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Albaner wollen Gasthof Lichtensee übernehmen

Seit Jahren steht die Gaststätte an der B169 leer. Nun gibt es Interessenten, die dort eine Pizzeria eröffnen wollen.

Von Jörg Richter
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Der Gasthof Lichtensee liegt eigentlich sehr günstig an der Bundesstraße. Dennoch steht er leer.
Der Gasthof Lichtensee liegt eigentlich sehr günstig an der Bundesstraße. Dennoch steht er leer. © Jörg Richter

Lichtensee. Kinderfasching, Senioren-Weihnachtsfeiern, die Jahreshauptversammlung der freiwilligen Feuerwehr und gelegentlich mal eine Familienfeier - sehr viel mehr passiert im Gasthof Lichtensee nicht. Die Gaststätte an der B169 steht seit Langem leer und wird nur sporadisch genutzt.

Die Gemeinde Wülknitz, der das Anwesen gehört, vermietet den Gasthof gelegentlich und nimmt jedes Jahr durchschnittlich rund 1.500 Euro ein. Gleichzeitig wendet sie jedes Jahr rund 6.500 Euro auf, um den Zustand des Gebäudes einigermaßen zu erhalten.

Jetzt scheint sich der Aufwand gelohnt zu haben. Wie Bürgermeister Rico Weser (parteilos) in dieser Woche im Gemeinderat bekannt gab, gibt es Interessenten für die traditionsreiche Gastwirtschaft, die um 1900 von Emil Wittig eröffnet wurde.

Lange Mängelliste

Seit Sommer habe ich Kontakt zu albanisch-kroatischen Gastwirten, die hier mit italienischer Küche ihre Gäste beköstigen wollen. Zusätzlich hatten sie auch vor, Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten.

Es soll bereits vor Ort zwei Begehungstermine mit Vertretern des Gesundheitsamtes Meißen gegeben haben. Dabei sei eine Mängelliste aufgestellt worden. Welche Mängel das sind, dazu ging Bürgermeister Weser im Gemeinderat nicht ins Detail. Er verrät nur so viel: „Ein Rundgang in der Gaststätte ist schon beeindruckend, aber auch sehr ernüchternd.“ Da müsste definitiv einiges gemacht werden, so Weser.

Der Wülknitzer Bürgermeister zeigt sich beeindruckt, dass sich die Interessenten trotz der Mängelliste nicht von ihren Vorhaben abbringen lassen, den Gasthof aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Seit der Wende gab es hier mehrfach Versuche, ihn wiederzubeleben. Meist waren sie nicht von langer Dauer.

Dabei liegt der hiesige Gasthof eigentlich sehr optimal, weil direkt an der Bundesstraße. Hier fahren viele potenzielle Gäste vorbei. Und auch einen Parkplatz und einen Spielplatz hinterm Haus gibt es hier.

Nach SZ-Informationen sollen die Interessenten im Umfeld von Elsterwerda bereits eine Pizzeria betreiben. Sie erhalten für ihre Speisen viel Lob. Ihre aktuelle Gaststätte befindet sich in einer Nebenstraße. Der neue Standort direkt an der Bundesstraße könnte ihr Interesse geweckt haben.

Wie aus der Beschlussvorlage hervorgeht, favorisiert die Gemeindeverwaltung einen Erbbau-Pachtvertrag, analog dem Pfarrgebäude Streumen. Dafür muss vorher für rund 1.000 Euro ein Wertgutachten erstellt werden. Neben dem Wegfall der Betriebskosten für das Gebäude wirke sich eine regelmäßig zu zahlende und noch zu vereinbarende Erbbaupacht positiv auf den Haushalt der Gemeinde aus. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Gebäude zu verkaufen - mit der Option eines Rückkaufrechtes.

Eine Sorge weniger

Mit den potenziellen Nutzern sei besprochen worden, dass im Falle einer zukünftigen Nutzung eine aufgenommen werden soll, die der Gemeinde Wülknitz eine Vereinbarung des Saals bis zu zehnmal im Jahr ermöglicht. Auch die Nutzung des Außengeländes für Dorffest und Weihnachtsmarkt soll weiter möglich sein.

Ein paar Gemeinderäte zeigten sich skeptisch. Andere begrüßen, dass es für den leer stehenden Gasthof nach so vielen Jahren endlich Interessenten gibt. Damit sei die Gemeinde Wülknitz eine Sorge mehr los. Es gehöre schon viel Mut dazu, die Gaststätte wiederzubeleben, würdigt Bürgermeister Weser den Unternehmergeist der Südosteuropäer. „Das ist eine Chance für dieses Gebäude“, sagt er. „Wir müssen es aber nicht übers Knie brechen.“ Da es offenbar noch etwas Redebedarf innerhalb des Gemeinderates gibt, wurde eine Entscheidung erst einmal getroffen.