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Herbst- und Weinfest Radebeul: Das Geld sitzt locker, aber nicht überall

Redakteur Julian Wolf war in Radebeul unterwegs und hat die Preise gecheckt. Weil er allein war, gab es nur 25 Euro. Sein Fazit.

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Redakteur Julian Wolf beim Preischeck in Radebeul mit einer Rauchwurst für 4,50 Euro und einen Schieler (0,2 l) der Hoflößnitz für 10,50 Euro. 4 Euro Glaspfand gab's später zurück.
Redakteur Julian Wolf beim Preischeck in Radebeul mit einer Rauchwurst für 4,50 Euro und einen Schieler (0,2 l) der Hoflößnitz für 10,50 Euro. 4 Euro Glaspfand gab's später zurück. © Matthias Schumann

Von Julian Wolf

Radebeul. Zum Herbst- und Weinfest kommt man in diesem Jahr mit 25 Euro nicht wirklich weit. Im Vorverkauf kostete die Eintrittskarte für den Samstag schon 10 Euro, an der Tageskasse ganze 12 Euro. Das war auch vielen Radebeulern zu teuer. „12 Euro nur für den Eintritt zu bezahlen, sehe ich nicht ein. Es waren mal 5 Euro, dann waren es 9. Jedes Jahr wird es teurer. Bald bezahlt man noch 50 Euro pro Karte. Dann trifft das Motto wieder zu, dass Radebeul eine Stadt der Reichen ist“, einigen sich mehrere Besucher am Einlasspunkt in der Bahnhofstraße.

Pfandgeld bis zu 7 Euro

Im Rahmen des Preischecks klammern wir jedoch den Eintrittspreis einmal aus. Zwar kommt man dann in Altkötzschenbroda schon ein wenig weiter, aber auch für 25 Euro bleiben nur geradeso genug übrig für eine Bratwurst, ein Bier und einen Schoppen Wein, rechnet man das Pfandgeld - mal 2 Euro, mal 5 Euro, mal sogar 7 Euro je nach Glas - nicht mit ein. Beim Schlendern über den Dorfanger fällt sofort auf: Manchen Leuten scheinen die Preise egal zu sein, anderen Leuten scheint es doch deutlich zu teuer zu sein. Während die einen ausgiebig Wein schlürfen und den Abend genießen, laufen andere an den Ständen vorbei und gucken nur mal.

Karin Küchenmeister aus Chemnitz ist zum zweiten Mal beim Herbst - und Weinfest dabei und hat Spaß auf dem Kirchplatz.
Karin Küchenmeister aus Chemnitz ist zum zweiten Mal beim Herbst - und Weinfest dabei und hat Spaß auf dem Kirchplatz. © Matthias Schumann

Was die Besucherinnen und Besucher in Radebeul durchschnittlich am Wein- oder Essensstand so ausgeben, wollen die Betreiber nicht öffentlich machen. Eine Gruppe am Dorfanger gibt aber nur zu gern Auskunft darüber, was sie zum Weinfest ausgeben. „Am Freitag haben wir knapp 200 Euro für Wein ausgegeben, heute wird es bestimmt etwas mehr und morgen gehen wir auch noch mal“, sagt die Radebeuler Männergruppe.

Auf die Frage, ob sie den Eintrittspreis für Samstag und Sonntag gerechtfertigt finden, antworten sie kollektiv: „Ja, denn es geht hier auch um Kultur. So ein reichhaltiges Musik- und Theaterangebot ist einmalig. Dafür geben wir auch gern 12 Euro am Einlass aus. Selbst, wenn es 20 oder 25 Euro wären, würden wir das noch bezahlen.“

Artistin Anna Jorindel am Sonnabendnachmittag bei einer Vorführung. Das 16. Internationale Wandertheaterfestival stand in diesem Jahr unter dem Thema "La Strada - das Lied der Straße".
Artistin Anna Jorindel am Sonnabendnachmittag bei einer Vorführung. Das 16. Internationale Wandertheaterfestival stand in diesem Jahr unter dem Thema "La Strada - das Lied der Straße". © Matthias Schumann

Das Kulturerlebnis stand an diesem Sonnabend für viele Festivalbesucher auf jeden Fall auf Platz eins. Mit Schauspiel, Tanz, Artistik und Straßentheater begeisterte vor allem La Lune Bleue aus der Schweiz mit ausgefallenen Kostümen, Zirkusgeräten und Livemusik. „Beranger“ aus Frankreich spielten Rock sowie Neue Klassik und das deutsch-taiwanische Tanzprojekt verzauberte die Zuschauerinnen und Zuschauer am Kuffenhaus. Die Musikgruppe „Krambambuli“ durfte natürlich auf in diesem Jahr nicht fehlen.

Jan Theiler als Pastor Leumund im Skulpturenlabyrinth. Der Berliner hatte eine klare Botschaft für alle von außerhalb.
Jan Theiler als Pastor Leumund im Skulpturenlabyrinth. Der Berliner hatte eine klare Botschaft für alle von außerhalb. © Matthias Schumann

Hinter dem Pfarrhof gab es unter anderem Handgemachtes auf dem Mittelaltermarkt neben Livemusik, Leckereien und Tanzeinlagen. Hier wurde erneut der Zwiespalt zwischen Geld ausgeben oder „das ist aber doch etwas zu teuer“ klar. Die einen deckten sich mit handgemachten Kunstwerken ein, die anderen staunten nur und gingen dann wieder auf die Weinmeile. Dass das Radebeuler Weinfest als gehobener gilt, ist ja bekanntlich nicht nur seit 2023 in den Köpfen der Bürger verankert. Zu sagen bleibt schlussendlich aber eigentlich nur, dass sich jeder Euro - egal, ob für die Eintrittskarte, am Wein-, Essens- oder Antiquitätenstand - auch in diesem Jahr wieder gelohnt hat. Diese Ansicht schien auch das Publikum zu teilen, denn auch am Samstag war es wieder in Altkötzschenbroda gerammelt voll.