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Polizei sucht Zeugen von Brandstiftungen

Coswig kommt nicht zur Ruhe - mit der Aufforderung sollen die Täter nun deutlich stärker unter Druck gesetzt werden.

Von Udo Lemke & Peggy Zill
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Am 23. September brannte an der Lößnitzstraße ein Mülltonnenabstellplatz - einer von 15 Bränden der letzten Zeit in Coswig.
Am 23. September brannte an der Lößnitzstraße ein Mülltonnenabstellplatz - einer von 15 Bränden der letzten Zeit in Coswig. © Polizeidirektion Dresden

Coswig. Brände in Neubaugebiet - Zeugenaufruf - so ist eine Mitteilung der Polizeidirektion Dresden überschrieben, die einen Vorfall vom 13. Oktober, 2.45 Uhr, in eben jenem Coswiger Wohngebiet beschreibt: „In der Nacht zum Dienstag zündeten Unbekannte zwei Mülltonnen an der Lindenauer Straße und an der Straße Am Ringpark an. Es entstand Sachschaden in noch unbekannter Höhe“, heißt es weiter.

Dies nimmt die Polizeidirektion zum Anlass für ihren Aufruf: „Seit den Sommermonaten kam es in dem Neubaugebiet zu insgesamt 15 ähnlichen Bränden. Unter anderen brannte am 23. September an der Lößnitzstraße ein Mülltonnenabstellplatz. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Taten im Zusammenhang stehen.“ Um die Täter endlich zu fassen, sucht die Polizei nun Zeugen, die Angaben zu den Bränden und den Tatverdächtigen machen können. „Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Telefonnummer 0351 4832233 entgegen.“

Schaut man sich das abgelaufene Jahr an, so ist der Mülltonnenbrand vom 13. Oktober nur ein Glied in einer langen Kette von ähnlichen Vorfällen. Die SZ hat die meisten davon dokumentiert:

29. September: Kellerbrand

An diesem Dienstagabend brannte es in einem Keller eines Mehrfamilienhauses an der Kötzschenbrodaer Straße. Nach Informationen der Polizei setzten Unbekannte einen im Kellergang befindlichen Baststuhl in Brand. Dadurch wurden auch die Decke sowie die Dämmung der Heizungsrohre beschädigt. Der Sachschaden beträgt rund 2.000 Euro.

Bereits vor diesem Kellerbrand sind ebenfalls im Wohngebiet Dresdner Straße Mülltonnen angezündet worden. Coswigs Wehrleiter Andreas Schorbogen: „Wir sind aus der Dienstberatung heraus gerufen worden und konnten schnell löschen.“ Kurz nach Mitternacht mussten die Kameraden dann ein drittes Mal ausrücken. Im gleichen Wohngebiet waren wieder Mülltonnen angesteckt worden.

25./26. Juni: Müllplätze brennen

Zwischen 23.30 und 4.30 Uhr in der Nacht von Donnerstag zu Freitag ist die freiwillige Feuerwehr zu fünf Einsätzen an brennende Müllplätze in Coswig gerufen worden. „Das ging aller Stunden bzw. aller anderthalb Stunden so“, erklärte Wehrleiter Andreas Schorbogen.

Teilweise seien die Kameraden schon auf dem Heimweg gewesen, als sie erneut gerufen wurden. „Da waren Bürger am Werk, die Spaß daran hatten, die Feuerwehr zu ärgern. Zwei dieser Problembürger mit Sternburger in der Hand sind an allen fünf Stellen gewesen. Dann hat sie die Polizei schließlich gründlich kontrolliert.“

Ein Container an der Lößnitzstraße steht in Flammen.
Ein Container an der Lößnitzstraße steht in Flammen. © FFW Coswig

Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Polizeidirektion Dresden machte Sprecher Stefan Grohme genauere Angaben zu den Coswiger Vorgängen. Danach habe es 23.50 Uhr, 1 Uhr und 2.20 Uhr in einem Containerplatz Am Ringpark gebrannt. „Dort ist ein deutscher Tatverdächtiger gefasst worden. Ob er für die Brände verantwortlich ist, ist Gegenstand der Ermittlungen.“

Der vierte Brand wurde für 3.30 Uhr an der Lößnitzstraße gemeldet, der fünfte genau eine Stunde später an der Radebeuler Straße. „Anwohner haben zwei Jugendliche wegrennen sehen. Das heißt, dass der zuerst Aufgegriffene nicht für diese beiden Brände verantwortlich sein kann.“

3./4. April: 13 Brände an Müllplätzen

Die Freiwillige Feuerwehr Coswig musste am Samstagmorgen 13 Brände löschen. Wie Wehrleiter Andreas Schorbogen erzählt, lief der erste Alarm gegen 2.30 Uhr ein. Brand einer Mülltonne hieß es. An der Lößnitzstraße stand schon der gesamte Müllplatz in Flammen, als die Einsatzkräfte eintrafen. Und während die Feuerwehrleute am Anfang noch von einem Routine-Einsatz ausgingen, am Löschen waren, folgten Schlag auf Schlag die nächsten Einsätze.

Fast immer waren es Mülltonnen und zum Teil ganze Müllplätze im Wohngebiet Dresdner Straße, entlang der Hauptstraße und Moritzburger Straße, die brannten. „Das waren katastrophale Zustände. Wir sind wie die Hasen durchs Neubaugebiet gerast“, beschreibt es Andreas Schorbogen. Von der Lößnitzstraße ging es zur Kötzschenbrodaer, zur Robert-Blum-, Pestalozzi-, Dresdner und Genossenschaftsstraße.

In der Nacht vom 3. zum 4. April brennt es an der Lößnitzstraße.
In der Nacht vom 3. zum 4. April brennt es an der Lößnitzstraße. © FFW Coswig

Weil die Coswiger es allein nicht schafften, wurden auch die Feuerwehren Radebeul-Kötzschenbroda und Weinböhla alarmiert. Laut Andreas Schorbogen wurde auf der Moritzburger Straße, in Höhe Dänisches Bettenlager, eine verdächtige Person gestellt. „Danach war plötzlich Schluss mit den Bränden.“ Die Arbeit für die Feuerwehr war da aber noch nicht zu Ende. Der oder die Täter hatten die Pappenpresse am Kaufland an der Salzstraße angezündet. Die Löscharbeiten gestalteten sich an dieser Stelle schwieriger. „Das Feuer hätte auf das Lager übergreifen können“, so Schorbogen, der sich beim Kaufland-Team bedankt, das die Einsatzkräfte mit Essen und Getränken versorgt hat. Erst um 7 Uhr morgens war der Einsatz beendet.

Mülltonnen brennen in Coswig seit Jahren immer wieder. Zwischen den Jahren 2009 und 2011 gab es eine regelrechte Brandserie im Wohngebiet an der Dresdner Straße. Immer waren die Plätze für die Tonnen nachts angesteckt worden. 2015 traf es dann vor allem die Müllplätze der WBV, die nicht nur neue Tonnen, sondern auch neue Holzumrahmungen für die Müllplätze besorgen musste.

1. Februar: Müllcontainer in Flammen

Es ist wieder eine Mülltonne, die brennt. Das war den Feuerwehrleuten schon klar, als sie am 1. Februar die Einsatzdepesche gelesen haben. Gerade hatten sie ihren Regeldienst beendet, als der Alarm einlief. Brand an der Dresdner Straße in der Nähe vom Sonderpostenmarkt Wreesmann. Schon im vergangenen Jahr musste dort mehrfach gelöscht werden. „Man könnte fast sagen: und täglich grüßt das Murmeltier‘“, heißt es im Einsatzbericht. Der Schaden, der bei solchen Bränden entsteht, ist höher als mancher denkt. „Diese Rollboxen sind nicht billig“, sagt Andreas Schorbogen. Was die Feuerwehr aber mehr sorgt, ist, dass so ein Brand auch schnell auf benachbarte Häuser oder daneben stehende Fahrzeuge übergreifen könnte.

Eine Einfassung brennt an der Brückenstraße.
Eine Einfassung brennt an der Brückenstraße. © FFW Coswig

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