zurück. Das muss man mal erlebt haben", schwärmt Bernd Hartmann.

2018 hatte der Radebeuler, der inzwischen beim Handballverband Sachsen für Inklusion zuständig ist, die SpecialLiga gegründet. Vier Mannschaften, darunter Fortschritt Meißen-West, der WfaA LB Glauchau, der NHV Concordia Delitzsch und eben der Radebeuler HV, treten hier im Punktspielbetrieb gegeneinander an. Gespielt wird in gemischten Teams – 2 × 15 Minuten. Kleinere Schrittfehler verzeiht der Unparteiische auch mal. "Es geht nicht so sehr um Leistung. Der Zusammenhalt im Team ist wichtig", sagt der Trainer. Derzeit arbeitet man in der Lößnitzstadt an der Gründung einer reinen Frauenmannschaft, und damit einer Seltenheit. Bundesweit gibt es gegenwärtig nur drei Frauen-Teams.

Das SOT empfängt nun am 7. September das Team von Daniela Kuge zu einem Benefizspiel. Seit geraumer Zeit ist die Landtagsabgeordnete aus Meißen Präsidentin des "Special Olympics Deutschland in Sachsen e. V.". In dieser Funktion will sie dem Sport mit geistig behinderten Menschen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. "Der RHV zeigt beispielhaft, wie Inklusion gelebt wird", sagte sie im Vorfeld. Im Aufgebot der Landespolitikerin sah es zwei Tage vor der Partie noch recht übersichtlich aus. Gesetzt sind u. a. Niederaus Bürgermeisterkandidat Hagen Pelz und Radebeuls ehemaliger Sbf-Chef Titus Reime. Hat Bernd Hartmann eine Prognose für den Spielausgang? "Wenn unser Team komplett aufläuft, dürfte es für die Gäste schwer werden", schickt er vorweg. Zuschauer sind willkommen. Anwurf ist 16.30 Uhr in der Sporthalle Radebeul-West.