SZ + Riesa
Merken

Riesas Offene Werkstatt legt jetzt richtig los

Gewerkelt wurde an der Langen Straße schon in den vergangenen Monaten. Jetzt wollen die Betreiber mit zusätzlichen Angeboten weitere Jugendliche anlocken.

Von Stefan Lehmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
Von links nach rechts: Jonas (16), Finn (13) und Linus (14) arbeiten gemeinsam mit Samuel Wagner am Wiederaufbau eines Fiat-500-Motors. Es ist nur eins der Angebote in der Offenen Werkstatt in Riesa.
Von links nach rechts: Jonas (16), Finn (13) und Linus (14) arbeiten gemeinsam mit Samuel Wagner am Wiederaufbau eines Fiat-500-Motors. Es ist nur eins der Angebote in der Offenen Werkstatt in Riesa. © Sebastian Schultz

Riesa. Der Fiat-Motor ist ein wenig störrisch. Zu viert biegen und drücken Jonas, Finn, Julian und Linus an dem Gerät, damit sie das obere Teil endlich festmachen können. Nicht ganz leicht, sagt Linus. Mit dem Schraubenzieher komme man schwer an die engen Stellen, um die Schrauben festzuziehen. Samuel Wagner schaut erst mal zu. "Das ist doch schon mal gar nicht so falsch, wie ihr das macht."

Seit Anfang 2021 werkeln in der Offenen Werkstatt an der Langen Straße in Riesa Schüler am Viertaktmotor, den Samuel Wagner gebraucht besorgt hatte. "Der war in einem alten, modrigen Zustand. Gemeinsam mit den Jugendlichen hat Wagner sich zum Ziel gesetzt, das Gerät auf Vordermann zu bringen. "Erst mal wurden der Motor komplett zerlegt und eine Ersatzteilliste erstellt." Jetzt läuft der Wiederaufbau. "Der Plan ist, dass der Motor vor den Ferien läuft."

Tagsüber arbeitet Samuel Wagner in der Werkstatt beim Autohaus Wagner und Schmid, nachmittags führt er jetzt regelmäßig die Schüler an die Arbeit als Kfz-Mechaniker heran. Da werden auch Fähigkeiten am Rande vermittelt, erzählt er. Da erkläre er den Schülern schon mal, wie man einen Messschieber abliest. "Es kam auch schon vor, dass aus Versehen ein Alu-Gewinde kaputtgegangen ist. Dann haben wir das eben repariert."

An einer Schultafel stehen technische Begriffe, ein wenig Theorie gab's auch noch. Im Grundsatz geht es aber darum, die Begeisterung für die praktische Seite des Handwerks zu wecken. Das war schon der Grundgedanke, als die Offene Werkstatt in den Sommerferien 2020 gestartet war. Damals gab es erste Feriencamps. Die AGs, begleitet von Mitarbeitern aus Riesaer Firmen, waren dann der nächste Baustein, erklärt Steffen Claus. Er leitet die Offene Werkstatt - und räumt ein: Wegen Corona habe man zuletzt nicht so durchstarten können, wie das eigentlich geplant war.

Erste Bewerbungen aus den Kursen heraus

"Eine Zeit lang konnten wir nur in Kleingruppen arbeiten, mit zwei Betreuern und zwei Teilnehmern, wir haben deshalb auch nur eingeschränkt Werbung gemacht." Mittlerweile ist die Lage besser. Sieben, acht Leute seien derzeit in der Kfz-Gruppe von Samuel Wagner. "Es kann aber auch jeder wechseln", betont Claus. "Das ist sogar gewollt - die Schüler sollen ja ausprobieren, was ihnen liegt."

Während die vier Jugendlichen in der Kfz-Werkstatt am Motor basteln, ist der 13-jährige Till im zweiten Werkraum mit deutlich kraftraubenderer Arbeit beschäftigt: Er feilt gerade die Enden einer Metallstrebe zurecht. Leiter der AG ist David Jähnel, Produktionsleiter beim Metallbauer Stratos. Die Einzelteile sollen später zu einem Grill zusammensteckbar sein; was Till gerade feilt, sind die Streben des Grillrosts. "Es soll ja etwas sein, von dem die Jugendlichen auch etwas haben", erklärt Jähnel. So wie kürzlich, als im Handwerkercamp Schüler ihre eigenen Tischtenniskellen bauen und direkt im Spiel ausprobieren konnten.

Grundgedanke der Werkstatt ist es, das Interesse am Handwerk zu wecken. Aus Samuel Wagners Sicht hat das bisher gut funktioniert. "Es gibt schon Leute, die zuerst hier waren und von denen ich heute eine Bewerbung auf dem Tisch liegen habe." Und auch unter dem Quartett, das gerade bei ihm die AG besucht, sei schon Potenzial da. Etwa beim 13-jährigen Finn, dessen Familie daheim einen W50 stehen hat. Da sei er sozusagen schon "vorgeschädigt", scherzt Wagner. "Das Wichtigste sind Motivation, Leidenschaft und Ehrgeiz", sagt Samuel Wagner. Alles andere könne er einem Lehrling auch noch beibringen.

  • Am 15. März richtet sich das nächste Angebot der Offenen Werkstatt speziell an Mädchen und junge Frauen ab zwölf Jahren: Von 16 bis 19 Uhr können sie unter fachlicher Anleitung von Handwerksmeistern beispielsweise mit einer Flex Stahlfelgen zerlegen, mit dem Schlagbohrer Löcher in Betonsockel bohren und Dübel setzen oder mit Stich- und Handkreissäge Holz bearbeiten. Anmeldung und Rückfragen an Steffen Claus per E-Mail: [email protected] oder Telefon 0174 3087924.