SZ + Sport
Merken

Radebeuler Fußballer kämpfen um ihre sportliche Zukunft

In der Landesliga steht für den RBC sehr viel auf dem Spiel. Ein Abstieg wäre auch mit Blick auf die Nachwuchsarbeit bitter. Benno Töppel glaubt daran, dass seine Mannschaft die Klasse hält.

Von Jürgen Schwarz
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Seit 2017 für den Radebeuler BC am Ball: Benno Töppel.
Seit 2017 für den Radebeuler BC am Ball: Benno Töppel. © STEFFEN MANIG

Radebeul. In der Fußball-Landesliga stehen am Wochenende nur zwei Nachholspiele an. Für die Radebeuler um Routinier Benno Töppel ist das die Möglichkeit, Kräfte zu sammeln und sich auf die ausstehenden zwölf Meisterschaftspartien auch mental vorzubereiten. Bisher lief es für den RBC nicht gut: 16 von 54 möglichen Punkten haben die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz manövriert.

Dabei ist das Team mit vielen erfahrenen Spielern bestückt, die über Jahre in Regionalliga und Oberliga gekickt haben. Doch das allein reicht nicht, um in Sachsens höchster Spielklasse erfolgreich zu bestehen. Am 16. März geht es weiter, dann wartet Spitzenreiter SG Taucha 99 auf die Karl-May-Städter. Zuvor stellte sich Benno Töppel (36), der seit 2017 für Radebeul am Ball ist, zum Interview mit Sächsische.de.

Herr Töppel, hätten Sie es vor dieser Saison für möglich gehalten, mit diesem Kader Gefahr zu laufen, am Ende in die Landesklasse abzusteigen?

Ganz ehrlich, daran will ich zurzeit noch gar keinen Gedanken verschwenden, weil ich immer noch der Meinung bin, dass wir stark genug sind, um aus dem Tabellenkeller zu klettern.

Worin liegt das Hauptproblem für die magere Punktausbeute?

Ich denke, dass es nicht an einem Hauptproblem liegt, das wäre zu einfach. Dann könnten wir es abstellen und würden nur noch gewinnen. Es sind viele Faktoren, die da eine Rolle spielen. Niemand will gern absteigen, aber ob in der Hinrunde wirklich jeder alles dafür getan hat, um erfolgreich zu sein, da bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht haben zu viele gedacht, dass wir ja eine super Mannschaft sind und dass es schon irgendwie gut ausgehen wird. Aber hängt man bekanntlich einmal in den Seilen, so ist es schwer, da wieder herauszukommen. Wir hätten sicherlich eher wach werden müssen, jetzt wird es nicht einfach, aber es ist machbar.

Gegen Schlusslicht Rapid Chemnitz vermeldete der Verein 28 zahlende Besucher. Wie schwer ist es, im heimischen Stadion praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu spielen?

Selbstverständlich ist es schöner, umso mehr Zuschauer da sind und ob man eventuell noch eine kleine Fanbase hinter sich stehen hat, die einen anfeuert. Aber die Zeiten wie vor mehr als 20 Jahren sind leider vorbei. Die Besucherzahlen sind nicht erst in diesem Jahr so rapide gefallen. Das zieht sich durch alle Amateurligen. So richtige Derbys haben wir auch keine mehr, weil Coswig und Weinböhla leider nicht bei uns in der Liga spielen.

Im Heimspiel gegen Wilsdruff musste Stammkeeper Oliver Birnbaum verletzt vom Feld. Wie geht es ihm?

Das wird sich zeigen, er hat sich im Leistenbereich gezerrt. Er ist erfahren genug, um einzuschätzen, ob es am 16. März in Taucha geht oder nicht. Wünschen tun wir uns alle, dass er so schnell wie möglich wieder zurückkehrt, denn wir brauchen ihn.

Täuscht der Eindruck, dass sich die Verletzungsausfälle in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt haben, oder gibt es auch andere Gründe, dass Trainer Daniel Wohllebe immer wieder Leistungsträger ersetzen muss?

Der Trainer muss, wie jeder andere im Amateurbereich, immer wieder auf Spieler verzichten, weil sie durch ihren Job mal verhindert sind, Kinder haben und eben das eine oder andere Mal nicht zum Training oder den Spielen kommen können. Und wir haben auch mit Blessuren zu kämpfen, im Sport ist das auch nichts Neues. Ich denke, dass wir in dieser Saison von der Kaderbreite her schon besser aufgestellt sind als im letzten Jahr.

Hörte man zuletzt beim Trainer genau hin, so bekam man den Eindruck, dass die nachrückenden jungen Leute Probleme haben, sich ein- und unterzuordnen. Gibt es beim RBC ein Generationen-Problem?

Das kann ich leider nicht beurteilen, das kann nur Daniel Wohllebe. Generationen-Problem würde ich es aber nicht nennen, eher Generationen-Wandel. Eine Hierarchie, wie früher, gibt es nicht mehr in dem Ausmaß – das kann seine Vor- und Nachteile haben. Aber als Problem sehe ich es persönlich nicht. Mir gefällt manches auch nicht bei jungen Spielern, aber andersherum ist es sicherlich genauso. Das Wichtigste ist, dass wir alle ein Ziel verfolgen und dieses mit Spaß und Ehrgeiz angehen.

Die A-Junioren des RBC sorgten in der Winterpause für Furore in der Halle. Besteht Hoffnung, dass der Verein selbst für „Nachschub“ sorgen kann?

Ja, auch hier nochmal Glückwunsch an die Jungs zum NOFV-Futsal-Vizemeistertitel. Ein paar Spieler durfte ich schon kennenlernen, das sind großartige Typen und die haben sich das mehr als verdient. Schade, dass es zur großen Sensation nicht ganz gereicht hat. Ich vertrete immer noch die Meinung, dass ich beim RBC so viele junge Spieler mit Potenzial sehe, wie bei keinem der Vereine, bei denen ich vor 2017 gespielt habe. Das Wichtigste ist aber auch hier, dass man die Nachwuchsarbeit nachhaltig und kontinuierlich weiterbetreibt.

Fällt es Ihnen schwer, neben den beruflichen Herausforderungen und den familiären Verpflichtungen diesen Sport vernünftig und damit erfolgreich zu betreiben?

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir von Jahr zu Jahr nicht schwerer fällt. Aber das hindert mich nicht daran, vernünftig und erfolgreich meiner Liebe und Leidenschaft weiter nachzugehen. Klar, es zwickt mal schneller hier und da und der Körper braucht etwas mehr Zeit, um zu regenerieren. Darauf muss ich mich einstellen.

Sie feiern am 1. Juli Ihren 37. Geburtstag. Haben Sie schon entschieden, ob Sie Ihre Laufbahn beim RBC fortsetzen?

Auch wenn es mir, wie gerade erwähnt, schon etwas schwerer fällt, bin ich trotzdem noch der vollen Überzeugung, in der Landesliga mithalten und meiner Mannschaft helfen zu können. Ich würde mich freuen, geht das Kapitel RBC und Benno Töppel am 30. Juni noch nicht zu Ende.

Was machen Ihre Jungs, darf der Papa hoffen, eines Tages an der Seitenlinie die Daumen zu drücken?

Ja, Fritz ist schon in der Fußballschule beim RBC und Theo wird diesen Sommer anfangen. Das Trainerteam, allen voran Markus Kubaink, machen eine sensationelle Arbeit dort. Wie sie mit den Jungs umgehen und auf Augenhöhe kommunizieren, mit welcher Freude sie den Jungs das Fußball-ABC beibringen, ist schon grandios und verdient meinen größten Respekt.