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Rettung für das erste Haus am Platz

Eine bessere Lage als direkt am Rathaus kann man sich für eine Villa kaum vorstellen. Bald hat sie neue Bewohner.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Lange war es ruhig um die Villa an der Klosterstraße, direkt zwischen Polizeirevier und Rathaus. Dabei kann man sich kaum eine bessere Lage in Riesa vorstellen – direkt neben dem Rathaus, den Rathausplatz auf der einen Seite, den Stadtpark auf der anderen. Und für das Sicherheitsgefühl das Polizeirevier als Nachbarn. Dennoch schien es, als wäre der denkmalgeschützte, leer stehende Bau in einen Dornröschenschlaf verfallen.

Doch das täuscht, sagt Eigentümer Torsten Kettel: „Wir haben längst einen Bauantrag gestellt, die Baugenehmigung liegt nun vor.“ Eigentlich hatte man schon mit dem Bau beginnen wollen – sei dann aber noch mit dem Umbau des „Wohlfühlhaus“ genannten Wohnprojekts in der früheren Landesrettungsschule nahe der Teigwaren-Fabrik beschäftigt gewesen (SZ berichtete).

Nach dem Winter aber soll es auch an der Klosterstraße losgehen, sagt der Geschäftsführer des Riesaer Immobilienunternehmens KGG-Sachsen-Invest. Ursprünglich habe man Ärzte dazu bewegen wollen, in dem Haus eine Praxis oder kleine Klinik zu eröffnen. Das hätte gut zur Hausgeschichte gepasst: Schließlich war das Haus 1889 von einem bekannten Riesaer Arzt errichtet worden und ist seitdem auch als „Festner-Villa“ bekannt.

Doch das Interesse der heutigen Ärzte blieb bislang überschaubar. „Die von uns angesprochenen Mediziner sagten, dass die Lage aus Sicht des öffentlichen Nahverkehrs nicht ideal sei“, sagt Torsten Kettel. Sprich: Es fehlt der Busbahnhof vor der Tür. Aber natürlich gibt es noch einen Plan B für das Gebäude. Jetzt ist eine Art exklusives Wohnen im WG-Charakter geplant, sagt der Riesaer. „Wir wollen etwas schaffen für ältere Leute, die vielleicht ihr Haus verkauft haben, aber gern in der Stadt wohnen wollen, wo Leben ist.“ Pro Etage könnten in der Ville drei bis vier Leute wohnen, die sich knapp 200 Quadratmeter teilen.

Für den nötigen Freiraum sorgt das 1 350 Quadratmeter große Grundstück, das vom Erdgeschoss aus auch über eine geplante große Terrasse zu erreichen ist, vom Obergeschoss über einen neuen Balkon samt Treppe. Dafür wird eine bestehende Garage abgerissen, die man jetzt noch aus Richtung Rathaus sieht. Die Immobilie soll aber auch für Leute geeignet sein, die keine Treppe mehr steigen können oder wollen: Deshalb erhalten sowohl die Villa vorn als auch das Nebengebäude an der Rückseite des Grundstücks einen Fahrstuhl.

Der am Haupthaus soll allerdings ein Stück weit weg vom Gebäude entstehen und über einen verglasten Übergang damit verbunden werden. „So bleibt die Ansicht der Fassade weitgehend erhalten“, sagt Torsten Kettel, der die gute Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde des Landkreises lobt. „Die Denkmalschützer waren sehr kooperativ.“ Die Fassade soll genauso behutsam erneuert werden wie die historische Zaunanlage, die das Grundstück eingrenzt.

Auch das Treppenhaus soll wieder ein Hingucker werden. „Die Bewohner in unseren Häusern sollen sich wohlfühlen. Deshalb setzen wir viel Wert auf Spiegel, Farben und Beleuchtung“, sagt der 52-Jährige. „Nicht umsonst ist unser Slogan‚ Qualität setzt sich durch.“ Das Haus sei für alle Generationen geeignet – auf Wunsch könnten sich die Mieter später ja auch einen Pflegedienst kommen lassen. „Immerhin muss man niemandem lange erklären, wo das Haus zu finden ist“, sagt Kettel. Wenn allerdings doch noch ein Arzt kommt, der mit seiner Klinik dort rein will, werde man das möglich machen. „Wir investieren in Riesa, weil wir dran glauben.“