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Coswiger spenden Container für die Feuerwehr in Altenahr

Weshalb die Feuerwehrleute hier auf was verzichten, die Firma UKA aus Meißen hilft mit und wie die Sachsen im Ahrtal empfangen wurden.

Von Peter Redlich
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Die Containerunterkunft am Kranhaken beim Abladen in Altenahr.
Die Containerunterkunft am Kranhaken beim Abladen in Altenahr. © Olaf Lier

Coswig/Altenahr. Die Eindrücke aus dem zerstörten Ahrtal waren für die Feuerwehrleute von Coswig einmalig. Bei ihrem Hilfseinsatz in Altenahr im Juli trafen sie die Kameraden von dort. Erfuhren davon, wie vier Standorte der dortigen Wehr total zerstört und vier weitere von den Sturzfluten stark beschädigt worden waren. Auch Coswigs Ordnungsamtsleiter Olaf Lier kannte die Gegend, weil dort in der Nähe ein bundesweites Schulungszentrum für Katastropheneinsätze ist. Lier: „Das Vorher und Nachher zu kennen, war für mich schwer beeindruckend.“

Aus diesen Bildern im Kopf ist bei den Coswigern die Idee entstanden, den Kameraden in Altenahr nachhaltig zu helfen - mit zwei Containern, in denen sie sich aufhalten können, wo es warm drin ist, die eine Toilette und eine kleine Küche haben. Lier: "Solche Container hatten wir bei der Feuerwehr in Brockwitz beim Elbehochwasser. Damals hatte sich gezeigt, dass es sehr nützlich ist, wenn die Leute, die nicht in ihre Häuser konnten, sich mal Hände waschen und auf die Toilette konnten oder der Pfarrer mal eine Besprechung am sicheren Ort durchführen konnte."

Sogar passend schon beschriftet haben die Coswiger den Container. Und auch zum Advent ein Schwibbogen aus der Elbestadt steht jetzt bei den Kameraden von Altenahr.
Sogar passend schon beschriftet haben die Coswiger den Container. Und auch zum Advent ein Schwibbogen aus der Elbestadt steht jetzt bei den Kameraden von Altenahr. © Olaf Lier
Haben den Transport begleitet (rechts und links): Coswig Ordnungsamtsleiter Olaf Lier und Stadtwehrleiter Andreas Schorbogen - gemeinsam mit dem Wehrleiter der Feuerwehr von Altenahr, Frank Lennarz (Mitte).
Haben den Transport begleitet (rechts und links): Coswig Ordnungsamtsleiter Olaf Lier und Stadtwehrleiter Andreas Schorbogen - gemeinsam mit dem Wehrleiter der Feuerwehr von Altenahr, Frank Lennarz (Mitte). © Olaf Lier

Im Coswiger Ortsteil Neusörnewitz gibt es die Firma ALHO Systembau GmbH. Dort werden genau solche Container hergestellt. Lier: "Die Nachfrage ergab, dass genau solche Container noch zu haben sind. 13.000 Euro sollten sie eingerichtet kosten." Lier und Wehrleiter Andreas Schorbogen haben mit ihren Kameraden gesprochen, ob das Geld aus der geplanten Renovierung des Treppenhauses der Wehr dafür genommen und das Wände malern noch etwas verschoben werden könnte. Von den Kameraden kam mehrheitlich Zustimmung, so Schorbogen. Der Stadtrat von Coswig gab ebenfalls grünes Licht für die Hilfsaktion.

War noch eines zu klären: Wie kommen die beiden Containerzellen nach Altenahr. ALHO hat eine Fachfirma für den Transport organisiert. Kosten: rund 3.000 Euro. Weil sich die Hilfsaktion der Coswiger zum Beispiel über den stellvertretenden Wehrleiter Sven Kunath rumsprach, über Schüler und Eltern sogar bis Meißen, erklärte sich die dortige Firma UKA Meißen Projektentwicklung GmbH & Co. KG bereit, die Transportkosten zu übernehmen. Deren Teamleiter Projektentwicklung Frank Buchholz: „Wir wollten etwas ganz Konkretes machen zur Hilfe, nicht einfach nur Geld spenden.“ Ad hoc im Sommer haben die UKA-Mitarbeiter schon gesammelt für Notstromaggregate fürs Ahrtal. Jetzt hat die Firma die 3.000 Euro übernommen.

Sicherer Platz oberhalb des Ahrtales

Vor wenigen Tagen waren Wehrleiter Andreas Schorbogen und Olaf Lier mit dem großen Transport in Altenahr. Vorher hatten sie mit den dortigen Kameraden besprochen, wo die Container platziert werden, wie groß das Fundament sein muss. Alles sollte passen.

Frank Lennarz, der Wehrleiter von Altenahr hat für die Fahrzeuge und Pumpen einen Platz oberhalb des Tals gefunden, ein ehemaliger Parkplatz für Wanderer, sicher vor Fluten und ein Startpunkt für die Feuerwehrfahrzeuge zu möglichen Bränden in alle Ortsteile. Was jetzt bei all den immer noch zerstörten Verbindungsstraßen ohnehin schwierig ist. Untergebracht ist die Technik, die Fahrzeuge in einer großen Zelthalle, welche auch Sachsen gespendet haben, nämlich Dresdner. Die Zelthalle ist im Winter kalt und hat keine sanitären Anlagen.

Frank Lennarz: „Für die Kameraden etwas zu haben, wo wir im Warmen uns besprechen können, Tee kochen und eine Toilette haben, das kommt genau richtig. Unsere 38 Kameraden an diesem Standort sind sehr dankbar für die große Hilfe und Spende aus Coswig.“ Inzwischen haben die Container Strom- und Wasseranschlüsse bekommen und sind nutzbar.

Die Bilder vor Ort sind noch erschreckend

So sieht es immer noch im Ahrtal aus, obwohl schon viele zerstörte Bauten weggeräumt sind.
So sieht es immer noch im Ahrtal aus, obwohl schon viele zerstörte Bauten weggeräumt sind. © Olaf Lier

Andreas Schorbogen und Olaf Lier haben von einer Fahrt durch den Ort und von einem Aussichtspunkt Fotos auf ihren Handys. Darauf ist zu sehen, was alles noch nicht geht und wie die Menschen in der Kürze der Zeit auch schon aufgeräumt haben. Wegweiser im Ortszentrum zeigen zwar die Richtungen an, in die allerdings noch keine Straßen befahrbar sind. Direkt an der Ahr sind die zerstörten Gebäude schon beseitigt. Eine wichtige Verbindungsstraße ist im Bau, vielleicht Weihnachten fertig.

Andreas Schorbogen: „Angesichts dieser Bilder und der Freude über unsere Hilfe kann unsere Treppenhaussanierung noch ein wenig warten.“