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Verdruss über Schleichwege durch die Oberlößnitz

Wegen der Vollsperrung der Meißner Straße hat im Radebeuler Stadtteil der Verkehr zugenommen. Das sorgt für Ärger. Ein Anwohner macht der Stadt ein Angebot gegen Raser.

Von Silvio Kuhnert
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Seit der Vollsperrung von Radebeuls Hauptverkehrsader rollen mehr Fahrzeuge über die Maxim-Gorki-Straße. Wegen des Individualverkehrs wurden die Halte- und Parkverbotsschilder aber nicht am Straßenrand aufgestellt, sagt die Stadt.
Seit der Vollsperrung von Radebeuls Hauptverkehrsader rollen mehr Fahrzeuge über die Maxim-Gorki-Straße. Wegen des Individualverkehrs wurden die Halte- und Parkverbotsschilder aber nicht am Straßenrand aufgestellt, sagt die Stadt. © Arvid Müller

Radebeul. Seit über 14 Tagen ist die Meißner Straße in Radebeul-Ost ab der Gleisschleife und inklusive der Kreuzung mit August-Bebel-Straße und Zinzendorfstraße voll gesperrt. Die offizielle Umleitung führt zwar südlich der Hauptverkehrsader entlang. Doch viele Kraftfahrer weichen auch auf die schmalen Straßen durch die Villengebiete nördlich davon aus. Vor allem wer mit dem Auto aus dem Dichterviertel und den Wohngebieten östlich der August-Bebel-Straße in Richtung Westen möchte, nutzt diese Verbindung, sonst müsste er einen langen Umweg über Dresden oder Moritzburg nehmen.

Das sorgt für Verdruss bei Bewohnern im Stadtteil Oberlößnitz. Besonders auf der Maxim-Gorki-Straße hat der Verkehr spürbar zugenommen. "Als Anwohner bin ich verwundert, dass in den Informationen und Mitteilungen der Stadt zu den Verkehrsführungen infolge der Baumaßnahmen auf der Meissner Straße in keiner Weise die Maxim-Gorki-Straße erwähnt wird und auch nicht Bestandteil der Umleitungskonzeption ist", schreibt Michael Felgner an die Radebeuler Stadtverwaltung. Er wirft der Stadtspitze vor, dass "klammheimlich" auf dem Straßenzug beidseitig Halteverbotsschilder aufgestellt wurden und dieser so zur heimlichen Umleitungsstrecke umfunktioniert wurde.

Ein "Feldweg 4. Ordnung"

Wie Michael Felgner weiter schildert, ergebe sich folgender Sachverhalt: "Erstens fährt die Buslinie 475 in beiden Richtungen auf der Maxim-Gorki-Straße entlang. Zweitens fahren sehr viele ortskundige Fahrzeugführer in beiden Richtungen diese Straße entlang unter anderem auch vermehrt Schwerlastverkehr, wie 40-Tonner." Er räumt ein, dass jeder Kraftfahrer diese Straße nutzen kann. Einschränkungen diesbezüglich gibt es keine. Jedoch vermisst er eine Mitteilung vonseiten der Stadt, dass infolge der Bauarbeiten auf der Meißner Straße sich das Verkehrsaufkommen im Stadtteil wesentlich erhöht. "Eine Information im Verkehrsführungskonzept oder besser noch der Anwohner ... wäre meines Erachtens angebracht gewesen", meint Felgner.

Wie andere Nebenstraßen in der Lößnitzstadt ist auch der bauliche Zustand der Maxim-Gorki-Straße verbesserungswürdig. Teilweise ist der Fahrbahnquerschnitt stark gewölbt. Aufgrund des Bauzustandes, vermutet Felgner, habe die Stadtverwaltung eine Information unterlassen - "um das Wissen, dass die Maxim-Gorki-Straße insbesondere in dem Bereich vom Alvslebenplatz bis zur Einmündung August-Bebel-Straße sich in dem Zustand eines 'Feldweges 4. Ordnung' befindet", formuliert Felgner kritisch. Er hofft, dass nach Abschluss der Bauarbeiten auf der Meißner Straße die Maxim-Gorki-Straße saniert werde.

Sagenhafte Geschwindigkeiten

Damit dafür genügend Finanzmittel im Stadtsäckel zur Verfügung stehen, hat der Anwohner einen Vorschlag. Auf den engen Nebenstraßen gilt Tempo 30. Daher sollte die Stadtspitze die Mitarbeiter des Ordnungsamtes dazu inspirieren, das Einhalten der Geschwindigkeit zu kontrollieren. "Insbesondere in dem Bereich vom Alvslebenplatz bis zur Kreuzung Hauptstraße werden in stadtauswärtiger Richtung nach Osten sagenhafte Geschwindigkeiten gefahren", berichtet Felgner.

Er hat mit seinem Vermieter gesprochen. Dieser sei bereit, seine Grundstückseinfahrt zum Aufstellen des mobilen Blitzers der Stadt zur Verfügung zu stellen. "Im Übrigen möchte ich noch anmerken, dass die Maxim-Gorki-Straße besonders in den Morgenstunden von sehr vielen Schülern per Fahrrad in westlicher Richtung befahren wird und es täglich insbesondere in dem vom Halteverbot ausgenommenem Bereich zu gefährlichen Begegnungssituationen kommt", so Felgner. Er appelliert an das Stadtoberhaupt: "Bitte organisieren Sie die Geschwindigkeitskontrollen! Bitte unterbinden Sie die Raserei!"

Mehr Kontrollen geplant

Wie die Stadtverwaltung auf SZ-Anfrage mitteilt, finden seit Baubeginn besonders auf den Umleitungsstrecken vermehrt Geschwindigkeitskontrollen statt. "Auch auf der Maxim-Gorki-Straße sind Kontrollen geplant", heißt es aus dem Rathaus. Auf das Angebot, für das Aufstellen des Blitzers die Einfahrt von Michael Felgner zu nutzen, will das Ordnungsamt nicht eingehen. "Unsererseits wird dabei von der Inanspruchnahme privater Grundstücke abgesehen", informiert die Stadt.

Wie die Verwaltung weiter berichtet, habe sich das Verkehrsaufkommen auf den Nebenstraßen im Stadtteil Oberlößnitz aufgrund der Vollsperrung erhöht. Um dem etwas entgegenzuwirken, unternahm die Stadt folgendes: Weil insbesondere die August-Bebel-Straße als Sackgasse endet, wurden im Bereich der Kreuzung "Baumwiese" Hinweistafeln aufgestellt. Kraftfahrer aus Richtung Autobahn und Dresden-Wilder Mann oder Boxdorf sollen erst gar nicht von dort aus ins Stadtgebiet hineinfahren. "Im weiteren Verlauf nach Radebeul wurden auch Sackgassenschilder angeordnet", so die Stadt.

Parkverbot wegen Bussen

Die Vermeidung der Schleichverkehre seien im Vorfeld bedacht worden. "Aus straßenverkehrsrechtlicher Sicht sind weitere Maßnahmen bedauerlicherweise nicht möglich", teilt die Stadtverwaltung mit. Diese "Schleichverkehre" seien nicht vollkommen vermeidbar. Sie seien auch nicht immer plan- oder vorhersehbar. "Aus diesem Grunde ist auch eine vorherige Information der Anlieger darüber durch den Bauherren nicht möglich", berichtet die Verwaltung.

Diese weist die Unterstellung von sich, dass die Maxim-Gorki-Straße heimlich in eine Umleitungsstrecke umfunktioniert wurde. "Die Halteverbotsschilder sind für die Umleitung des Buslinienverkehrs aufgestellt worden", informiert Daniela Bollmann, Leiterin Kommunikation, Stadtmarketing und Tourismus. Das Verkehrsunternehmen hat im Vorfeld der Verwaltung gegenüber die Strecken definiert, auf denen Verbotszonen notwendig seien. Der Bereich bei den Hausnummern 33 a und 35, wo zum Beispiel keine Halteverbotsschilder stehen, war nicht dabei. Eine Sanierung der Maxim-Gorki-Straße ist nicht geplant.