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Farbenfroh und abstrakt - Mit 85 Jahren künstlerisch sehr produktiv

In der Reihe "In Radebeul geboren" widmet die Stadtgalerie Radebeul ihre aktuelle Ausstellung dem Künstler Friedrich Porsdorf.

Von Silvio Kuhnert
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Der Künstler Friedrich Porsdorf steht in der Radebeuler Stadtgalerie vor seiner abstrakten Farbstudie ohne Titel aus dem Jahr 2012.
Der Künstler Friedrich Porsdorf steht in der Radebeuler Stadtgalerie vor seiner abstrakten Farbstudie ohne Titel aus dem Jahr 2012. © Claudia Hübschmann

Radebeul. Beim Blick aus dem Fenster findet Friedrich Porsdorf immer wieder Inspiration. "Wenn ich herausschaue und mir fällt nichts mehr ein, dann bin ich alt", sagt der Künstler. Doch so weit ist es nicht. Zwischen 500 und 600 Arbeiten sind allein als Fensterblickbilder in der kalten Jahreszeit von Oktober bis Mai entstanden. Davon zeigt der 85-Jährige vier Stück in der Ausstellung "Sichtweisen" in der Stadtgalerie Radebeul, die an diesem Donnerstag mit einer Vernissage eröffnet wird.

Friedrich Porsdorf erblickte 1938 in Radebeul das Licht der Welt. Mit 19 Jahren ist er 1957 zum Studium der Kunst nach Berlin gegangen. Doch seiner Heimat blieb er treu, kommt bis heute immer wieder hierher, um Freunde zu besuchen und um zu malen. Landschaftsbilder, die vorwiegend in der Lößnitzstadt entstanden sind, zeigt die aktuelle Schau. Es ist die dritte Ausstellung in der Reihe "In Radebeul geboren".

"Friedrich Porsdorf ist immer noch sehr produktiv", sagt Stadtgalerist Alexander Lange. Die gezeigten Arbeiten sind alle in jüngerer Zeit entstanden. Zu sehen sind vorwiegend Landschaften, von quasi bis ganz abstrakt im Erdgeschoss sowie gegenständlich im Obergeschoss.

Zeichnen als Fingerübung

Dazwischen haben sich ein paar Porträts geschlichen. Eine größere Werkschau über den Künstler mit Bildern von Persönlichkeiten hatte die Hoflößnitz im Jahr 2019 gezeigt. Porsdorf fängt Gesichter mit dem Stift immer wieder ein. Über Tausende Skizzen hat er bereits gemacht, beispielsweise im Wartezimmer von Ärzten, um sich die Zeit zu vertreiben. Malen und Zeichnen dienen ihm auch als Fingerübungen. So steht er tagsüber an der Staffelei, abends malt er am Tisch. Dabei zieht er unter anderem gerade Linien auf dem Papier - "freihändig", wie er betont, sie scheinen aber wie mithilfe eines Lineals gezogen.

Die geradlinigen Strukturen veranschaulichen die Kunstfertigkeiten, die in Friedrich Porsdorf stecken. Als Professor an der Kunsthochschule Berlin lehrte er künstlerische Grundlagen fürs Zeichnen und Malerei, Farbtheorie und Maltechnik. Die Grundlagen wurden dafür bereits 1952 gelegt, als Friedrich Porsdorf einen Zeichenkurs an der Kunsthochschule Dresden besuchte und von 1954 bis 1957 eine künstlerische Ausbildung und Abitur dort machte. Das Studium führte ihn an die Kunsthochschule Berlin, weil er dort sowohl Tafel- als auch Wandmalerei gemeinsam studieren konnte, in Dresden musste man sich dagegen für eine der beiden Richtungen entscheiden, dort war damals nur entweder Tafel- oder Wandmalerei möglich.

Die sehr linienhaften Arbeiten, beispielsweise Zahlenbilder als Gouachen, bilden einen Kontrast zu den farbigen Landschaften. Bei diesen Bildern arbeitet Friedrich Porsdorf nicht so mit dem feinen Strich, sondern mehr fleckenhaft. "Ich beginne erst mit einem Fleck. Die Farbe bestimmt die Form. Ich koloriere nicht feste Formen aus", sagt Friedrich Porsdorf über seine Arbeitsweise. Mit der Fleckhaftigkeit möchte er dem Betrachter Raum für eigene Empfindungen und Gedanken geben. Weniger fleck-, dafür mehr strichhaft ist eine abstrakte Farbstudie, die die Blicke im Erdgeschoss auf sich zieht. Durch den Wechsel von warmen und kalten Farben sowie den Übergängen von hell zu dunkel kommt Bewegung hinein und es entsteht eine Räumlichkeit.

An diesem Donnerstag, 20. Juli 2023, wird die Ausstellung um 19.30 Uhr in der Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21, eröffnet. Vom 23. Juli bis 3. September dieses Jahres ist sie dienstags, mittwochs und donnerstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Am 13. August ist um 15 Uhr Friedrich Porsdorf zum Künstlergespräch vor Ort.