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Radebeul: Der „dürre Fuchs“ schleicht mit Pentacon-Kameras um die Welt

„NATURAVISION“ ist das Markenzeichen des Radebeuler Naturfotografens Karl-Heinz Trippmacher und zählt 27.700 Dias.

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Der Naturfotograf Karl Heinz Trippmacher knipst nicht nur in seinem Garten in Radebeul. Seine Leidenschaft hat ihn schon auf viele Reisen geführt.
Der Naturfotograf Karl Heinz Trippmacher knipst nicht nur in seinem Garten in Radebeul. Seine Leidenschaft hat ihn schon auf viele Reisen geführt. © Arvid Müller

Von Peter Salzmann

Radebeul. Wer sich mit Karl-Heinz Trippmacher trifft, sollte sich Zeit nehmen. Denn der 80-jährige Schriftsetzer und seine Ehefrau Sabine haben in aller Welt viel erlebt, ergo viel zu erzählen: Man muss zuhören können. Dass der graumeliert-vollbärtige „Trippi“ als Kind „dürrer Fuchs“ gerufen wurde, hat zuvorderst mit seiner gertenschlanken Figur zu tun, ist aber auch seiner innigen Tierliebe zuzuschreiben. Als Elfjähriger bekam er das Buch „Reineke aus dem Tann“ geschenkt. Der Colditzer Autor Helmut Drechsler gilt als Pionier der deutschen Naturfotografie, wurde Trippmachers Mentor und Freund.

Seit Anfang der Sechziger Jahre reist „Trippi“ mit seinen Pentacon-Kameras „Pentona“, „Exa“ und „Praktika“, später mit der japanischen „Nikon“ um die Welt. Seither sind seine hochwertigen und oft einmaligen Schnappschüsse als Unikate bekannt. Eisbären und Wale im Nordpolarmeer, Pinguin-Brutkolonien in der Arktis – auf Einladung des bekannten Alpinisten Lewenstein –, die Auerhahnbalz bei Minusgraden im Ural zum Beispiel. Der passionierte Naturfotograf näherte sich im afrikanischen Dschungel den Elefanten auf 20 Meter aus einem Jeep heraus.

Mit dem Motorrad durch Kambodscha

Einen Ozelot lockte er in einem Florida-Sumpfgebiet vor seine Kamera. „Es ist der Traum eines jeden Tierfreundes“, so Trippmacher „eine fleckengezeichnete Kleinkatze fotografieren zu können – und das aus nur zehn Meter Entfernung.“ Als besonderes Erlebnis bezeichnet Karl-Heinz Trippmacher seinen Fototrip in den vietnamesischen Cue-Phuond-Nationalpark. Der Dresdner Tilo Nadler leitet die dortige Affenaufzuchtstation, die auch zum Klinikum für verletzte Tiere aller Art ausgebaut worden ist.

Zwischen 1959 und 2017 sind 82 Diavorträge gehalten worden. „Aber das ist nur eine Auswahl“, so Sabine Trippmacher. Die Themen können kaum interessanter sein: „Wo die Forelle steigt“, „Unterwegs zu Slowaken und Magyaren“, „Frühlingsfahrt zum Schwarzen Meer“, mehrfach "Auf Kuba-Kurs", dreimal „Im Zauber Mittelasiens“. Nach 1989 weltoffener: „Von Oslo zur Insel Runde“, Fotoexkursionen nach Kenia, Spanien, Sri Lanka, „Von der Marischen Waldtundra in die Wüste Mittelasiens“, „Antarctica – unterwegs zum weißen Kontinent“, „Mit dem Motorrad durch Kambodscha“ und, und, und.

Vortragsreisen zwischen Rostock und Alpen

Sabine Trippmacher hat akribisch ab 1965 alle Vorträge ihres Mannes registriert. Ob für die URANIA, für Kulturhäuser, Clubs, Firmen, Rathäuser, Kinos, in Galerien, Museen oder Schulen ist der einst „dürre Fuchs“ mit seinen Vorträgen unterwegs. Jeder Vortrag wird mit 280 Dias, mit Musik und Tierstimmen umrahmt. Zwischen Rostock und Alpen erregt der Autodidakt reges Interesse. Seine Tierbilder mit oft ausführlichen Texten bereichern Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Hefte.

„Trippi“ wird zum Mahner, den Tieren auf Augenhöhe und respektvoll zu begegnen. „Es gibt auf dem Globus nur eine Fauna, die unseren Schutz braucht“, so sein Credo. Voller Hingabe schildert er, wie er sich einem Mäusebussard in einem Greifvogelhorst auf einer Kiefer in 17 Meter Höhe näherte. „Als Versteck habe ich ein Zelt in einer Baumkrone ausgewählt, ohne zu wissen, wie lange ich ausharren musste, bevor ich den Bussard beim Füttern vor das Objektiv bekam.“

Mit 80 kürzertreten

An einer Stadtvilla in der Radebeuler Goethestraße ist auf einer Tafel „NATURAVISION“ zu lesen; für den Postzusteller der optische Hinweis, dass nach wie vor deutschlandweit Interessenten per Brief einen Termin für eine „Natur-Reise-Dia-Show“ wünschen. Doch nicht jeder kann einen Termin bekommen, denn das Ehepaar Trippmacher tritt kürzer. „Wir gehören nach wie vor zum Verein Sächsischer Naturfotografen, der 20 Mitglieder zählt“, so Sabine.

Karl-Heinz Trippmacher ist stolzer Dresdner und bekennender Radebeuler. "Meine Wahlheimat gefällt mir als Gartenstadt mit ihren Weinbergen und ihrer Nähe zur Kunststadt Dresden. Ärgerlich bin ich über den oftmals schlimmen Zustand der Fußwege und den teils nicht stilgerechten Neubauten", bringt „Trippi“ das Plus und Minus von Radebeul auf den Punkt.