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Eine Oase, die überdauert

Am 22. Mai 1921 wurde das Weinböhlaer Elbgaubad feierlich eröffnet. Im Sommer soll es eine Feierlichkeit zum 100. Jubiläum geben.

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Das Bad wurde auf dem Gelände des einstigen Pfeilschen Teiches angelegt.
Das Bad wurde auf dem Gelände des einstigen Pfeilschen Teiches angelegt. © Gemeinde Weinböhla

Von Julian Wolf

Weinböhla. Wirft man einmal einen Blick in die Ortschronik der Gemeinde Weinböhla, sieht man sofort, dass sich im Erholungsort in den letzten hundert Jahren viel getan hat. Nicht alle Institutionen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet und erbaut wurden, haben überlebt oder werden gar noch betrieben. Die Dampfbadeanstalt Seidel auf der heutigen Alten Weinbergstraße sowie die Badeanstalt „Quisisana“ in der Laubenstraße wurden so zum Beispiel Mitte der 1900er-Jahre abgerissen. Lediglich das Elbgaubad hat als letzte der Badeanstalten überdauert. Jetzt feiert es sein 100-Jähriges.

Pfeilscher Teich wird zum Elbi

„Morgen, Sonntagnachmittag zwei Uhr wird durch eine schlichte Feier vor geladenen Gästen das Elbgaubad durch seinen Gemeindevorstand Glöckner seiner Bestimmung übergeben werden“, berichtete das Coswiger Tageblatt einen Tag vor der Eröffnung des Schwimmbades am 21. Mai 1921. „Die Besucher des sich anschließenden Schau- und Werbeschwimmens können deshalb erst gegen drei Uhr eingelassen werden. Die rechte Längsseite des Bades bleibt den geladenen Gästen, die Sprungturmseite den Dresdner Schwimmern vorbehalten.“

Bei der Eröffnung des Elbgaubades dabei zu sein, war ein Privileg, das den Initiatoren und Bauherren vorbehalten war. Ins Wasser springen und sich vergnügen, ging erst in den Nachmittagsstunden. Bevor sich das Naturbad großer Beliebtheit bei Jung und Alt erfreuen konnte, war es ein langer Weg. Denn die Bemühungen um die Schaffung eines der Gesundheitspflege dienenden Bades gehen bis in das Jahr 1908 zurück.

Mit Zylinder und Sonnenschirm - Amtshauptmann Dr. Sievert spricht am 22. Mai 1921 zur Baderöffnung zu den geladenen Gästen. Die Bürger durften erst nachmittags ins kühle Nass springen.
Mit Zylinder und Sonnenschirm - Amtshauptmann Dr. Sievert spricht am 22. Mai 1921 zur Baderöffnung zu den geladenen Gästen. Die Bürger durften erst nachmittags ins kühle Nass springen. © Gemeinde Weinböhla

Damals waren die treibenden Kräfte Schuldirektor O. Wehner und Bürgermeister F. Bernhard Glöckner. Nach zehn Jahren Diskussion entschied sich der Weinböhlaer Gemeinderat am 18. Mai 1918 zur Errichtung eines offenen Schwimmbades. 1920 erwarb die Gemeinde eine Fläche von rund 5.000 Quadratmetern vom damaligen Eigentümer des Zentralgasthofes, Otto Schlosser.

Auf dem Gelände lag damals der Pfeilsche Teich. Nach neun Monaten Bauzeit wurde das Freibad mit einer Festrede vom damaligen Amtshauptmann Dr. Sievert und dem Bürgermeister F. Bernhard Glöckner der Weinböhlaer Bevölkerung übergeben und auf den Namen „Elbgaubad“ getauft. Erbaut wurden die Schwimmanlagen von Baumeister Starke sowie dem Bauunternehmer Grahl. Die Grünanlagen gestaltete Landschaftsgärtner Langendorf. Badeanstaltsbesitzer Beyer fungierte als erster Bademeister des heute kurz „Elbi“ genannten Bades.

Rekord mit fast 1.000 Besuchern

Im Jahresbericht der Gemeindeverwaltung von 1927 wurde notiert, dass 11.945 Personen, darunter 6.580 Kinder und 5.365 Erwachsene, das Bad besuchten. Darüber hinaus wurde das Bad von den Mannschaften der Polizeischule Meißen einmal pro Tag für Trainingszwecke genutzt. Damals wie heute ist das große Schwimmbecken in einen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich geteilt und auch eine Wasserrutsche sorgte in den 1920er-Jahren bereits für großen Badespaß bei den Kindern. Laufstege, Sonnenbaden, Sport im Freien und ein Erfrischungsstand machten das Elbgaubad zu etwas Besonderem. Auch eine Sprunganlage an der Westseite des Badebeckens war vorhanden.

Vereinswettkämpfe und Schulschwimmen belebten den Badebetrieb. Im Jahr 1929 wurde das größte Naturbad des Meißner Landes bedeutend vergrößert und ein Sonnen- und Luftbad wurde an der Schwimmabteilung angebaut.

Das Elbgaubad am 10. Mai dieses Jahres - das warme Wetter lässt auf sich warten.
Das Elbgaubad am 10. Mai dieses Jahres - das warme Wetter lässt auf sich warten. © Norbert Millauer

Seitdem erfolgten ständig Erweiterungen und Erneuerungen am Bad. In den 1950er-Jahren erhielt das Elbgaubad eine Einmauerung an der Westseite, einen drei Meter hohen Stahlsprungturm und die 50-Meter-Bahnen wurden für das wettkampfmäßige Schwimmen ausgebaut. In den 1960er- und 1970er-Jahren erwarb die Gemeinde Weinböhla angrenzendes Land zur Verbreiterung der Liegewiesen, zum Bau eines Ballspielplatzes sowie eines Planschbeckens für die jüngsten Badegäste. 1976 wurde zudem die Toilettenanlage modernisiert. Einen großen Anteil an der ständigen Erweiterung hatte dabei Bade- und Schwimmmeister Max Schneider. Von 1980 bis 1984 erfolgte eine völlige Neugestaltung der Neben- und Außenanlagen.

Der 17. Juli 1977, der mit 39 Grad Lufttemperatur der bis dahin der heißeste Tag in Weinböhla war, brachte für das Elbgaubad mit knapp eintausend Gästen einen Besucherrekord. Ob dieser noch einmal gebrochen werden kann, ist fraglich, obwohl sich die inzwischen mehrfach sanierte Badeanstalt auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Doch stehen die Chancen, die Rekordzahl bei der Jubiläumsfeier zu schaffen, gut. Diese soll im Sommer stattfinden.

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