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Gröditz: Schlussspurt für Glasfaser-Werbung

In Gröditz wird es wohl nichts mit dem Eigenausbau durch die Deutsche Glasfaser Holding. In Nünchritz sieht es besser aus. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Von Jörg Richter
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So sieht ein Glasfaserhauptverteiler im Inneren aus. Die Lichtleiter erlauben eine deutlich schnellere Datenübertragung als konventionelle Kupferkabel.
So sieht ein Glasfaserhauptverteiler im Inneren aus. Die Lichtleiter erlauben eine deutlich schnellere Datenübertragung als konventionelle Kupferkabel. © Foto: Deutsche Glasfaser/ M.Wissen

Gröditz. Die Vorfreude ist groß bei den Leuten im Elbe-Röder-Dreieck, die noch eine langsame Internetverbindung haben. In den nächsten zwei Jahren sollen sie an das superschnelle Glasfasernetz angeschlossen werden. Das baut zwischen Diesbar-Seußlitz und Nieska die Deutsche Glasfaser Holding im Auftrag der Kommunen Gröditz, Glaubitz, Nünchritz, Röderaue, Wülknitz und Zeithain. Bund und Freistaat fördern den Breitbandausbau der sogenannten Weißen Flecken.

Und auch wer in diesem Gebiet bereits schnelleres Internet mit Übertragungsraten von mehr als 30 Mbit pro Sekunde besitzt, konnte sich in den letzten Wochen und Monaten bei der Deutschen Glasfaser melden. Das Unternehmen plant einen zusätzlichen Ausbau des Glasfasernetzes. Da dieser Eigenausbau aber nicht mit Steuergeldern gefördert wird, will es die Deutsche Glasfaser auf eigenes Risiko machen.

Um dieses wirtschaftliche Risiko einigermaßen abschätzen zu können, möchte das Kommunikationsunternehmen in den einzelnen der sechs beteiligten Kommunen mit wenigstens 33 Prozent aller infrage kommenden Haushalte einen Zweijahresvertrag abschließen. Laut Informationen des Landratsamtes Meißen betrifft das im Elbe-Röder-Dreieck rund 6.000 Haushalte, die eine Übertragungsrate von mehr als 30 Mbit pro Sekunde besitzen. Die Deutsche Glas geht von 6.500 Haushalten aus.

Deutliche Unterschiede bei den Quoten

Der Schlussspurt läuft. Bis zum 30. April müssen sich Interessenten bei der Deutschen Glasfaser Holding gemeldet haben. Sie hat dafür extra ein Informationsbüro in Gröditz neben dem Rewe-Markt eingerichtet. Zudem gingen in den vergangenen Wochen mehrere Mitarbeiter von Haus zu Haus, um für den Eigenausbau Werbung zu machen. Mit recht unterschiedlichem Erfolg.

Bis zum 21. April haben sich in der Gemeinde Nünchritz 27 Prozent der für den Eigenausbau infrage kommenden Haushalte für einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser entschieden. In Glaubitz sind es 25 Prozent sowie in Röderaue und Zeithain jeweils 21 Prozent.

"Die Rückmeldungen aus den jeweiligen Kommunen im Elbe-Röder-Dreieck, die wir bis heute erhalten haben, zeigen uns, dass das Interesse am potenziellen Glasfaserausbau nach wie vor sehr hoch ist", teilt Herbert Spies, der Pressesprecher der Deutschen Glasfaser, mit. "Zwar fallen die Quoten in den einzelnen Kommunen teilweise sehr unterschiedlich aus, jedoch konnten wir bereits viele Haushalte von den Vorteilen eines Glasfaseranschlusses überzeugen." Erfahrungsgemäß würde der Endspurt in der letzten Woche nochmals einen positiven Einfluss auf die Quoten haben.

So reagiert die Konkurrenz

Am schlechtesten ist die Quote in Gröditz. Mit nur zwölf Prozent ist kaum davon auszugehen, dass bis zum 30. April noch die angestrebten 33 Prozent zu schaffen sind. Viele Gröditzer sind offenbar mit dem derzeitigen Internetausbau zufrieden. Die Konkurrenz bietet hier Übertragungsraten bis 250 Mbit pro Sekunde an. Auch auf große Teile von Glaubitz, Röderau-Bobersen, Kreinitz, Pulsen, Koselitz und der vier Gröditzer Ortsteile trifft das zu.

Vor Kurzem teilte die Deutsche Telekom mit, dass jetzt rund 40 Haushalte im Glaubitzer Ortsteil Radewitz mit 250 MBit pro Sekunde schneller im Netz surfen können. In der gesamten Gemeinde Glaubitz könnten nun rund 530 Haushalte die schnellen Anschlüsse nutzen.

„Homeoffice und Homeschooling haben es gezeigt: Ein bisschen mehr Geschwindigkeit am eigenen Anschluss kann nicht schaden. Schließlich soll alles ruckelfrei laufen. Da hilft das Mehr an Bandbreite, das wir jetzt in Glaubitz zur Verfügung stellen“, sagt Telekom-Pressesprecher Georg von Wagner und fügt hinzu: "wir haben den Datenturbo gezündet." Wer ihn hat und nutzen möchte, könne ihn ab sofort online, telefonisch oder im Fachhandel buchen.

Offenbar ist das noch nicht so bekannt, denn erst seit ein paar Tagen wirbt die Telekom mit großen, Magenta-roten Aufklebern auf ihren Verteilerkästen in Glaubitz und Umgebung für die schnellen Internetanschlüsse. Möglicherweise sind die Aufkleber auch eine Reaktion auf die Werbekampagne der Deutschen Glasfaser, um nicht noch mehr Kunden an das erst 2011 gegründete Unternehmen zu verlieren. Es kann durch sein Glasfasernetz Übertragungsraten von 300, 400, 600 und 1.000 MBit pro Sekunde anbieten.

Derweil bereitet die Stadt Gröditz, die im Auftrag des Elbe-Röder-Dreiecks den Vertrag mit der Deutschen Glasfaser über den Internetausbau der Weißen Flecke unterschrieben hat, eine Novellierung des Vertrages vor. Ziel ist es, insgesamt knapp 1.200 weitere Haushalte in das geförderte Weiße-Flecken-Programm aufzunehmen. Dabei handelt es sich um Internetanschlüsse von 30 bis 100 MBit pro Sekunde, die sich nah an der geplanten Trasse befinden.

Davon profitieren vor allem die Gemeinden Nünchritz (485 zusätzliche Anschlüsse), Zeithain (333) und Glaubitz (173). Es gebe aber keine Überschneidungen mit dem Eigenausbau der Deutschen Glasfaser, bestätigt der Gröditzer Breitbandmanager Florian Gebhardt.