Coswig. Mehr als die Hälfte der Menschen laut einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) fühlen sich gestresst, wenn sie in Coswig mit dem Rad unterwegs sind. 84 Prozent der Befragten sehen sich auf dem Rad im Straßenverkehr gefährdet, dem ADFC-Fahrradklima-Test zufolge. Beim letzten Fahrradklima-Test im Jahr 2020 gaben nur 70 Prozent der Befragten an, sich auf dem Rad im Straßenverkehr gefährdet zu fühlen.

Neben dem Stresslevel und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren weisen die Ergebnisse der ADFC-Studie auf weitere Probleme beim Radverkehr in Coswig hin. Drei Viertel der Befragten in Coswig empfindet das Fahren im Mischverkehr mit Autos als nicht sicher. Drei von vier berichten von regelmäßigen Konflikten mit Autos. 78 Prozent bemängeln, dass die Stadt in jüngster Zeit zu wenig für sicheres Radfahren getan hat. Unter den 46 sächsischen Städten im Fahrradklima-Test erreicht Coswig damit Platz 24.

"Immer mehr Menschen wollen ihre Wege im Alltag mit Bewegung an der frischen Luft verbinden. Für Städte und Gemeinden ist es eine riesengroße Chance, wenn mehr Menschen ihre Wege mit dem Rad zurücklegen", betont Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Coswig galt zu DDR-Zeiten mal als Fahrradstadt. Doch um daran wieder anzuschließen, muss die Stadtverwaltung mehr tun, damit sich die Menschen auch trauen, ihre Wege mit dem Rad in der Stadt zurückzulegen. Das Fahrrad sollte wieder ein fester Bestandteil der Stadtplanung werden."

Genügend Parkmöglichkeiten für Räder

In Coswig zeigt der Fahrradklima-Test im sachsenweiten Vergleich auch, dass die Menschen die Wege mit dem Rad in die Nachbarorte nicht sicher finden. Das geben drei von vier Befragten an.

Deutlich besser als im sächsischen Durchschnitt bewerteten die Menschen in Coswig die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder am Bahnhof. Damit sind 67 Prozent zufrieden, sachsenweit sind es nur 27 Prozent. Auch geben 64 Prozent der Menschen an, dass das Fahrrad in Coswig ein etabliertes Alltagsverkehrsmittel für alle Altersgruppen ist. Im sächsischen Durchschnitt sagen das nur 59 Prozent der Befragten.

Der Fahrradklima-Test ist laut Verein die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit und wird seit 2012 alle zwei Jahre vom ADFC durchgeführt. Er umfasst 27 Fragen. Zwischen September und November 2022 konnten Radfahrende deutschlandweit ihre Meinung zu den Radverkehrsbedingungen in ihrer Stadt äußern.

Befragte sind auch mit dem Auto unterwegs

Beim Fahrradklima-Test lag in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf den Bedingungen des Radverkehrs in ländlichen Räumen. Neben der umwegfreien und komfortablen Erreichbarkeit von Nachbarorten – Bewertung Landkreis Meißen: 3,9 – und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren über Land – Bewertung Landkreis Meißen: 4,3 – konnten die Befragten auch die Qualität des Fahrradparkens an Bahnhöfen und Haltepunkten bewerten. Der Landkreis Meißen erreichte dabei eine Bewertung von 3,8.

92 Prozent der Befragten in Sachsen verfügen über einen Führerschein und 71 Prozent besitzen ein Auto. 85 Prozent sind kein Mitglied des ADFC. 2022 bewerteten in Coswig 73 Personen ihre Stadt nach Fahrradkriterien (2020: 76), in Sachsen waren es über 10.000 und deutschlandweit sogar fast 240.000. Die Ergebnisse für die Stadt Coswig würden einen großen Aufholbedarf zeigen, lautet es in einer Pressemitteilung des ADFC. Mit einer Gesamtbewertung der Fahrradsituation von 4,15 auf einer Skala von 1 bis 6 liegt Coswig deutschlandweit im unteren Mittelfeld und auf Platz 8 von 16 sächsischen Städten zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern. 2020 erhielt Coswig insgesamt noch die Schulnote 3,8. (SZ/mas)