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Neue Notdienstkreise der Zahnärzte: So weit müssen Patienten aus dem Dresdner Norden nun fahren

Weixdorf, Langebrück, Ottendorf-Okrilla, Radeburg, Moritzburg: Sie alle sind von den neuen Regelungen betroffen. Weil ihr zahnärztlicher Notdienstkreis zum Jahreswechsel aufgelöst wurde, müssen Patienten nun mitunter weite Wege auf sich nehmen. Alle Fragen und Antworten.

Von Verena Belzer
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Zahnarzt-Patienten aus Weixdorf, Langebrück, Ottendorf, Moritzburg und Radeburg sind seit diesem Jahr neuen Notdienstkreisen zugeordnet.
Zahnarzt-Patienten aus Weixdorf, Langebrück, Ottendorf, Moritzburg und Radeburg sind seit diesem Jahr neuen Notdienstkreisen zugeordnet. © dpa/Rolf Vennenbernd

Ottendorf-Okrilla. Schon ein ganz normaler Zahnarzttermin zur Kontrolle führt bei so manchem Patienten zu Schweißausbrüchen und Angstzuständen. Wird gebohrt, gespritzt, womöglich sogar ein Zahn gezogen? Doch weiß man bei dieser Art von Termin zumindest eines: Es ist der eigene Zahnarzt oder die Zahnärztin, auf dessen Behandlungsliege man sich gerade befindet.

Ganz anders in Notfällen. Akute Zahnschmerzen, eitriges Zahnfleisch, Abszesse, Nachbehandlungen von Zahnoperationen: Es kann viele Gründe haben, warum man womöglich mal an einem Wochenende oder am Feiertag dringend zum Zahnarzt muss.

Für Patienten im Dresdner Norden hat sich hier jedoch seit Anfang dieses Jahr einiges geändert. Alle Fragen und Antworten.

Wie war der Notdienst bisher geregelt?

Patienten aus den nördlichen Dresdner Ortsteilen Weixdorf und Langebrück und aus den Gemeinden Ottendorf-Okrilla, Moritzburg und Radeburg konnten bisher in Notfällen zu Zahnärzten gehen, die in einem eigenen Notdienstkreis organisiert waren.

Bis zum Jahresende hat der Weixdorfer Zahnarzt Hans-Christoph Gaitzsch deren Einteilung übernommen. "In unserem Notdienstkreis gab es 13 Praxen", erklärt der 86-Jährige, der seine Praxis Ende vergangenen Jahres aufgegeben hat. "In diesen 13 Praxen arbeiten aber mehr als 13 Zahnärzte."

Für die Praxen bedeutete das, etwa einmal im Quartal auch am Wochenende für Notfallpatienten da zu sein.

Wie sieht die neue Regelung aus?

Seit diesem Jahr ist der Notdienstkreis nun aufgelöst. Die Patienten aus den drei Zahnarztpraxen in Ottendorf-Okrilla wurden zum Notdienstkreis Kamenz/Radeberg zugeordnet.

Die Patienten aus den fünf Praxen aus Moritzburg und Radeburg müssen nun künftig auf den Notdienstkreis Großenhain zurückgreifen und die Weixdorfer und Langebrücker fahren in Notfällen ins Uniklinikum.

Warum wurde der Notdienstkreis aufgelöst?

"Schon jetzt findet nur noch jede dritte bis vierte Praxis in Sachsen einen Nachfolger", schreibt die Pressestelle der Zahnärztlichen Vereinigung Sachsen auf Nachfrage von Sächsische.de.

Ursachen dafür seien nicht mehr nur der hohe Altersdurchschnitt der Zahnärztinnen und Zahnärzte und der Mangel an Nachwuchs. "Auch die Rahmenbedingungen werden zunehmend ungünstiger. Dazu zählen Bürokratielasten, hohe Kosten, Personalmangel sowie eine willkürliche Sparpolitik des Bundesgesundheitsministers."

Durch den Wegfall von Zahnarztpraxen müssten sich Patientinnen und Patienten auf weitere Wege einstellen. "Dies gilt auch im Notfall, da eine Anpassung der Struktur der Notdienstkreise unerlässlich ist." Die etwas längeren Anfahrtswege seien aber weiterhin zumutbar.

Was bedeutet das für die Patienten konkret?

Der Zahnarzt im Ruhestand Hans-Christoph Gaitzsch kritisiert, dass Patienten nun deutlich weitere Wege auf sich nehmen müssten. "Gerade die ländliche Bevölkerung muss nun zum Teil deutlich weitere Wege auf sich nehmen, um zu einem Bereitschaftsarzt zu kommen. Viele ältere Leute sind doch nicht mehr so mobil und beweglich", sagt der 86-Jährige. "Für manche kann das eine Katastrophe sein."

Zwei Beispiele: "Ein Schmerzpatient aus Ottendorf muss dann vielleicht 30 Kilometer bis nach Elstra fahren. Und die Weixdorfer fahren ins Uniklinikum nach Dresden, deren Gänge dann noch voller werden."

Er kritisiert die Auflösung des Notdienstkreises im Dresdner Norden: Hans-Christoph Gaitzsch. Der 86-jährige Weixdorfer hat im vergangenen Jahr seine Praxis geschlossen.
Er kritisiert die Auflösung des Notdienstkreises im Dresdner Norden: Hans-Christoph Gaitzsch. Der 86-jährige Weixdorfer hat im vergangenen Jahr seine Praxis geschlossen. © Christian Juppe

Dr. Holger Weißig, Vorstandsvorsitzender der KZVS, sieht die Sache anders: "In der Zahnheilkunde kann man durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Risiko einer Schmerzbehandlung deutlich reduzieren. Insofern ist im Ausnahmefall ein längerer Weg zum zahnärztlichen Notdienst vertret- und zumutbar."

Ziel sei es, dass Patienten auch künftig eine Zahnarztpraxis in zumutbarer Entfernung möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Hier seien allerdings die Kommunen gefordert, die nötige Infrastruktur anzubieten.

Wie finden Patienten den zuständigen Notdienst-Zahnarzt?

Notfallpatienten können in der "Notdienstsuche" auf www.zahnaerzte-in-sachsen.de ihren Standort eingeben und bekommen die nächstgelegenen Zahnarztpraxen angezeigt, die eine Sprechstunde beziehungsweise Rufbereitschaft anbieten. Eine Versorgung der Notfallpatienten erfolgt nach Angaben der Zahnärztlichen Vereinigung Sachsen unabhängig von deren Wohnort.