Leben und Stil
Merken

Reisetipp: Drei Top-Ziele in Südafrika, die noch nicht überlaufen sind

Kapstadt und Kruger-Nationalpark ziehen nach Corona wieder Millionen Touristen an. Dabei gibt es Orte, an denen Südafrika noch ursprünglich zu erleben ist. Wir haben sie besucht.

Von Katrin Saft
 9 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Frei laufendes Zebra im Golden Gate Nationalpark.
Frei laufendes Zebra im Golden Gate Nationalpark. © Katrin Saft

1. Die Drakensberge

Dort, wo Catherine, Lindsay und Loretta leben, sieht es noch ein bisschen aus wie früher in Südafrika: wenig Mensch, viel Natur. Die Morgensonne taucht das weite Tal in ein goldenes Licht. Jetzt im Frühling liegt auf den Gräsern noch der Tau. Es ist still. Kein Grundrauschen des Verkehrs. Nur Stille. Im Hintergrund erheben sich die Drakensberge – die mit über 3.000 Metern mächtigste Bergkette Südafrikas.

Hier, auf halbem Weg zwischen Johannesburg und Durban, haben die Eltern der Schwestern vor 25 Jahren eine Lodge gebaut. „Als Kinder waren wir nicht sehr begeistert“, sagt Catherine, „und sind zum Studieren lieber ins Ausland gegangen.“ Doch inzwischen führen sie das Lebenswerk ihrer Eltern fort.

Schwestern Lindsay Du Plessis und Catherine Duff auf dem Gelände ihrer Montusi Mountain Lodge.
Schwestern Lindsay Du Plessis und Catherine Duff auf dem Gelände ihrer Montusi Mountain Lodge. © Katrin Saft

Denn die Lodge befindet sich an einem fast schon magischen Ort – um zu wandern, Mountainbike zu fahren oder einfach abzuschalten. Nur etwa 30 Minuten entfernt haben einst die Buschmänner Tiere und Krieger an die Felswände gemalt. Die Reste sind noch heute deutlich zu erkennen.

Während die meisten bei Südafrika an den Tafelberg in Kapstadt denken, sind die Drakensberge in der Provinz KwaZulu-Natal touristisch noch wenig erschlossen. Völlig zu Recht hat die Unesco große Teile zum Weltkulturerbe erklärt. Am besten lässt sich die Schönheit der Gebirgsszenerie mit dem Hubschrauber erfassen.

Brett Tungay hebt zwei- bis dreimal täglich vom Dragon Peaks Mountain Resort zu Rundflügen ab. Da der Rand zum Euro sehr günstig steht, ist das durchaus erschwinglich - ab ca. 85 Euro. Auch die Nebenkosten für Gastronomie oder Eintritt liegen derzeit in Südafrika deutlich unter europäischem Niveau. Der Mindestlohn beträgt hier gerade mal 220 Euro im Monat.

Pilot Brett Tungay fliegt Urlauber in die Drakensberge.
Pilot Brett Tungay fliegt Urlauber in die Drakensberge. © Katrin Saft

Brett steuert den Hubschrauber dicht an den hohen Wänden aus Sandstein und Basalt entlang, schwenkt ein in Schluchten, in denen Wasserfälle tosen. Auf einem 2.100 Meter hohen Plateau landet er: schroffe Felsen und unbebaute Weite, bis zum Horizont. „Seit der Pandemie bleiben Touristen im Schnitt nur zwölf statt früher 18 Tage im Land“, sagt er, „und lassen die Drakensberge oft aus.“ Denn Südafrika ist riesig, dreimal so groß wie Deutschland.

„Viele unterschätzen die Entfernungen“, sagt Whisdom Mpayi, der als Guide Touren begleitet. „KwaZulu-Natal ist eine von neun Provinzen in Südafrika. Von den elf Millionen Menschen, die hier leben, seien 80 Prozent Schwarze. Die Arbeitslosigkeit ist mit 30 bis 50 Prozent hoch, ebenso die Armut. Zwar könne man mit dem Mietwagen selbst durchs Land fahren. Doch aus Sicherheitsgründen empfehle es sich, nicht überall anzuhalten. Die neue Tourismus-Ministerin Patricia de Lille verspricht, eine vor der Pandemie beschlossene „Sicherheitsstrategie“ nun auch umzusetzen.

Auf dem Rückweg von den Drakensbergen Richtung Durban rät Whisdom zu einem Stopp am Nelson Mandela Capture Site – ein neues Museum mitten im Niemandsland. Genau hier wurde Südafrikas Nationalheld 1962 festgenommen und verbrachte dann 27 Jahre im Gefängnis. Die Ausstellung erzählt in Englisch von seinem Kampf gegen Apartheid und Mandelas Vision: Menschen aller Hautfarben mögen in Frieden und Wohlstand zusammenleben.

Außengelände des Nelson Mandela Museums
Außengelände des Nelson Mandela Museums © Katrin Saft

Wer sich umschaut sieht, dass es bis dahin noch viel zu tun gibt. In den Hütten rechts und links der Straße gilt schon als reich, wer einen Wassertank und genügend zum Essen hat. „Acht Prozent der Weißen gehören in Südafrika 70 Prozent des Grund und Bodens“, sagt Whisdom.

Als die Sonne untergeht, zeichnen sich die Umrisse der Drankensberge am orangefarbenen Himmel ab. Kitschig schön – Afrika, wie es der Europäer aus Filmen liebt.

Vom Plateau in den Drakensbergen in 2.100 Metern Höhe bietet sich ein kilometerweiter Rundblick.
Vom Plateau in den Drakensbergen in 2.100 Metern Höhe bietet sich ein kilometerweiter Rundblick. © Katrin Saft
Hubschrauberflug über die Drakensberge.
Hubschrauberflug über die Drakensberge. © Katrin Saft
Viele Straßen sind gut asphaltiert. Doch mit querenden Tieren ist immer zu rechnen.
Viele Straßen sind gut asphaltiert. Doch mit querenden Tieren ist immer zu rechnen. © Katrin Saft
Reste von Malereien, die einst Buschmänner an die Felswände gemalt haben.
Reste von Malereien, die einst Buschmänner an die Felswände gemalt haben. © Katrin Saft
Dorfbewohner in KwaZulu-Natal leben von selbst hergestellten Tieren, die sie verkaufen.
Dorfbewohner in KwaZulu-Natal leben von selbst hergestellten Tieren, die sie verkaufen. © Katrin Saft

2. Der Addo-Elefantenpark

Es knackt leise, als der Elefant mit seinem Rüssel in den trockenen Dornenbusch greift und Blätter abreißt. „Elefanten verbringen 16 bis 20 Stunden am Tag mit Fressen“, sagt Headman. Er ist Ranger im Addo Elephant National Park. Kaum an einem anderen Ort in Südafrika dürften sich die Dickhäuter so gut beobachten lassen wie hier. Nur 70 Kilometer von Port Elisabeth entfernt, leben im Addo mehr als 600 Elefanten.

Das war nicht immer so. Anfang des 20. Jahrhunderts machten Farmer Jagd auf die Tiere, weil sie deren Felder verwüsteten. Nur 16 Elefanten gab es noch, als sie 1931 mit Gründung des Nationalparks unter Schutz gestellt wurden. Seitdem ist der Park auf fast 1.800 Quadratkilometer gewachsen. Über zwei Haupteingänge kann man mit dem Pkw über asphaltierte Straßen durch das Gelände fahren. Doch mehr Spaß macht es in einem offenen Safariauto mit einem gebuchten Guide wie Headman.

Im Addo Elephant National Park kommt man den Tieren ganz nahe.
Im Addo Elephant National Park kommt man den Tieren ganz nahe. © Katrin Saft

Der weiß genau, wo sich Wasserlöcher mit Elefanten-Garantie befinden. „Die Tiere mögen keine Kälte, Regen und Wind“, sagt er. „Insofern reicht es jetzt im Frühling, wo es morgens noch frisch ist, nach dem Frühstück auf Pirsch zu gehen.“

Eine Herde mit ihren Jungen bahnt sich unbeeindruckt von den nahen Beobachtern ihren Weg durch die buschige Landschaft. Das wirkt so friedlich. „Doch Vorsicht“, warnt Headman. „Elefanten können sehr gefährlich werden.“ Solange sie ihre großen Ohren zur Kühlung auf und ab bewegen, sei aber alles in Ordnung.

Im Addo gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten – vom Campingplatz bis zur Luxus-Lodge. Denn im Park lassen sich noch viele andere Savannentiere beobachten: Zebras, Kudus, Büffel, Nashörner, Löwen, viele Vogelarten und in einem Meeresteil sogar Wale, Delfine und Pinguine.

Und Donald Trump. So nennt Headman die Warzenschweine, weil deren Haare nach hinten gekämmt aussähen wie beim Ex-Präsidenten der USA. Dann wird er ernst: „Die Zahl der Nashörner geben wir nicht bekannt“, sagt er. Denn täglich würden in Afrika im Schnitt drei Nashörner getötet, um an ihr kostbares Horn zu kommen.

Spazieren gehen mit Giraffe im privaten Wildpark.
Spazieren gehen mit Giraffe im privaten Wildpark. © Katrin Saft

Giraffen indes finden sich im Addo nicht. Dafür fehlt es an großen Akazienbäumen, an denen sie bevorzugt zupfen. Wer den Tieren ganz nahe kommen möchte, der kehre im Addo Brauhaus in Paterson ein, nur 20 Autominuten vom Nord-Eingang entfernt. Der Südafrikaner Loodt Buchner hat es in einem alten Postgebäude eingerichtet und bietet hier neben Kaffee und Snacks auch Giraffen-Spaziergänge in seinem nahe gelegenen privaten Wildpark an. Im Gegensatz zu den Nationalparks darf man dort sogar aus dem Auto steigen.

„Die Tiere sind an Menschen gewöhnt“, sagt Buchner. Mit ihren langen Beinen schreiten sie von Baum zu Baum. Ihre Zungen umspielen geschickt die Dornen. Natürliche Feinde haben sie hier nicht. Fast sieht es so aus, als ob sie für die Kameras posen. Dann drehen sie ab. Dabei könnte man ihnen noch stundenlang zuschauen.

Addo-Elefantenpark: Eintritt: ca. 19 Euro/Tag, Kinder ca. 9 Euro;
Giraffensafari: Preis: zwei Stunden ca. 38 Euro Erwachsene, Kind 19 Euro

Neugierige Giraffe
Neugierige Giraffe © Katrin Saft
Der Ranger erklärt, wie Giraffen leben.
Der Ranger erklärt, wie Giraffen leben. © Katrin Saft
Steht die Mähne gut, ist das Zebra gesund.
Steht die Mähne gut, ist das Zebra gesund. © Katrin Saft
Giraffenmutter mit einem Jungen.
Giraffenmutter mit einem Jungen. © Katrin Saft
Safari im Addo-Elefantenpark.
Safari im Addo-Elefantenpark. © Katrin Saft
Ein Junges beim Fressen.
Ein Junges beim Fressen. © Katrin Saft

3. Der Golden Gate Park

Ich dachte immer, es sei ein Märchen“, sagt Pulane Ncubuka, Hauswirtschafts-Chefin im Golden Gate Highlands National Park. „Das Märchen vom Monster, dessen Fußabdrücke man noch heute hier im Felsboden sehen kann.“ Doch seitdem Wissenschaftler bestätigt haben, dass die Abdrücke etwa 190 bis 200 Millionen Jahre alt sind und von einem Dinosaurier stammen, ist der Park zumindest in der Fachwelt international bekannt.

Das Gebiet soll Sumpfland gewesen und ausgetrocknet sein. Urzeitliche Tiere wurden damit zu Fossilien. Aus dem Schlamm entstanden verschiedenfarbige Sande, die sich mit der Zeit zu bizarren Felsskulpturen türmten – die größte mehr als 2.800 Meter hoch. Einige Felsen strahlen zum Sonnenuntergang so kräftig goldgelb, dass man das Schauspiel selbst mit der Handykamera einfangen kann.

Der Golden Gate Park ist einer von 21 Nationalparks in Südafrika. Er liegt in der Provinz Free State, etwas abseits der touristischen Routen an der Grenze zu Lesotho. „Wir sind deshalb der einzige Nationalpark mit mehr einheimischen als internationalen Gästen“, sagt Parkmanager Paddy Gordon. Dabei biete der Park das perfekte Outdoor-Erlebnis: geführte Wanderungen durch einsame Landschaften oder Touren zu den Höhlen, in denen einst die San-Jäger gelebt haben. Klettern allerdings sei aus Schutzgründen verboten.

Golden Gate-Parkmanager Paddy Gordon.
Golden Gate-Parkmanager Paddy Gordon. © Katrin Saft

Gordon hat mehr als 50 verschiedene Grasarten im Park gezählt. Antilopen, Weißschwanzgnus, Springböcke oder Steppenzebras streifen hier auf der Suche nach Futter frei umher. Am Himmel kreisen seltene Vögel wie der Bartgeier oder der Ibis. Allerdings macht sich der Klimawandel auch im Golden Gate Park bemerkbar.

„Wir haben hier immer häufiger mit immer größeren und heißeren Feuern zu tun“, sagt der Manager und deutet in die Ferne, wo vom grünen Gras nur noch schwarze Stummel übrig sind. „Dort hat es erst kürzlich gebrannt. Wir verlieren so jedes Jahr viele Tausend Hektar.“

Im Park gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für etwa 500 Menschen – im Hotel, in Chalets oder auf dem Campingplatz. Auf den asphaltierten, ausgewiesenen Straßen darf man mit dem eigenen Auto durch die spektakuläre Landschaft fahren.

Ein von der untergehenden Sonne angestrahlter Sandsteinfelsen im Golden Gate Park.
Ein von der untergehenden Sonne angestrahlter Sandsteinfelsen im Golden Gate Park. © Katrin Saft

Von den 200 Mitarbeitern arbeiten die meisten wissenschaftlich, erforschen Pflanzen- und Tierwelt und natürlich die Ursprünge der Dinosaurier. Die Regierung lässt derzeit für umgerechnet mehr als vier Millionen Euro ein interaktives Dino-Museum errichten, das bereits im Rohbau steht. Das Mauerwerk soll an die Schuppen eines Dinosauriers erinnern. „In der Gegend wurden auch Nester mit noch erhaltenen Eiern von Dinosauriern gefunden“, sagt Gordon. Im Museum wolle man die archäologischen Funde der Öffentlichkeit zugänglich machen. Im Oktober nächsten Jahres soll Eröffnung sein.

Zu den Saurierspuren gelangt man per Allrad-Fahrzeug. Auch Pulane Ncubuka hat sich überzeugt, dass sie existieren. Doch wenn die Abendsonne die Felswände rotgold anstreicht, könnte man wirklich meinen, in einer Märchenwelt zu sein.

Golden Gate Highlands Nationalpark: Eintritt: ca. 12,60 Euro Erwachsene, Kinder 6,30 Euro

Fels im Golden Gate Park.
Fels im Golden Gate Park. © Katrin Saft
Golden Gate Park
Golden Gate Park © Katrin Saft
Ranger
Ranger © Katrin Saft
Übernachtung
Übernachtung © Katrin Saft
Golden Gate Park
Golden Gate Park © Katrin Saft

Gut zu wissen

  • Anreise: mit Lufthansa von Frankfurt/Main ca. zehn Stunden bis Johannesburg; Inlandsflüge mit Airlink oder Flysafair.
  • Einreise: kein Visum, Reisepass, Kinderreisepass, der nicht verlängert wurde. Gesundheit: keine Pflichtimpfungen; die drei Ziele sind keine Malaria-Risikogebiete. Beste Reisezeit: Frühling/Sommer – September bis April; ganzjährig möglich
  • Sicherheit: hohe Kriminalität in Großstädten und Randgebieten. Bei der Fahrt von Port Elizabeth in den Addo wird empfohlen, nicht die R335 über Motherwell, sondern die N2 über Colchester zu nutzen.
  • Benzinpreis: ca. 1,20 €/l Super
  • Zeit: Sommerzeit gleich, Winterzeit +1h
  • Geld: 1 Euro = ca. 20 ZAR (Rand), Bezahlen/abheben mit EC-Maestro-Karte möglich.
  • Die Recherche wurde unterstützt von South African Tourism.