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Lichtensee: Verkauf des Gasthofs verzögert sich

Gemeinde- und Ortschaftsräte in Lichtensee haben Bedenken, das Gebäude zu veräußern und bevorzugen einen Mietkauf. Nun soll erst mal ein Gutachten her.

Von Jörg Richter
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Vorm ehemaligen Gasthof in Lichtensee führt die B169 entlang. Ein guter Standort, um potenzielle Gäste zu einem Stopp zu animieren.
Vorm ehemaligen Gasthof in Lichtensee führt die B169 entlang. Ein guter Standort, um potenzielle Gäste zu einem Stopp zu animieren. © Sebastian Schultz

Lichtensee. Die Menschen in Lichtensee hängen an ihrem Gasthof. Zwar gibt es schon lange keinen Betreiber mehr und ist der Tanzsaal auch nur selten mal geöffnet, aber so richtig loslassen können sie "ihren" Gasthof nicht. Das zeigt sich, nachdem wieder mal jemand Interesse bekundet hat, ihn zu kaufen.

Ende letzten Jahres war bekannt geworden, dass ein Pizzabäcker die Absicht hat, den Gasthof Lichtensee zu erwerben, um darin ein italienisches Restaurant mit Pension zu eröffnen. Die Männer mit albanisch-kroatischen Wurzeln betreiben bereits eine Pizzeria in Prösen und hatten sich bereits mit Bürgermeister Rico Weser (parteilos) und Vertretern des Meißner Gesundheitsamtes vor Ort getroffen. Trotz mehrerer Auflagen sind die Interessenten gewillt, den Gasthof zu übernehmen.

Am Montagabend wollte der Wülknitzer Gemeinderat den weiteren Weg für einen Verkauf des kommunalen Objektes abstecken. Die beiden Grundstücke, auf denen sich das Gebäude befindet, sollen öffentlich ausgeschrieben werden. Potenzielle Käufer sollen ein Konzept zur künftigen Nutzung vorlegen. Dabei soll der Erhalt des Saales und seine öffentliche Nutzung zugesichert werden.

Nicht zur Ruine verkommen lassen

Doch bevor es zur Abstimmung kam, nutzte Dietmar Börner als Vertreter des Ortschaftsrates Lichtensee die Gelegenheit, dessen Bedenken zu äußern. Die Gemeinde solle die Besitzverhältnisse erst einmal so lassen, wie sie sind. "Die Sanierung geht in die Hunderttausende Euro", so Börner. Allein die Küche wieder auf Vordermann zu bringen, schätzt er auf 200.000 Euro. Zudem sei das Dach undicht.

Der Lichtenseer Gemeinderat Maik Apitz stimmte in die Bedenken ein. Im Dorf gebe es die Sorge, dass der Gasthof verkauft wird und danach zur Investitionsruine verkomme. Bisher habe sich niemand gefunden, der den Gasthof dauerhaft "am Laufen gehalten" habe, so Apitz.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Tina Noack mahnte an, dass das Gebäude in seinem aktuellen Zustand der Gemeinde nur zusätzliche Kosten verursache.

Bürgermeister Rico Weser ist unterdessen einer Pflicht aus der Verwaltungsvorschrift für kommunale Grundstücksveräußerung nachgekommen. Sie schreibt vor, dass für das Verkaufsobjekt eine Wertermittlung durchzuführen ist. Weser hat deshalb im Januar den Gutachterausschuss des Landkreises Meißen mit der Begutachtung und Wertermittlung der ehemaligen Gaststätte in Lichtensee beauftragt. Nach Erhalt dieses Gutachtens soll das Grundstück öffentlich ausgeschrieben werden.

Über Alternativen nachdenken

Mehrere Gemeinderäte äußerten auch den Wunsch, dass die Gemeinde Wülknitz nicht unbedingt einen Verkauf anstreben sollte. Alternativ solle auch über einen Mietverkauf nachgedacht werden. Damit könne die Gemeinde das Risiko senken, dass der Gasthof als Spekulationsobjekt missbraucht und an Dritte weiterverkauft wird.

Mit acht Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen beschloss der Gemeinderat die öffentliche Ausschreibung des Gasthofs, nachdem das Wertgutachten vorliegt.

Das Gebäude befindet sich auf verschiedenen Flurstücken mit einer Gesamtfläche von rund 1.860 Quadratmeter. Der Saal ist die größte Räumlichkeit für Veranstaltungen im gesamten Gemeindegebiet. Er wird durch die Gemeinde Wülknitz, die Ortschaft Lichtensee und einige private Nutzer unregelmäßig bis zu 15 Mal im Jahr genutzt. Laut Informationen aus dem Gemeinderat habe es letztmalig in den 1990er-Jahren eine Interessentin gegeben, die den Tanzsaal zur Pension umbauen wollte. Dazu war es nicht gekommen.