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Radebeul: Ärger ums Parken Am Gottesacker

Anwohner klagen, dass die Straße regelmäßig zugeparkt wird. Der Stadt ist das Problem bekannt. Wegen des Friedhofs ist aber Fingerspitzengefühl gefragt.

Von Silvio Kuhnert
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Auf der Straße Am Gottesacker wird es in Radebeul-West eng, wenn Fahrzeuge auf beiden Straßenseiten abgestellt werden. Anwohner haben dann Probleme mit ihrem Auto aufs Grundstück zu gelangen.
Auf der Straße Am Gottesacker wird es in Radebeul-West eng, wenn Fahrzeuge auf beiden Straßenseiten abgestellt werden. Anwohner haben dann Probleme mit ihrem Auto aufs Grundstück zu gelangen. © Norbert Millauer

Radebeul. Die Straße Am Gottesacker endet als Sackgasse. Obwohl sie nicht besonders lang ist und zum Nebenstraßennetz gehört, herrscht auf ihr ein ständiges Kommen und Wegfahren von Autos. Der Verkehr resultiert nicht nur von der Kita, die sich an dem Straßenzug befindet, sondern, wie der Straßenname bereits verrät, befindet sich dort der Haupteingang zum Friedhof Radebeul-West.

Seit einiger Zeit klagen Anwohner über das Parken vor Ort. Als nicht mehr hinnehmbar, bezeichnet Stadtrat Karl Lehmann (Die Linke) die Situation. Besonders schlimm ist es, wenn in Radebeul große Feste sind. So wird die Straße regelmäßig zum Herbst- und Weinfest oder den Karl-May-Festtagen zugeparkt. Auch an kirchlichen Feiertagen sowie allgemein an Sonntagen stellen viele Kraftfahrer ihre Autos dort ab. "Die Straße wird so zugeparkt und Fahrzeuge stehen so eng an den Grundstücken, dass Anwohner mit ihren Fahrzeugen nicht mehr in ihre Grundstücke rein- oder rauskommen", schildert Lehmann das Problem.

Wenden kaum möglich

Anrainer sind auf ihn zugekommen, damit er die Problematik im Stadtrat vorträgt. Ein Anwohner berichtete ihm, dass durch den grundhaften Ausbau und dem Bau neuer Fußwege im Jahr 2014 die Straße noch enger wurde. An einer Engstelle wurde ihm der Seitenspiegel an seinem Pkw abgefahren. "Auf den Kosten blieb er sitzen", berichtet Lehmann.

Entlang der Friedhofsmauer gibt es Parkstreifen. Wenn Fahrzeuge nur dort stehen, gibt es keine Probleme und die Fahrbahn ist breit genug. Jedoch an Tagen, an denen zum Beispiel viel Begängnis auf dem Friedhof herrscht, stellen Kraftfahrer mit ihren Pkws auch die gegenüberliegende Fahrbahn zu. Dann wird es auf der Straße eng, so eng, dass die Mindestbreite von 2,50 Meter unterschritten werde. Warum ist diese Breite wichtig? "Ein Fahrzeug der Feuerwehr ist genauso breit", berichtet Lehmann. Der Stadtrat muss es wissen. Er arbeitet hauptberuflich als Notfallsanitäter. Das bedeute im Umkehrschluss, wenn es hinten am Gottesacker brenne, komme ein Löschzug der Feuerwehr nicht mehr bis dahin durch. "Auch ein Wenden ist auf der Straße nicht mehr möglich", so Lehmann.

Radfahrer gefährdet

Am Gottesacker nutzen auch viele Radfahrer. Denn, der für Autos gesperrte Bereich hinter dem Friedhof bis zur Weintraubenstraße ist ein Radweg und wurde 2017 für Pedalritter auch mit einer Asphaltschicht ausgebaut. Viele Menschen nutzen diesen Radweg zur Arbeit, Kinder radeln dort zur Schule lang oder Bewohner von Radebeul-West benutzen die Route für die Einkaufstour zum Kaufland. Durch das Zuparken sei auch eine Gefährdung der Radfahrer gegeben. Daher fragte Stadtrat Karl Lehmann bei der Stadtverwaltung an, ob sie ein Parkkonzept für den Straßenzug am Friedhof entwickeln wolle.

Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) antwortet, dass die Situation im Rathaus bekannt sei. Mit dem Bau des Parkplatzes an der Neuen Straße wurde einst versucht, eine gewisse Entlastung zu schaffen. Diese funktioniere an "Normaltagen". Das Stadtoberhaupt gibt Stadtrat Lehmann recht: "Für Spitzentage ist das immer noch nicht ausreichend." Allerdings macht der Rathauschef auf ein Problem aufmerksam. Die Stadt verfügt in der Umgebung über keine Flächen, um darauf zusätzliche Parkplätze zu schaffen.

Sensibler Bereich

Ordnungsbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) ergänzt, dass dies in puncto Parken ein kritischer Bereich sei. Jedoch lasse sich die Parkraumsituation nicht weiter verändern. "Was die Verwaltung regelmäßig macht, insbesondere bei größeren Veranstaltungen, also Herbst- und Weinfest zum Beispiel, es wird dort aktiv mit größeren Halteverbotsbereichen gearbeitet und der Außendienst ist sehr aktiv unterwegs", informiert Winfried Lehmann. Wer im Halteverbot steht oder Feuerwehrzufahrten blockiert oder sein Fahrzeug wirklich abnormal abstellt, muss mit einem Knöllchen und Bußgeld rechnen.

Überstrapazieren wolle die Verwaltung die Situation vor Ort aber nicht. "Dort muss erhebliches Fingerspitzengefühl an den Tag gelegt werden", sagt Lehmann. Das Parken ist bei Bestattungen oft ein Problem. Doch wenn eine Trauergesellschaft von einem Lebenspartner, Verwandten oder Freund Abschied nimmt, möchte die Verwaltung nicht noch ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer der Trauernden klemmen. "Dann ist es noch sensibler, mit bestimmten Ordnungswidrigkeiten daherzukommen", so Lehmann.

Zum Straßenquerschnitt und der Breite, widerspricht der Ordnungsbürgermeister dem Stadtrat, dass kein Feuerwehrauto durchkäme. "Auch wenn dort die Parksituation voll ausgelastet und ordnungsgemäß geparkt ist, ist ausreichend Platz, damit Rettungsfahrzeuge durchfahren können. Die Verwaltung macht ab und an Tests an solchen schmalen Straßen", sagt Lehmann.