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Wo es Jobs und Ausbildungsplätze gibt

Am 2. Juli 2022 heißt es wieder "Radebeul jobbt". Rund 50 Unternehmen stellen sich bei der Berufsmesse vor.

Von Silvio Kuhnert
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Die beiden Azubis Leon Mann (l.) und John Fritzsche haben ihre Lehrstelle bereits gefunden. Sie lernen Fleischer mit der Fachrichtung Feinkost im Rewe-Supermarkt im Löma-Center in Radebeul-West.
Die beiden Azubis Leon Mann (l.) und John Fritzsche haben ihre Lehrstelle bereits gefunden. Sie lernen Fleischer mit der Fachrichtung Feinkost im Rewe-Supermarkt im Löma-Center in Radebeul-West. © Arvid Müller

Radebeul. Welche Ausbildungsberufe es in Radebeul und der Region gibt und welches Unternehmen aktuell noch einen Lehrling sucht, davon können sich Schulabgänger und Schüler mit ihren Eltern Anfang Juni ein Bild machen. Gleich am ersten Sonnabend des Monats heißt es wieder "Radebeul jobbt" im Beruflichen Schulzentrum (BSZ) Meißen-Radebeul an der Straße des Friedens.

Im vorigen Jahr musste die Berufsmesse wegen der Corona-Pandemie ausfallen beziehungsweise fand nur als digitales Format statt. Doch nun können sich Jugendliche und potenzielle Arbeitgeber wieder persönlich begegnen. Am 2. Juli sind in der Zeit von 9 bis 12 Uhr Informationsstände im Innenhof des BSZ aufgebaut. Auch der Termin ist neu. Eigentlich findet die Jobmesse immer im März im Vorfeld der Woche der offenen Unternehmen statt. Doch wegen Corona war Gabriele Bäßler von der städtischen Wirtschaftsförderung dieser Termin zu riskant. Die Corona-Schutzauflagen hätten - wie im Vorjahr - die Veranstaltung scheitern lassen können.

147 Schulabgänger noch ohne Lehrvertrag in Radebeul

Deshalb wurde als neuer Termin der 2. Juli ins Auge gefasst, mit einem ganz bestimmten Ziel: Kein Schulabgänger soll ohne Lehrvertrag in die Sommerferien gehen. Auf dem Ausbildungsmarkt sieht es momentan wie folgt aus: Bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter haben sich insgesamt bislang 1.194 Jugendliche gemeldet, die im kommenden Spätsommer und Herbst eine Berufsausbildung beginnen wollen. Die Unternehmen in der Region haben insgesamt 1.472 offene Lehrstellen gemeldet. Bis Ende Mai waren noch 527 Mädchen und Jungen ohne Lehrvertrag und 1.002 Ausbildungsplätze unbesetzt. In Radebeul gibt es im aktuellen Berufsberatungsjahr 2021/22 laut Petra Kessinger von der Arbeitsagentur insgesamt 331 Bewerber, von denen noch 147 ohne Lehrstelle sind. 468 offene Stellen haben Betriebe aus der Lößnitzstadt der Arbeitsagentur gemeldet.

Zur Jobmesse im BSZ haben sich 50 Unternehmen angemeldet. Acht kommen direkt aus der Lößnitzstadt. Weitere 22 stammen aus dem Landkreis Meißen oder Dresden. Zudem stellen sich 15 weiterführende Bildungseinrichtungen vor, informiert Bäßler. Schwerpunkte der vorgestellten Ausbildungsberufe bilden Metallverarbeitung, Soziales, Bau, Einzelhandel, Gastronomie öffentlicher Dienst und, für Radebeul typisch, der Papierdruck.

Idee zur Messe vor zehn Jahren geboren

Eigentlich wollte Bäßler mit den anderen Partnern zusammen das erste runde Jubiläum feiern. Doch wegen Corona erlebt die Berufsmesse dieses Jahr erst die neunte Auflage. Im Jahr 2012 klopften die Radebeuler Wirtschaftsfrauen, ein Zusammenschluss von Unternehmerinnen, mit der Idee zur Berufsmesse an Bäßlers Tür im Rathaus. Mit Sorge beobachteten sie damals, dass viele Jugendliche nach dem Schulabschluss Radebeul gen Westdeutschland den Rücken kehrten, weil sie hier keine berufliche Zukunft sahen. Um ihnen aufzuzeigen, welche Ausbildungs- und Jobchancen es in der Lößnitzstadt und Umgebung gibt, wurde die Messe im Jahr 2013 zum ersten Mal aus der Taufe gehoben.

Heute stellt sich ein ganz anderes Bild dar. "Die Anzahl der Jugendlichen, die zur Ausbildung nach Westdeutschland abwandern, liegt in einem nicht mehr nennenswerten Bereich", sagt Petra Kessinger von der Arbeitsagentur. Zudem gibt es jetzt mehr offene Stellen als Bewerber. Vor zehn Jahren war dies noch andersrum.

Auch als Praktikumsbörse gedacht

Die Jobmesse ist nicht nur für Schulabgänger gedacht, die noch nach einem Lehrvertrag suchen. Auch Siebt-, Acht- und Neuntklässler können sich im Rahmen der Berufsorientierung einen Überblick über mögliche Ausbildungsberufe verschaffen und erste Kontakte für ein Praktikum knüpfen. Durch die Corona-Pandemie war es für viele Schüler schwer, während eines Schulpraktikums in ihren Wunschberuf hineinzuschnuppern, weiß Bäßler. Hier soll die Jobmesse helfen.

Im aktuellen Berufsorientierungsjahr führt der Berufswunsch Verkäufer/in die Top Ten an. Hier waren Ende Mai noch 65 offene Stellen gemeldet und 52 Bewerber unversorgt. Die Diskrepanz zwischen beiden Zahlen erklärt Kessinger unter anderem mit fehlender Infrastruktur. So liegen die offenen Lehrstellen im Verkauf zwischen Radeburg und Thiendorf im Osten sowie Nossen und Stauchitz im Westen, Gröditz im Norden und Klipphausen im Süden des Landkreises Meißen verteilt. Und die Azubis haben noch keinen Führerschein und sind so auf den Bus angewiesen, um von A nach B zu gelangen. Jedoch sind die Anbindungen und die Fahrzeiten nicht in den Einklang mit den Arbeitszeiten zu bringen. Zudem sei es sehr schwierig, Ausbildungsstellen hinter der Fleischtheke zu vermitteln.

Alles unter freiem Himmel

Auf der Liste der Wunschberufe der Jugendlichen im Landkreis Meißen folgen Fachlagerist/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker, Friseur/in, Tischler/in, Fachinformatiker, Landwirt/in sowie Mediengestalter/in.

Die Berufsmesse findet dieses Mal unter freiem Himmel statt. Denn im Radebeuler BSZ wird gebaut. Die Digitalisierung des Neubaus steht an. "Wir bekommen interaktive Tafeln", sagt der stellvertretende Schulleiter Sebastian Klabes. Dafür werden die erforderlichen Internetkabel verlegt.