Radebeul: Moderne Zahnarztpraxis öffnet in der Villa Schwarze bald
Radebeul. Der Nachname von Zahnarzt Dr. Christian Lachmann ist Zufall und hatte keinen Einfluss auf seine Berufswahl. Doch als der heute 33-Jährige nach dem Abitur vor der Frage stand, ob er Human- oder Zahnmedizin studieren soll, entschied er sich für zweitgenannte Laufbahn, weil bei der Behandlung von Karies, Parodontose sowie bei Kronen, Brücken, Implantaten und Prothesen auch eine handwerkliche Komponente gefragt ist. Vor allem gibt es danach ein sichtbares Ergebnis. "Ich möchte meine Patienten glücklich machen", sagt Lachmann. Wenn sie seine neue Praxis am Prof.- Wilhelm-Ring verlassen, können sie wieder unbefangen lächeln und Zähne zeigen.
In der Villa mit der Hausnummer 26 wagt der gebürtige Ostsachse den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnet Mitte Januar kommenden Jahres seine eigene Zahnarztpraxis. "Zahnatelier Radebeul" nennt er die Räumlichkeiten. "Zahnmedizin ist eine Handwerkskunst", sagt Lachmann. Ob das Füllen eines Loches oder das Fertigen eines Ersatzzahns - alles geschehe in Handarbeit. Zudem möchte er in den Räumen auch Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten auszustellen - daher die Namensgebung als Atelier.
Von Bautzen über Jena und Dresden nach Radebeul
Des Weiteren wollte er die Bezeichnung seiner neuen Wirkungsstätte von seinem Nachnamen entkoppeln. Oft herrsche in alteingesessenen Praxen eine hierarchische Struktur. "Wir sind dagegen alle beim Du", führt er weiter aus. Neben ihm arbeitet Claudia Voigtländer als angestellte Zahnärztin dort. Madeleine Fink kümmert sich um das Praxismanagement. Fünf Zahnarzthelferinnen komplettieren das Team. Insgesamt 68 Bewerbungen trafen ein.
Christian Lachmann ist in Bautzen aufgewachsen. In Jena hat er Zahnmedizin studiert und kam im Anschluss nach Dresden. Die vergangenen zwei Jahre arbeitete er als angestellter Arzt in Meißen. In die Lößnitzstadt hat er sich schon seit längerem verliebt, hat Radebeul-Ost zu seinem Wohnsitz erkoren. Jetzt ist er dabei, sich als selbstständiger Arzt hier auch beruflich niederzulassen. Zuvor hat er den Bedarf analysiert. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung empfiehlt einen Zahnmediziner auf 1.300 Einwohner. Diese Quote werde in Radebeul erfüllt. Zudem werden in den kommenden Jahren einige Kollegen der Babyboomer-Generation in den Ruhestand geben und unter den jungen Kollegen bevorzugen viele ein Angestelltenverhältnis. Das Zahnatelier von Lachmann liegt am Elbhang unterhalb von Lindenau. "Dort gibt es rund 2.300 Einwohner, aber keinen Zahnarzt", informiert Lachmann.
Ängste vorm Zahnarzt nehmen
Für sein Zahnatelier hat er sich die stattliche Villa Schwarze ausgewählt. Ins Auge gefallen war die Immobilie ihm und Madeleine Fink schon länger. Bei einem Spaziergang sahen sie vor einem Jahr, dass im Erdgeschoss Räume frei stehen. Das große mehrgeschossige Gebäude mit Hanglage und dem imposanten Mansarddach ist in den Jahren 1907/08 nach einem Entwurf des Architekten Carl Fischer für den Kaufmann Arnold von Schwarze entstanden. Bis der jetzige Eigentümer die Räume zu Wohnzwecken umbaute, war zuletzt eine Intensivpflege darin untergebracht.
"Wir sind Altbauliebhaber", sagen beide. Und die Räume passen zu ihrem Konzept. Von einem zentralen Foyer mit holzvertäfelten Wänden gehen die Türen zu den Wartebereichen und Behandlungszimmern ab. 260 Quadratmeter stehen im Erdgeschoss zur Verfügung, mit den Personalräumen im Obergeschoss misst das Zahnatelier insgesamt rund 400 Quadratmeter. "Wir wollen eine Wohlfühlatmosphäre schaffen", sagen beide. Weil sie wissen, dass viele Menschen nicht gern einen Zahnarzt aufsuchen, wollen sie ihnen die Angst nehmen. Eher wie bei einem Hotelbesuch sollen sie sich fühlen, wenn sie den Wartebereich betreten.
Tag der offenen Tür am 13. Januar 2024
So erklingt Musik aus Lautsprechern, damit das Geräusch des Bohrers nicht zu hören ist. Auch der sonst so typische Geruch sei bei ihnen nicht wahrzunehmen, versprechen Lachmann und Fink. Woher dieser komme, sei nicht vollständig geklärt. Aber es werde vermutet, dass dieser von Medikamenten wie Jodoformpaste und CHKM stamme, die zum Behandeln von Entzündungen am Zahn Anwendung finden, erzählt Lachmann. Es gibt zwei Wartebereiche, einen für Erwachsene und einen Extraraum für Kinder. Während den einen eine Stuckdecke ziert, ist im zweitgenannten neben Zeitschriften eine IPad-Spielstation zu finden. Von beiden Räumen aus sind Terrassen zugänglich. Die eine bietet einen Ausblick auf Radebeul, die andere auf den zum Grundstück gehörigen Weinberg.
Die Kulisse der Zahnarztpraxis mag denkmalgeschützt und historisch sein, die Ausstattung ist hochmodern. "Wir sind sehr digital", sagen Lachmann und Fink beim Rundgang. So handle es sich bei dem Behandlungsstuhl, um das modernste Modell, das es derzeit auf dem Markt gibt. Wer darin Platz nimmt, blickt auf einen großen Bildschirm an der Decke. Auf diesem laufen Tier- oder Naturdokumentationen, während Lachmann und Voigtländer der Zahnbehandlung nachgehen. Auch zwischen Netflix und Disney+ können die Patienten wählen. Diesen bietet das Praxisteam auch das Einholen einer Zweitmeinung an. So wertet auf Wunsch eine Künstliche Intelligenz die Röntgenbilder noch einmal aus. Problemstellen werden dabei farblich markiert. Das Auswertungsprogramm der KI beruht auf einer Kooperation mit der Charité in Berlin.
Zur Investitionssumme in die neuen Räume möchte sich Lachmann nicht äußern. Sein Zahnatelier steht für jeden offen - egal ob Kassen- oder Privatpatient. Am 13. Januar 2024 lädt er von 13 bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Ab 15. Januar ist die Praxis Montag und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr, Dienstag von 8 bis 16 Uhr sowie Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 19 Uhr in Betrieb. Termine können schon jetzt online vereinbart werden.