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Flagge am Elbufer wirft Fragen auf

Zwischen Riesas Elbbrücken eine Sachsenfahne. Die Aktion hat mit Traditionspflege zu tun. Doch es gibt ein Problem.

Von Eric Weser
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Windspiel am Elbufer: Zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke in Riesa weht seit einigen Tagen eine Sachsenflagge.
Windspiel am Elbufer: Zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke in Riesa weht seit einigen Tagen eine Sachsenflagge. © Eric Weser

Riesa. Vielen Rad- und Autofahrern dürfte sie aufgefallen sein: Die grün-weiße Sachsenflagge an einem ebenso grün-weißen Holzmasten, der zwischen Riesas beiden Elbbrücken steht. Vor ein paar Tagen tauchte die Fahne auf. Zudem sind Teile der benachbarten Treppe hinab zum Fluss weiß gestrichen und ringsum wucherndes Grün gestutzt worden.

Was es damit auf sich hat, erschließt sich nicht gleich. Nur ein handtellergroßer Aufkleber am Mast gibt einen Hinweis: Weiter dampfen, heißt es unterm Foto eines Elbdampfers. Und weiter: Fachgruppe Elbschifffahrt Dresden. 

Nils Teichert ist Mitglied der Fachgruppe und bestätigt, dass diese für Mast, Flagge und Grünpflege verantwortlich ist. Anfang September habe es einen Arbeitseinsatz von sieben Mitgliedern am Riesaer Elbufer gegeben.

Der Hintergrund sei schlicht: Traditionspflege. Den Schifffahrtsfreunden, die seit 1984 organisiert sind und zum Landesverein Sächsischer Heimatschutz gehören, gehe es um die Erinnerung an den ehemaligen Riesaer Dampferanlegeplatz. Dieser habe sich bis Anfang der 1990er Jahre an jener Stelle befunden, an der der Mast steht.

Das Foto zeigt, wie es aussah, als in Riesa noch Dampfer anlegten. In der Bildmitte: Die Anlegestelle, deren Treppe heute noch existiert.
Das Foto zeigt, wie es aussah, als in Riesa noch Dampfer anlegten. In der Bildmitte: Die Anlegestelle, deren Treppe heute noch existiert. © Foto: Helmut Neumann/Repro: SZ

Auch manch Riesaer dürfte noch vor Augen haben, dass die Weiße Flotte dort Halt machte. Doch die Zeiten sind lange vorbei, die Schiffe kommen heute nur noch bis nach Diesbar-Seußlitz. Und selbst dort machten sie sich zuletzt rar.

Während in Diesbar immerhin noch ein Schiffsanleger zu sehen ist, zeugt vom einstigen Dampferanlegeplatz in Riesa heute kaum noch etwas. Die Elbschifffahrtsfreunde wollen das Wenige, das noch da ist, erhalten und pflegen. Vor knapp zehn Jahren sei die Stelle deshalb auch schon einmal von Unkraut freigelegt, der Mast renoviert und mit einer neuen Beflaggung verstehen worden. Damals noch mit einer Flottenflagge der Dresdner Dampfer. Weil diesmal keine zur Verfügung stand, habe man eine Sachsenflagge gewählt, so Nils Teichert.

Doch es gibt ein Problem. Der grün-weiße Pfahl sieht aus wie ein Schifffahrtszeichen, obwohl er keins ist, heißt es vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Dresden, kurz: WSA. Auch der Behörde ist das aufgehübschte Stück Elbufer mit dem beflaggten Mast dieser Tage aufgefallen. Weil der Mast zu sehr an eine Radarbake erinnere, die Schiffsführern Orientierung gibt, müsse man ihn eigentlich entfernen, so das WSA. Zumal man nicht wisse, wer diesen aufgestellt habe.

So sieht eine reguläre Radarbake des WSA auf Höhe von Schloss Promnitz am Riesaer Elbufer aus.
So sieht eine reguläre Radarbake des WSA auf Höhe von Schloss Promnitz am Riesaer Elbufer aus. © Eric Weser

Allzu großen Druck will das Amt aber nicht machen – und zeigt sogar einen Weg auf, wie sich ein gesetzeskonformer Zustand mit wenig Aufwand herstellen ließe: Dazu müsse nur der Mast anders angestrichen werden. Ganz in Weiß zum Beispiel. 

Bei der Fachgruppe Elbschifffahrt ist man darüber etwas verwundert. Schließlich sei  der Mast schon vor etlichen Jahren aufgestellt und damals bereits grün-weiß gestrichen worden – ohne, dass es beanstandet wurde. Bei der Renovierungsaktion vor wenigen Tagen sei zudem auch die Wasserschutzpolizei vorbeigekommen und habe freundlich gegrüßt. Auch mit der Stadt Riesa will man sich über die Aktion am Elbufer abgestimmt haben. Offiziell aufgefordert, etwas am Mast zu ändern, sehen sich die Schifffahrtsfreunde vorerst nicht.

Allerdings tickt die Uhr. Das WSA will den Mast zwar nicht sofort abbauen, wenn er im jetzigen Zustand bleibt. Tue sich nichts, werde das aber in den nächsten Wochen passieren, hat die Dresdner Behörde signalisiert.

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