Riesa. Eine Villengegend ist Riesa nicht gerade. Umso auffälliger ist es, wenn eins der herrschaftlichen Häuser in Ordnung kommt. So wie die "Festner-Villa" an der Klosterstraße, die zu DDR-Zeiten Sitz des Wehrkreiskommandos war. Die vergangenen Jahre hatte das denkmalgeschützte Gebäude leer gestanden. Nach gut zweijähriger Sanierung soll in das rund 130 Jahre alte Haus aber nun bald wieder Leben einziehen.
Verantwortlich dafür ist der Riesaer Torsten Kettel. 2016 hatte er angekündigt, in dem altehrwürdigen Gemäuer Senioren-Wohngemeinschaften (WGs) einrichten zu wollen. Genauso ist es gekommen: Fünf Wohnungen sind entstanden, für jeweils zwei bis vier Mieter: drei Einzelpersonen, oder ein Pärchen und zwei Einzelpersonen.
Drei der Wohnungen liegen in der eigentlichen Villa, zwei im Nebengebäude. Die Bewohner teilen sich Bad, Diele, Küche mit Essbereich sowie die Terrassen in ihrer insgesamt bis zu 150 Quadratmeter großen Wohnung.
Ansonsten hat jeder WG-Bewohner in der jeweiligen Wohnung einen eigenen, abschließbaren Wohnraum von circa 28 bis 45 Quadratmeter, zu dem auch immer ein kleines WC-Bad gehört. Je nach Wohnungsgröße beläuft sich die Monatsmiete auf 430 bis 580 Euro, so Torsten Kettel.
Der Geschäftsmann ist überzeugt, dass das bei Studenten schon lange beliebte WG-Konzept auch im Seniorenwohnen die Zukunft ist. Auch aus Kostengründen: Plätze im Seniorenheim würden sich viele Ältere künftig nur schwer leisten können. Hinzu komme, dass die älteren Menschen von Morgen andere Anforderungen an Lebensqualität und Lebensgewohnheiten haben. Auch deshalb gebe es überall im Haus einen Internetzugang, um zum Beispiel per Smartphone mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben zu können.
Natürlich brauche das WG-Wohnen Kontaktfreude und auch Toleranz, sagt Torsten Kettel. Aber die brauche es im Reihen- oder Mietshaus letztlich auch. Erfahrungen aus anderen auch ehemaligen Riesaer Wohnanlagen, die Torsten Kettel mit seiner Unternehmensgruppe KGG betreibt, würden zeigen, dass sich Hausgemeinschaften entwickeln.
Insgesamt biete das Wohnkonzept viel Freiheit, weil man sein Alltägliches selbst entscheiden könne und durch die zentrale Lage auch kurze Wege habe, um einzukaufen, zum Arzt oder zum Spazieren in den nahen Stadtpark zu gehen, so Torsten Kettel.
Dass es nach der Ankündigung der Sanierung bis zum Baustart und dann noch einmal der Fertigstellung etwas dauerte, hat laut dem Unternehmer mit den aufwendigen Bauarbeiten zu tun. "Das ist ja kein Standardbau." Allein die Dachdecker- und Klempnerarbeiten hätten aufgrund der Dachart und der Denkmal-Anforderungen handwerkliches Können erfordert, das nur noch wenige Firmen beherrschen. Letztlich habe sich die Riesaer Firma Herold der Herausforderung gestellt. Und aus Sicht von Torsten Kettel ein Top-Ergebnis abgeliefert.
Inzwischen sind sämtliche Bauarbeiten so gut wie fertig. Die Fassade mit Klinkern, Sandsteingewänden und Gesimsen ist hergerichtet, die Aufzüge an Villa und Nebengebäude funktionieren. Innen brennen die dimmbaren Lampen, die Einbauküchen sind montiert, auf die Außenterrassen kommen noch bequeme Sitzgelegenheiten. Im Garten grünt es, ein Sonnensegel spendet Schatten.
Bis Mitte September soll das Haus offiziell an den Eigentümer übergeben werden, einen Augenarzt aus Brandenburg. Torsten Kettel und seine Immobilienfirma bleiben aber weiterhin involviert: "Wir übernehmen die Verwaltung und Objektbetreuung." Und so sucht Kettel auch nach Mietern für die WGs. Erste Anfragen gebe es schon. Mit dem städtischen Pflege- und Betreuungszentrum Riesa (PBZ) sei man von Beginn an im Gespräch, wie eine mögliche Betreuung für künftige Bewohner der Senioren-Wohngemeinschaft organisiert und gesichert werden kann, sofern diese gewünscht ist.
Keine Wohnung von der Stange
Wie lange es dauern wird, bis das Haus voll bewohnt ist? Da mag Torsten Kettel keine Prognose abgeben. Da es "keine Wohnungen von der Stange" seien, müsse man immer etwas Zeit mitbringen, die richtigen Mieter für das Konzept zu finden.
Diese Zeit wollen sich Kettel und sein Team zusammen mit dem städtischen Pflege- und Betreuungszentrum Riesa aber nehmen und Interessenten nach Terminabsprache einzeln durch die Villa führen. Einen Tag der offenen Tür solle es daher nicht geben.
Wie groß die Gesamtinvestition in das Objekt war, das will sich der Riesaer Geschäftsmann übrigens nicht entlocken lassen. Bedingt durch die Art des Gebäudes aber entsprechend hoch, gibt Torsten Kettel zu verstehen. Dass es sich gelohnt hat, steht für ihn aber schon jetzt fest. Denn die vielen Rückmeldungen auf das sanierte Haus seien durchweg positiv.
Interessenten können sich beim Team der Firma Kettel unter [email protected] oder 03525 51330 oder bei dem Team des PBZ unter 03252 6588260 melden.
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