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Postkarten-Kunst aus dem Corona-Lockdown

Drei Künstler aus Radeburg und Dresden haben ein Projekt gestartet. Mitmachen kann jeder. Die Resonanz ist groß. Geplant ist eine Wanderausstellung.

Von Sven Görner
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Die Malerinnen und Grafikerinnen Anita Voigt (Dresden) und Petra Schade sowie der Fotograf Burkhard Schade (beide in Radeburg) haben ein Mail-Art-Projekt zum Thema „Im Lockdown“ gestartet.
Die Malerinnen und Grafikerinnen Anita Voigt (Dresden) und Petra Schade sowie der Fotograf Burkhard Schade (beide in Radeburg) haben ein Mail-Art-Projekt zum Thema „Im Lockdown“ gestartet. © Repro: Schade

Radeburg. Galerien und Museen sind geschlossen, Ausstellungen finden nicht statt. Auch das gemeinsame kreative Arbeiten in Malkursen ist nicht möglich. Dabei ist das, was seit einem Jahr hier im Land und weltweit stattfindet, so ungewöhnlich und auch einschneidend in das Leben jedes Einzelnen, dass es geradezu drängt, sich darüber auszutauschen. Aber wie?

Drei Künstler - die Malerinnen und Grafikerinnen Anita Voigt (Dresden) und Petra Schade sowie der Fotograf Burkhard Schade (beide in Radeburg) - haben eine Aktion gestartet, die wie geschaffen für diese Zeit ist, in der Kontakte kaum möglich sind - ein Mail-Art-Projekt. Das Besondere daran ist: Mitmachen können nicht nur Künstlerkollegen, sondern alle, die auf diese Art ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken möchten.

Und wie funktioniert das Ganze? Auf der Größe einer herkömmlichen Postkarte, 10 mal 15 Zentimeter, kann jeder nach Herzenslust gestalten, was ihn zurzeit auf den Nägeln brennt, sozusagen sein persönliches Statement zum Thema „Im Lockdown“ abgeben. Kennzeichnend für Post-Kunst ist auch, dass es keine Einschränkung bei den Stilmitteln und Materialien gibt. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt“, sagt Petra Schade. „Egal ob Malerei, Text, Collage, Fotografie etc., einmal damit begonnen, entwickelt sich das individuelle Gestalten von Poststücken schnell zur Leidenschaft.“ Das sieht man auch in den Bildergalerien auf den Internetseiten der beiden Malerinnen, haben manche Teilnehmer doch gleich mehrere Arbeiten geschickt.

Petra Heiden nannte ihre farbenfrohe Einsendung mit dem geigespielenden Clown „Mutmacher“.
Petra Heiden nannte ihre farbenfrohe Einsendung mit dem geigespielenden Clown „Mutmacher“. © Reproduktion: Burkhard Schade
Constanze Hohaus gab ihrem zweifarbigen Holzschnitt den Titel „Maria hätte Maske getragen“.
Constanze Hohaus gab ihrem zweifarbigen Holzschnitt den Titel „Maria hätte Maske getragen“. © Reproduktion: Burkhard Schade

Im Januar gestartet, sollte die Aktion eigentlich nur bis Ende Februar laufen. „Aber die Resonanz ist derart überwältigend, dass die drei Initiatoren beschlossen haben, ihr Mail-Art-Projekt bis Ende März zu verlängern. „Inzwischen gibt es bereits über 400 gestaltete Karten. Manche sogar auf beiden Seiten“, erzählt die Radeburgerin. Allein am Donnerstag waren wieder zehn in ihrem Briefkasten.

Petra Schade und ihre beiden Mitstreiter freuen sich, dass ihre Idee so gut angenommen wurde. „Sie war gereift, weil uns interessiert, was die Menschen in dieser Zeit bewegt. Was haben sie für Gefühle, was für Träume, was haben sie entdeckt, an sich, an anderen, was hat sich für sie verändert und was haben sie dazugewonnen?“ Mit diesem Projekt möchten die Künstler den Menschen eine Stimme aus dem Lockdown geben.

„Das Projekt soll ein generationsübergreifendes Stimmungsbarometer der Menschen sein. Eine Aktion der Hoffnung, des globalen Denkens, aber auch des lokalen Handelns“, ergänzt die Radeburger Malerin. Und so kommen die Zuschriften nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus der Schweiz und Griechenland.

„Corona Falle“ ist der Titel der Collage von Ines Pérez Navarro.
„Corona Falle“ ist der Titel der Collage von Ines Pérez Navarro. © Reproduktion: Burkhard Schade
Die Zeichnung von Brita Müller (u. Mitte) ist ohne Titel.
Die Zeichnung von Brita Müller (u. Mitte) ist ohne Titel. © Reproduktion: Burkhard Schade

Und was passiert mit all den Kunstwerken? „Geplant ist, diese Mail-Art-Sammlung in einer Wanderausstellung deutschlandweit zu präsentieren.“

Mail Art ist eine Form zeitgenössischer Kunst, die im Wesentlichen darauf basiert, mit Kunstwerken im Postkartenformat, Nachrichten zu schicken und auszutauschen.

Als soziales und politisches Medium war Mail Art aber auch ein Mittel des Widerstands in den Diktaturen Lateinamerikas und in Osteuropa. Wie Konzeptkunst umgeht Mail Art die üblichen Verteiler wie Galerien, Kunsthändler oder Museen und ist daher nur schwer kontrollierbar.

Geschickt werden kann die Post-Kunst an Petra Schade, Dresdner Straße 10, 01471 Radeburg, oder an Anita Voigt, Schützenhofstraße 16, 01129 Dresden.