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Nachhilfe auf dem Postweg aus Radebeul

Damit Kinder weniger Zeit am Handy und Tablet verbringen, verschickt Susan Christine Fuchs echte Briefe. Die Rätselpost ist auch ein Corona-Notprodukt.

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Susan Christine Fuchs macht aus der Corona-Not eine Tugend: Sie hat ihr Onlineangebot für Schüler erweitert, aber verschickt neuerdings auch analoge Post.
Susan Christine Fuchs macht aus der Corona-Not eine Tugend: Sie hat ihr Onlineangebot für Schüler erweitert, aber verschickt neuerdings auch analoge Post. © Arvid Müller

Von Beate Erler

Radebeul. Die Pinnwand im Flur der Radebeuler Nachhilfeschule Collegeline hängt voller Erinnerungen: Fotos von Kindern, selbst gemalte Bilder, Zeitungsartikel. In 20 Jahren kommt viel zusammen: Im Frühjahr 2001, hat Susan Christine Fuchs ihr privates Bildungsinstitut an der Meißner Straße gegründet. Zu Beginn noch als Computerschule für Kinder und Erwachsene: „Das war damals ein Riesenthema und unsere Kurse waren von Anfang an voll“, sagt sie.

In Zeiten der Digitalisierung, in der Kinder umgeben von Smartphones und Tablets aufwachsen, braucht man da noch Computerkurse? „Das ist lustig“, sagt Susan Christine Fuchs, „erst kürzlich haben sich Leute angemeldet, die vor 20 Jahren schon einen Kurs bei mir gemacht haben.“ Außerdem gehen sie und ihre Mitarbeiter an Grundschulen, um die Kinder schon früh an die Technik heranzuführen.

Der schlaue Fuchs Fredy

An diesem Morgen ist die Weinböhlaerin allein in ihrem Institut. Sie stellt Kekse und Wasser auf den Tisch: „Die muss meine Assistentin immer besorgen, denn oft ernähre ich mich im Büro nur von Keksen“, sagt sie und lacht. Überall trifft man auf Fredy, den schlauen Fuchs, der das Maskottchen der Schule ist. Er steht als Aufsteller im Raum, liegt als Handpuppe auf dem Tisch und ist auf der Rätselpost abgedruckt, die das neueste Angebot von Susan Christine Fuchs ist: „Mir geht es in erster Linie darum, dass die Kids richtige Post zum Anfassen bekommen“, sagt sie, „sie sollen sich jede Woche auf ihren Brief freuen.“

Und das in einer Zeit, in der Homeschooling und digitales Lernen, durch die Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen haben. Davon sind auch die Geschäftsführerin und ihre Mitarbeiter betroffen: Der Großteil ihres Angebotes macht die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Grundschulen aus, wo sie Englisch- und Computerkurse und Förderunterricht geben. Vor der Pandemie waren das etwa 60 Einrichtungen. In der Zeit des Lockdowns und der Schulschließungen fiel dieses Standbein komplett weg: „Mittlerweile ist alles wieder angelaufen, aber es ist nicht wie vor Corona“, sagt Susan Christine Fuchs.

Kreativität fördern

Immer wieder müssten Kindergartengruppen in Quarantäne, Schulunterricht würde ausfallen und alles sei ungewiss: „Derzeit sind wir noch in etwa 30 Kindergärten und Grundschulen unterwegs“, sagt sie. Also müssen Ersatzangebote her, nicht nur für die Kinder, sondern auch um das private Bildungsinstitut am Laufen zu halten: Sie bieten Online-Kurse, Sprachlernvideos auf YouTube und die Rätselpost an: „Die ist aufgrund von Corona entstanden“, sagt die ausgebildete Gedächtnistrainerin.

Sie selbst hat einen zehnjährigen Sohn, der mittlerweile auch viel Zeit am Computer und vor allem beim Zocken verbringt: „Die meisten machen ja nichts anderes und wer nicht zockt, gehört irgendwie nicht dazu“, sagt sie. Die Gedächtnistrainerin, die Techniken vermittelt, damit Schüler sich Dinge besser merken und sich besser konzentrieren können, sieht das mit Sorge: „Die Konzentrationsfähigkeit und vor allem auch die Kreativität wird dadurch sehr beeinträchtigt“, sagt sie. Die Rätselpost kann und sollte dazu beitragen, dass die Kinder nicht ständig am Computer, Tablet oder Handy sitzen.

Bestellungen aus ganz Deutschland

In ihr wollte Susann Christine Fuchs all ihr Wissen und ihre Ideen aus den vergangenen Jahren bündeln: Die Kinder bekommen sechs Wochen lang jeweils einen Brief geschickt, der mit bis zu 13 Arbeitsblättern bestückt ist. Sie enthalten unter anderem eine Geschichte, die ein Abenteuer von Fredy Fuchs erzählt, Rätsel, Übungen, Bastelarbeiten, Experimente und Rezepte.

„Die Kinder sollen jede Woche ihre Rätselpost aus dem Briefkasten holen, sie aufmachen und sich freuen“, sagt die Geschäftsführerin. Bisher sind schon einige Bestellungen von Eltern und Großeltern aus ganz Deutschland eingegangen. Jeder Brief enthält außerdem einen QR-Code, den man einscannen und sich dann die Geschichte vorlesen lassen kann. Ganz ohne die neue Technik kommt eben auch die analoge Rätselpost nicht aus.

www.collegeline.de