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Bei Radebeuls erster Fahrradstraße hat die Stadt mit Problemen zu kämpfen

In einem Pilotprojekt sollen An der Festwiese und auf der Uferstraße Radfahrer Vorfahrt bekommen. Doch das Einführen einer Fahrradstraße ist wegen des Parkplatzes schwerer als gedacht.

Von Silvio Kuhnert
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An der Festwiese dürfen Autos derzeit noch senkrecht parken. Doch an einer Fahrradstraße soll diese Art und Weise des Abstellens eines Autos vermieden werden. Zudem ist ein Sicherheitsstreifen Pflicht.
An der Festwiese dürfen Autos derzeit noch senkrecht parken. Doch an einer Fahrradstraße soll diese Art und Weise des Abstellens eines Autos vermieden werden. Zudem ist ein Sicherheitsstreifen Pflicht. © Daniel Schäfer

Radebeul. Radfahrer haben Vorrang. Sie dürfen auch nebeneinander fahren. Die Leute hinterm Steuer müssen die Geschwindigkeit an die der Pedalritter anpassen und dürfen nicht drängeln. Diese Regeln gelten auf einer Fahrradstraße. Vor einem reichlichen halben Jahr hat der Radebeuler Stadtrat eine Grundsatzentscheidung zum Einführen solcher speziellen Radwege beschlossen, auf denen Kraftfahrzeuge vom Grundsatz her ausgeschlossen sind, aber vonseiten der Stadt zugelassen werden können.

Folgende Regeln haben die Räte für diesen neuen Straßentyp festgelegt: Fahrradstraßen bekommen ein einheitliches Erscheinungsbild, damit sie sich von anderen Straßen abheben und besser zu erkennen sind. Wenn am Seitenrand Autos parken, muss ein Sicherheitstrennstreifen von 0,75 Meter (mindestens 0,5 Meter) Breite markiert werden. Auf Kreuzungen wird die Fahrgasse rot eingefärbt, wenn Radfahrer vorfahrtsberechtigt sind.

Als Pilotprojekt sollen An der Festwiese und Uferstraße in Kötzschenbroda zur Fahrradstraße umgewidmet werden. Ursprünglich war dies bereits für voriges Jahr geplant. So wurde es jedenfalls im Sommer 2023 angekündigt. Doch passiert ist bislang nichts. Im Gegenteil: Das Stadtentwicklungsamt hat jetzt erst einmal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Senkrechtes Parken ist zu vermeiden

Wie es aus dem Rathaus heißt, werde im Prinzip eine Fahrradstraße durch die Verkehrsbehörde angeordnet und ausgeschildert. "Die innerörtliche Führung des Elbradwegs im Verlauf von Uferstraße und An der Festwiese stößt in ihrem kurzen Verlauf allerdings auf eine Reihe zu lösender Probleme, die im Zusammenhang gesehen und in einer durchgängigen Planung zusammengeführt werden müssen", teilt Stadtsprecherin Ute Leder mit. Die Machbarkeitsuntersuchung soll aufzeigen, ob an dieser Stelle das Einrichten einer Fahrradstraße im Detail tatsächlich auch umsetzbar sei und dann auch gut funktioniere.

Wo geht es lang? Autos müssen nach links abbiegen, Pedalritter dürfen auch nach rechts fahren. Wird die Fahrradstraße farblich hervorgehoben, befürchtet die Stadt, dass Autos irrtümlich auf den Elberadweg geleitet werden.
Wo geht es lang? Autos müssen nach links abbiegen, Pedalritter dürfen auch nach rechts fahren. Wird die Fahrradstraße farblich hervorgehoben, befürchtet die Stadt, dass Autos irrtümlich auf den Elberadweg geleitet werden. © Daniel Schäfer

Probleme stellen die Parkplätze auf der Festwiese dar. Neben der Elbsporthalle befinden sich rund 100 Stellflächen. Entlang der Straße sind noch einmal 50 Stellplätze angeordnet, und zwar senkrecht zur Fahrbahn. Eine Herausforderung ist hierbei laut Stadtverwaltung die schiere Anzahl an Zufahrten und Parkvorgängen, die temporär, insbesondere bei Festveranstaltungen auf dem Anger Altkötzschenbroda, über diesen Straßenabschnitt verlaufen.

Hinzu kommt die senkrechte Anordnung der Parkstände an der Straße. Diese Art und Weise des Parkens sei nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung wegen der eingeschränkten Sichtbeziehungen an einer Fahrradstraße grundsätzlich zu vermeiden. "Wenn überhaupt geparkt wird, dann soll dies aus Sicherheitsgründen in Längsrichtung erfolgen", berichtet Leder. Dadurch würden An der Festwiese aber mehr als die Hälfte der Stellplätze entfallen.

Wo sich das Senkrechtparken nicht vermeiden lässt, fordern die Empfehlungen für Fahrradstraßen einen Sicherheitstrennstreifen von mindestens 1,10 Meter Breite. "Beim Ausparken bekommt man so eine ausreichende Übersicht, noch bevor man auf die eigentliche Fahrbahn gelangt", informiert Leder.

Kreuzung am Biergarten ist ein Knackpunkt

Doch wer die örtlichen Gegebenheiten kennt, weiß, dass dieser Sicherheitsstreifen vor Ort nicht gegeben ist. Die Fahrbahn müsste nach Süden verschoben werden.

Ein weiterer Knackpunkt stellt die Kreuzung vor dem Biergarten Goldener Anker dar. Die Route für Autos biegt dort nach Norden in Richtung Dorfanger Altkötzschenbroda ab. Der Elberadweg führt dagegen in die entgegengesetzte Richtung gen Süden und "geht dabei von der innerörtlichen in die außerörtliche Führung durch die Flussauen über", wie es im Amtsdeutsch heißt. Pkw dürfen dort nur ausnahmsweise hineinfahren.

Wenn jedoch an dieser Kreuzung die durchgehende Vorfahrt der Fahrradstraße beibehalten und die Route entsprechend der oben erwähnten Regeln zum sichtbaren Hervorheben rot eingefärbt wird, befürchtet die Verwaltung bei Autofahrern Verwirrung zu stiften. "Dann besteht die Gefahr, dass sich der Pkw-Verkehr, der ordnungsgemäß in Richtung Norden abfließen müsste, nach Süden ablenken lässt und in die Sackgasse geleitet wird, wo nicht einmal gewendet werden kann", heißt es aus dem Rathaus.

Ein zusätzliches Problem besteht in der Engstelle der Uferstraße zwischen Dampferanlegestelle und Elbstraße. Dort ist die Fahrbahn besonders eng. Und diese Stelle spielt laut Leder eine auffallende Rolle im Unfallgeschehen der vergangenen fünf Jahre in diesem Stadtgebiet.

Fahrradstraße soll im Sommer zur Verfügung stehen

Für die Fahrradstraße sollen die vom Stadtrat beschlossenen Gestaltungsregeln erstmals angewendet werden. "Dieses Regelwerk wurde aufgestellt, weil bei der Einrichtung einer Fahrradstraße mehr gestalterisch entschieden werden muss, als Gesetze und Verordnungen verbindlich regeln. Dies betrifft vor allem Markierungen. In der Studie geht es also auch um einen ersten Test der Gestaltungsregeln", so Leder.

Für rund 4.300 Euro hat die Stadtverwaltung die Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag gegeben. Diese befindet sich derzeit in Arbeit und steckt in der abschließenden Phase. Nach Fertigstellung findet zunächst eine interne Abstimmung mit den Fachbehörden im Rathaus statt. Voraussichtlich Anfang März dieses Jahres wird sich der Stadtentwicklungsausschuss mit der Planung befassen. Ziel sei es, dass in der Sommersaison mit ihrem gewohnt starken Radverkehrsaufkommen die Fahrradstraße den Pedalrittern zur Verfügung stehe, berichtet Leder.