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Frauen auf Diebestour im Riesapark erwischt

Zwei junge Frauen ziehen stehlend durch das Einkaufszentrum in Riesa-Weida. Die Polizei findet in ihren Taschen später nicht nur das Diebesgut.

Von Manfred Müller
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Der Riesapark im Oktober 2022. Gleich drei Geschäfte suchte das Diebespaar heim, das jetzt angeklagt wurde.
Der Riesapark im Oktober 2022. Gleich drei Geschäfte suchte das Diebespaar heim, das jetzt angeklagt wurde. © Sebastian Schultz

Riesa. Wer im Supermarkt klaut, sollte aufpassen, dass er kein Taschenmesser dabeihat. Sonst kann es leicht passieren, dass er wegen „Diebstahls mit Waffen“ vor dem Kadi steht. So geschah es zwei jungen Frauen, die im Juni vorigen Jahres aus einer Laune heraus auf Diebestour im Riesapark gingen. Eine von ihnen hatte nicht nur ein Taschenmesser, sondern ein Klappmesser mit einer elf Zentimeter langen Klinge im Rucksack. Sie wurden erwischt, und die Polizei war gar nicht amüsiert, als sie das Schneidwerkzeug fand.

Sie habe das Messer immer bei sich, sagt Sophia (Name geändert). Man könne so etwas immer mal brauchen, beim Grillen zum Beispiel. „Aber nur, wenn Sie das Grillgut vorher erlegen wollen“, hält Jugendrichter Mirko Oertel ihr entgegen. Na ja, erklärt die 19-Jährige, sie fühle sich damit auch sicherer, wenn sie abends unterwegs sei. Mit dem Messer oder mit Pfefferspray. Sophia stammt aus schwierigen sozialen Verhältnissen und war in einer Riesaer Jugend-Betreuungseinrichtung untergebracht. Mittlerweile ist sie volljährig und hat eine eigene Wohnung. Ihre Mitangeklagte und Freundin – sie soll hier Michele heißen – lebt noch dort.

Pattex, Parfüm und Pappteller gestohlen

Warum sie im Riesapark eine Diebesrunde drehten, können die beiden nicht wirklich erklären. Aus Frust? Aus Abenteuerlust? Wegen des Kicks? Wahrscheinlich eher Letzteres, denn der Wert ihrer Beute hielt sich in Grenzen. Zunächst suchen sie den Rossmann-Drogeriemarkt heim und stahlen „Playboy“-Parfüm und Pattex-Kleber. Danach kam Wreesmann an die Reihe, wo zwei Wasserpistolen im Rucksack verschwanden. Im Siemes-Schuhcenter mussten ein paar Schnürsenkel dran glauben. Dann wechselten die Diebinnen hinüber zum Pennymarkt im Weida-Center, wo sie Kaffee und ein paar Pappteller mitgehen ließen.

Außerdem sind die beiden noch des Betruges angeklagt, weil sie sich mit dem Taxi von Dresden nach Riesa kutschieren ließen und nach der Ankunft ohne zu bezahlen abhauten. Immerhin haben sie die fälligen 126 Euro bereits an das Taxiunternehmen überwiesen.

Im Gerichtssaal ist nicht zu übersehen, dass die beiden jungen Damen ein Paar sind. Sie halten sich an den Händen, lehnen den Kopf an die Schulter der anderen und streichen einander liebevoll übers Haar. Beide haben schon eine langjährige Drogenkarriere hinter sich und halten sich nun aneinander fest. Wobei Sophia derart nervös und hibbelig auftritt, dass man ihr den Crystal-Konsum förmlich ansieht.

Nach Erwachsenenrecht droht Haft

Die Ältere war wohl auch der treibende Keil bei der Diebestour. Sie hat schon wegen Diebstahls und Drogenbesitzes vor Gericht gestanden, während Michele noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Weil sie bei der Klauerei noch nicht volljährig war, wird das Verfahren gegen sie auf Anraten der Jugendgerichtshilfe eingestellt. Michele bekommt lediglich die Auflage, eine Suchtberatung aufzusuchen und 20 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten.

Bei Sophia sieht die Sache anders aus. Sie war zum Tatzeitpunkt volljährig und hatte außerdem erst eine Woche vor der Diebestour wegen der Drogengeschichte vor Gericht gestanden. Würde sie nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt, drohte ihr eine Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr. Diebstahl mit Waffen sei kein Kavaliersdelikt, klärt Richter Mirko Oertel die junge Frau auf. Dabei sei es unerheblich, ob so ein Messer nur im Rucksack steckt, denn dort könne es leicht herausgenommen und eingesetzt werden. Trotzdem wendet Oertel noch einmal das Jugendstrafrecht an. Sophia muss 40 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und sich außerdem einer Drogen- und Sozialberatung unterziehen.