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So lief die erste bunte Demo in Radebeul

"Hinterland in queerer Hand" prangte auf dem Fronttransparent eines Umzuges am Samstag. Das hatte es damit auf sich.

Von Jakob Hammerschmidt
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Die Demonstrierenden spazieren unter den Bäumen der Hauptstraße.
Die Demonstrierenden spazieren unter den Bäumen der Hauptstraße. © Jakob Hammerschmidt

Radebeul. Anwohner der Meißner Straße dürften nicht schlecht gestaunt haben über den Demonstrationszug, der am Samstagnachmittag durch die Stadt zog. Wehende Regenbogen- und Transgender-Fahnen, provokante Transparente, energische Parolen - die erste Radebeuler Queer Pride wollte nicht ignoriert werden.

Queer - das ist der auch in Deutschland geläufige englische Überbegriff für Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen. Schwule, Lesben, transgeschlechtliche Menschen versammeln sich unter anderem unter diesem Banner. Auch in Radebeul wollen solche Menschen nun für ihre Forderungen einstehen - Gleichbehandlung, Gleichberechtigung, ohne Angst durch die eigenen Straßen zu gehen. Solche Veranstaltungen werden häufig als Pride - englisch für "Stolz" - bezeichnet.

"Fühlende und handelnde Subjekte"

Die Veranstaltung stand unter dem Slogan "Hinterland in queerer Hand". Auf Nachfrage von Sächsische.de antwortet Rée, dass man auch die Orte außerhalb der großen Städte mit Inhalten füllen und für queere Menschen lebenswert machen wolle. Der 18 Jahre junge Mensch ist Mitglied der offenen anarchistischen Vernetzung in Radebeul und die Veranstaltungsleitung für die Queer Pride. "Der ländliche Raum bietet für junge Menschen wenig, wo sie sich und wir uns menschlich und politisch aufgehoben fühlen oder von einer bürgerlich konservativen Gesellschaft geduldet werden", fährt Rée fort.

Der Demonstrationszug nahm die rechte Straßenseite der Meißner Straße ein.
Der Demonstrationszug nahm die rechte Straßenseite der Meißner Straße ein. © Jakob Hammerschmidt
Die Fronttransparente der Queer Pride.
Die Fronttransparente der Queer Pride. © Jakob Hammerschmidt
Die Abschlussveranstaltung fand am Weißen Haus statt. Im Hintergrund die Radebeuler Weinberge.
Die Abschlussveranstaltung fand am Weißen Haus statt. Im Hintergrund die Radebeuler Weinberge. © Jakob Hammerschmidt
Zu Beginn der Veranstaltung hatten einige Gegendemonstranten auf dem Dach des REWE-Parkhauses am Bahnhof Radebeul Ost ein Banner entrollt.
Zu Beginn der Veranstaltung hatten einige Gegendemonstranten auf dem Dach des REWE-Parkhauses am Bahnhof Radebeul Ost ein Banner entrollt. © Offene Anarchistische Vereinigung Radebeul

Laut der Veranstaltungsleitung machten sich etwa 200 Menschen aus Radebeul, Dresden und dem Umland vom Bahnhof Radebeul-Ost auf den Weg zu den Landesbühnen. Dort wurde im Schatten gesessen, Redebeiträgen gelauscht, und mitgebrachte Snacks wurden verzehrt. Danach ging es weiter zum Weißen Haus, wo die Veranstaltung beendet wurde, "damit die Polizei nach Hause gehen kann", wie Rée per Lautsprecher belustigt durchgab. Ein stattlicher Korso hatte die Demonstration an ihr Ziel begleitet. Bis auf einen Zwischenfall zu Beginn des Umzuges, als ein oberkörperfreier Mann auf die Demonstrierenden zustürmte, verlief die Veranstaltung aber ohne tätliche Angriffe. Die Umzugsteilnehmenden machten indes keinen Hehl daraus, was sie von der Polizei hielten. Immer wieder wurden Antifa-Chöre und Polizei-kritische Parolen skandiert.

Darauf angesprochen meinte Rée, dass sich die queere Gemeinde nicht für die Zivilgesellschaft anpassen müssen sollte. Für ihre Forderungen würden sie radikal eintreten. "Eines unserer Ziele ist es, dass wir im Diskurs nicht als Objekte, sondern als fühlende und handelnde Subjekte wahr- und ernst genommen werden", so Rée weiter. Wahrgenommen haben dürfte sie an diesem Nachmittag wohl jeder.