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Wein-Lehrgang in Weinböhla: "Der Wein gewöhnt sich an seinen Winzer"

Am Wochenende trafen sich Weinbauexperten und die, die es werden wollen, im Ratsweinberg Weinböhla. Sven Große freute sich über das große Interesse am Lehrgang - und über neue Pächter.

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Sven Große (M.) von der Weinbaugemeinschaft Weinböhla erklärt Hobbywinzern im Weinberg am Börnschengrund  den korrekten Rebschnitt.
Sven Große (M.) von der Weinbaugemeinschaft Weinböhla erklärt Hobbywinzern im Weinberg am Börnschengrund den korrekten Rebschnitt. © Norbert Millauer

Von Julian Wolf.

Weinböhla. Bestes Wetter herrschte in Weinböhla, als am Samstagvormittag um Punkt zehn Uhr der Rebschnitt der Weinbaugemeinschaft Weinböhla rund um die Ruine und die Walhalla stattfand. Eine Tradition, die inzwischen seit über 20 Jahren stattfindet und sich an diesem Wochenende ganz besonderer Beliebtheit erfreute. Der Himmel war blau und die Sonne strahlte, als der Vorsitzende der Weinbaugemeinschaft Weinböhla, Sven Große, seine fast 50 neuen „Schützlinge“ unterhalb der imposanten Weinberge und neuen Weinbergsmauern in Empfang nahm.

Die interessierten Gäste kamen überwiegend aus Weinböhla und waren mit Allwetter-Kleidung und Gartenschere bestens ausgerüstet. Sven Große berichtet über seine ganz persönlichen Erfahrungen im Weinberg, gibt Ratschläge und beantwortet geduldig alle Fragen der Weinböhlaer Hobbywinzer. Den sogenannten „Spalier-Schnitt“ erklärt der 50-Jährige direkt an einer alten Rebe am blauen Geräteschuppen, gibt Informationen zu anderen Schnittweisen an einer großen Informationstafel. Das Publikum klebt förmlich an seinen Lippen und kann es kaum erwarten, selbst Hand anzulegen.

„Es klingt vielleicht etwas seltsam, aber der Wein gewöhnt sich an seinen Winzer. Verwendet eine Methode an Euren Reben zu Hause und behaltet diese bei“, macht Große deutlich, der seine Gäste auch über die Weinbaugemeinschaft des staatlich anerkannten Erholungsortes informiert. „Der Rebschnitt in Weinböhla hat Tradition. Ich selbst betreue ihn seit 20 Jahren, davor fand er auch schon statt“, sagt Große, der eher zufällig zum Wein kam. Nachdem er sein Grundstück erwarb, fand er dort Weinreben vor. Sein Lehrwinzer, ein enger Freund seines Großvaters, brachte ihm alles bei. Seitdem lässt die Begeisterung für den Weinbau und den Wein nicht nach.

Weinbauer: "Nicht immer mit der chemischen Keule arbeiten"

Von Anfängern, Hobbywinzern bis hin zum Profi war am Samstagvormittag jeder vertreten. In den vergangenen Jahren wurde der Rebschnitt unterschiedlich angenommen. „Mal waren es nur neun Leute. Dass es heute so gut läuft, freut mich natürlich sehr“, so Große. „Wir hier, sind Nebenerwerbswinzer. Die EU sagt ganz klar, wer Weinbau betreibt, ist automatisch auch ein Weinbaubetrieb. Wir unterliegen den gleichen Vorschriften, Regulationen und bürokratischen Auflagen, wie die hauptamtlichen Weinbaubetriebe“, informiert er die Interessierten.

Auf die Frage, was Sven Große den Hobby-Weinbauern mit auf den Weg geben möchte, antwortet er: „Hauptsächlich Freude, aber auch das Wissen. Ich will die Weinstöcke retten und klarstellen, dass es uns Winzern wichtig ist, nicht immer mit der chemischen Keule zu arbeiten. Durch die vorbereitenden Tätigkeiten — wie eben durch den richtigen Rebschnitt — kann der Einsatz von Chemikalien eingedämmt werden. Weinbau ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit.“

Weinbaugemeinschaft hat neue Pächter gefunden

Wie Sächsische.de vor wenigen Wochen berichtete, suchte die Weinbaugemeinschaft Weinböhla neue Pächter, da viele Nebenerwerbswinzer altersbedingt aufgehört hatten. Inzwischen sind alle neuen Flächen — zwischen 300 und 1.000 Quadratmeter groß — vergeben. Mehr Interesse als Flächen zur Verfügung standen, hätte es gegeben. „Ich bin total glücklich darüber“, beginnt Große. „Das haben wir der Öffentlichkeitsarbeit zu verdanken. Dies hat auch unserer Gemeinschaft einen großen Zulauf gebracht. Viele Interessierte machen einfach so mal ein Jahr jetzt mit — auch, wenn sie selbst keine Fläche mehr übernehmen können“, so der Vorsitzende.

Für das Jahr 2024 haben er und die Weinbaugemeinschaft noch viel geplant. Am kommenden Wochenende findet die Winzerschulung in der Walhalla statt. Alle Arbeiten bis auf die Bürokratie des Weinbaus werden hier den „Neuligen“ erläutert. In der Veranstaltungsreihe „Weingüter stellen sich vor“ soll mit den Winzern aus der Region über den Tellerrand hinaus geschaut und die verschiedenen Philosophien der Kollegen vorgestellt werden.

Ende Juni öffnet der Weinberg für Jedermann. Es sei die größte Veranstaltung der Weinbaugemeinschaft, bei dem Jeder Weinberg und Location unterhalb der Ruine erleben kann. Große hebt zudem eine Veranstaltung hervor, die voraussichtlich im November dieses Jahr stattfinden wird: Einmal im Jahr sollen alle Winzerinnen und Winzer der Region gemeinsam Sport treiben.