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Ein Leben für die Magie: Der Zauberpeter ist für immer verschwunden

Am 31. Oktober verstarb Peter Kersten alias Zauberpeter. Am Freitag wurde seine Urne im Friedwald Oberau beigesetzt. Ein bewegender Abschied.

Von Martin Skurt
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Schlicht und im kleinen Kreis: Genauso habe sich der Zauberpeter seine Beerdigung gewünscht, sagt sein Anwalt Hans-Joachim Herzog. Beide hat ein freundschaftliches Verhältnis miteinander verbunden.
Schlicht und im kleinen Kreis: Genauso habe sich der Zauberpeter seine Beerdigung gewünscht, sagt sein Anwalt Hans-Joachim Herzog. Beide hat ein freundschaftliches Verhältnis miteinander verbunden. © Claudia Hübschmann

Niederau. Die letzten Töne des Klassikers "Con te partirò" von Andrea Bocelli, besser bekannt als "Time to Say Goodbye", verklingen. Und plötzlich ist es still. Nur das Rauschen der letzten Herbstblätter ist zu hören. Einzelne schlurfende Fußgeräusche. Es ist kalt und nieselt. Etwa 30 Trauergäste stehen an einer Wegkreuzung im Friedwald Oberau in Niederau. Sie haben sich versammelt, um der Beerdigung im kleinen Kreis des ehemaligen Künstlers Peter Kersten beizuwohnen. Er war am Abend des 31. Oktobers nach langer Krebserkrankung verstorben. Am Freitag wird seine Asche in einer Urne in den Boden gelassen und mit Erde verdeckt, und zwar vor einer Rotbuche. Nun ist der Zauberpeter wirklich verschwunden. Sein letzter großer Trick.

Bernd Fabian, einer von Kerstens besten Freunde aus seinen Kindheitstagen in Forst und ein ehemaliger Zauberkollege, beschreibt die Beisetzung als unfassbar. "Ich habe mir die Urne angeschaut und gedacht, das ist nicht real." Es war ein schwerer Schlag für ihn wie für alle Anwesenden zur Beisetzung. Am Vormittag des Todes von Peter Kersten habe Bernd Fabian noch mit seinem Freund telefoniert, wie sonst auch schon die Tage davor. Denn sie hielten regelmäßigen Kontakt. Auch nach all der Zeit. "Wir haben die Jahre gut miteinander verbracht und gelebt." Bernd Fabian war für ihn in jeder Lage da.

Einmal um die Welt und zurück

Sicherlich war das nicht immer einfach, bei seinem bewegten Leben. Denn er war ein begnadeter Zauberkünstler und Entertainer. Er wurde in der DDR bekannt durch seine Sendungen "Zauber auf Schloss Kuckuckstein" und "Kunterbunt". Kersten wurde 1943 in Forst (Spree-Neiße) geboren. Er entdeckte seine Liebe zur Bühne bereits in der Schule und begann seine Karriere als Zauberkünstler in den 1960er-Jahren. In der DDR wurde er schnell zu einem beliebten Star. Seine Shows waren voller Humor und Spannung und begeisterten Kinder und Erwachsene gleichermaßen. 1977 erhielt er den "Zauber-Oscar" der Academy of Magical Arts in Hollywood.

Die Trauerrede zu Peter Kerstens Beerdigung hielt Urte Blankenstein. Sie war jahrelang seine Künstlerkollegin.
Die Trauerrede zu Peter Kerstens Beerdigung hielt Urte Blankenstein. Sie war jahrelang seine Künstlerkollegin. © Daniel Förster
Urte Blankenstein legt ein rotes Tuch in die Grabstelle: Damit die Engel wüssten, wo er herkomme.
Urte Blankenstein legt ein rotes Tuch in die Grabstelle: Damit die Engel wüssten, wo er herkomme. © Daniel Förster
"Danke für zauberhafte Kindheitserinnerungen": ein letzter Gruß an Dr. Peter Kersten alias Zauberpeter zu seiner Beerdigung.
"Danke für zauberhafte Kindheitserinnerungen": ein letzter Gruß an Dr. Peter Kersten alias Zauberpeter zu seiner Beerdigung. © Daniel Förster
Eine Plakette an einer Rotbuche im Friedwald Oberau erinnert an den Zauberpeter.
Eine Plakette an einer Rotbuche im Friedwald Oberau erinnert an den Zauberpeter. © Daniel Förster

Nach so vielen Erfolgen dürstete sein Herz jedoch nach etwas anderem. "Mein Wunsch war es immer, um die Welt zu reisen", sagt Peter Kersten in einem Gespräch mit Sächsische.de. Auf seinen Reisen lernte er auch seine Ehefrau kennen, doch die Ehe zerbrach und seit 2015 lebte er dauerhaft in Coswig. Deswegen wurde er auch in Niederau beerdigt. Er habe trotzdem stets Glück gehabt, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen wäre. 17 Jahre arbeitete er als freier Reporter für den MDR. Er reiste um die Welt und produzierte mehr als 150 Beiträge über Brasilien bis China. Als er noch zauberte, arbeitete er mehrere Wochen für einen Moment und einen Applaus auf der Bühne.

Ein trickreiches Genie

Trotzdem wäre er auch manchmal unsicher gewesen, obwohl er so oft schon im Rampenlicht stand und selbstsicher wirkte, so Urte Blankenstein, seine langjährige Kollegin, in ihrer Trauerrede. Sie spielte mit ihrer Aussage auf Peter Kerstens Standardspruch an: "Ach, hätte ich doch ..." Die beiden standen für Zaubershows häufig gemeinsam auf der Bühne – auch außerhalb der DDR. Selbst trat Blankestein regelmäßig im DDR-Fernsehen als "Frau Puppendoktor Pille" auf.

In ihrer Trauerrede schaffte sie es, einfühlsam und mit Witz Peter Kerstens gesamtes Leben Revue passieren zu lassen. Von Forst über Berlin und Indonesien bis nach Coswig. An jeder Lebensstation hielt sie kurz an, webt sein Wesen hinein und ließ ihn noch mal vor den Gästen aufleben. So beschrieb sie ihn unter anderem als Genie, das sich trickreich durch sein Leben geschlagen habe. "Nun verzauberst du die Engel da oben", sagt sie. Die Schauspielerin wedelt mit einem roten Tuch, das auf seinen berühmten Rotes-Tuch-Verschwinde-Zaubertrick anspielt. "Damit sie wissen, wo du herkommst."