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Moritzburg bekommt ein Glasfasernetz

Die Telekom möchte das Internet in der Gemeinde schneller machen. Dafür startet sie im nächsten Jahr mit dem Bau eines neuen Breitbandnetzes. Ein Vertrag wurde hierfür geschlossen.

Von Silvio Kuhnert
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Für das Glasfasernetz werden zunächst Leerrohre verlegt. Durch diese werden später die Kabel gezogen. Zur Demonstration liegt ein Bündel Breitbandkabel auf dem Tisch im alten Dorfkern von Moritzburg vor der Vertragsunterzeichnung.
Für das Glasfasernetz werden zunächst Leerrohre verlegt. Durch diese werden später die Kabel gezogen. Zur Demonstration liegt ein Bündel Breitbandkabel auf dem Tisch im alten Dorfkern von Moritzburg vor der Vertragsunterzeichnung. © Norbert Millauer

Moritzburg. Es ist ein etwas ungewöhnlicher Ort für eine Vertragsunterzeichnung: die Sitzgruppe an der Ecke Kötzschenbrodaer, Brauhofstraße in Moritzburg. Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) hat diesen Platz im Eisenberger Dorfkern, vis-à-vis des „alten Feuerwehrspritzenhauses“, ganz bewusst und mit einem Augenzwinkern ausgesucht. "Auf dieser Wiese stand einmal die Milchrampe", berichtet der Rathauschef. Dorthin brachten früher die Bauern von den umliegenden Gehöften ihre Milchkannen. Ein Fuhrwerk lud sie auf und brachte die Milch in die Molkerei.

Diesen Ort hat der Bürgermeister gewählt, um eine Erklärung zum weiteren Breitbauausbau mit der Telekom zu unterschreiben. Denn ein Politiker hat einmal gesagt, schnelles Internet bis zur letzten Milchkanne bringen zu wollen. "Diesen Spruch nehmen wir in Moritzburg sehr ernst", sagt Hänisch. Seit vielen Jahren ist die Gemeinde dabei, in den unterschiedlichsten Ausbaustufen den Anschluss ihrer Bürgerinnen und Bürger an das weltweite Netz zu unterstützen. So wurde zunächst das vorhandene Kupfernetz in fast allen Ortsteilen in der Vectoring-Technologie bis 100 Megabit pro Sekunde im Download ertüchtigt. Doch diese Technologie stößt an Grenzen, sie noch schneller zu machen. Zudem nimmt die Download-Geschwindigkeit ab, je weiter ein Haus von einem Verteiler – die großen grauen Kästen am Straßenrand – weg steht.

Ein Gigabit pro Sekunde im Download

Doch nun soll im Hinblick auf die Breitbandversorgung ein großer Schritt in die Zukunft gemacht werden. "Die Telekom wird in Moritzburg mit dem Ortsteil Eisenberg rund 1.000 Glasfaseranschlüsse bis ins Haus bauen", kündigt Kai Gärtner, Telekom-Regionalmanager Infrastrukturvertrieb Süd-Ost, an. Das neue Netz erlaubt Downloadgeschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde. "In Zukunft werden sogar noch höhere Geschwindigkeiten möglich sein", so Gärtner. Denn die Bandbreite auf einem Glasfaserkabel ist nahezu unbegrenzt.

Bürgermeister Jörg Hänisch (l.) und Kai Gärtner von der Telekom unterzeichnen am Eisenberger Dorfkern den Vertrag zum Bau eines Glasfasernetzes
Bürgermeister Jörg Hänisch (l.) und Kai Gärtner von der Telekom unterzeichnen am Eisenberger Dorfkern den Vertrag zum Bau eines Glasfasernetzes © Norbert Millauer

Die Telekom arbeitet dabei im Auftrag der GlasfaserPlus, einem Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und IFM Investors. Bei IFM Investors handelt es sich um einen australischen Fondsverwalter, der im Eigentum von Pensionskassen steht und global Pensionsgelder in Infrastrukturunternehmen anlegt. Ein Glasfaseranschluss überträgt stabil und zuverlässig Daten in Gigabitgeschwindigkeit. Mit dem Bau des Glasfasernetzes möchte die Telekom zu Beginn des kommenden Jahres loslegen, sobald bauoffenes Wetter herrscht, also kein Schnee liegt und Frost ist. Bis Ende 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Investitionssumme gehe in den Millionenbereich, informiert Gärtner.

Freie Wahl beim Telefon- und Internetanbieter

Bei den erforderlichen Tiefbauarbeiten werden zunächst Leerrohre verlegt. Durch diese werden später die Glasfaserkabel mithilfe von Druckluft gezogen. Das Kupferkabelnetz bleibt bestehen. Als dieses durch die Vectoring-Technologie schneller gemacht wurde, lief das Telekommunikationsunternehmen den Bedarfen der Kunden hinterher, gesteht Gärtner. "Mit dem Glasfasernetz möchten wir einmal vor den Bedarfen sein", sagt der Telekom-Mitarbeiter. Wer zum Beispiel Fernsehen in HD-Qualität über das Internet schaut, benötigt zehn Megabits je Sekunde. Für UHD sind beispielsweise 25 Megabit pro Sekunde nötig. Und der Bedarf an einer hohen Downloadgeschwindigkeit wächst, was die Telekom durch Homeschooling, Hausunterricht, und Homeoffice, Heimarbeit, während der Pandemie gemerkt hat.

Durch die Lehrrohre zieht die Telekom nicht allein ihre Glasfaserkabel. "Die GlasfaserPlus vermietet das Netz anbieteroffen an alle Telekommunikationsanbieter. Bürgerinnen und Bürger haben damit die freie Wahl, bei wem sie Telefon, Internet oder Fernsehen buchen möchten", informiert Gärtner. Die GlasfaserPlus wird bis 2028 vier Millionen gigabitfähige Glasfaser-Anschlüsse vor allem im ländlichen Raum bauen. Wer während der Ausbauphase einen Glasfaser-Tarif bei einem Telekommunikationsanbieter abschließt, bekommt das Kabel kostenlos bis ans Haus gelegt. Bei einer Buchung nach der Ausbauphase kostet der Hausanschluss einmalig 799,95 Euro. Die Beauftragung funktioniert folgendermaßen: Kunden buchen bei einem Telekommunikationsanbieter einen Glasfaser-Tarif. Der wiederum nimmt Kontakt mit der GlasfaserPlus auf und regelt die Details.

Ortsteile bekommen später Glasfaser

"Das Internet ist für Familien und Unternehmen heute unverzichtbar", sagt Bürgermeister Hänisch. "Nur die Kommune, die eine gute Infrastruktur besitzt, kann sich erfolgreich um die Ansiedlung von Familien und Unternehmen bemühen." Vom Glasfaser-Ausbau können zunächst Haushalte profitieren, die nordwestlich der Schmalspurtrasse liegen. In diesem Gebiet stehen unter anderem die im Bau befindliche neue Rettungswache, die Grundschule sowie die Evangelische Hochschule. Durch das größere Breitband kann die Gemeinde Moritzburg auch über öffentliche WLAN-Hotspots nachdenken. "Für den Schlossparkplatz wird dieses Angebot nachgefragt", informiert Hänisch.

Die Siedlungen südöstlich der Gleise des Lößnitzdackels sowie die anderen Ortsteile sollen nicht leer ausgehen. Ihre Erschließung mit Glasfaser erfolgt später über das Weiße-Flecken-Programm des Landkreises Meißen, berichtet Hänisch.