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Solarpark am ehemaligen Kohlehandel in Riesa soll ab Januar Strom liefern

Die Arbeiten an der Rostocker Straße gehen voran – wenn auch langsamer als bei anderen Projekten dieser Art. Woran das liegt.

Von Stefan Lehmann
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Auf dem Areal an der Rostocker Straße werden derzeit die Solarpaneele verschraubt. Mehrere Hundert schaffen die Arbeiter am Tag, schlussendlich werden es 12.000 sein.
Auf dem Areal an der Rostocker Straße werden derzeit die Solarpaneele verschraubt. Mehrere Hundert schaffen die Arbeiter am Tag, schlussendlich werden es 12.000 sein. © Andreas Weihs

Riesa. Es ist kühl an diesem Donnerstagmorgen, mancher Bauarbeiter auf dem Gelände des ehemaligen Kohlehandels zieht sich da schon die mitgebrachte Skimaske ins Gesicht, während er die Solarplatten montiert. Die ersten Gerüst-Reihen sind bestückt, auf einer Fläche am Rand des Grundstücks in Riesa-Gröba lagern schon die nächsten Teile. 12.000 Solarpaneele werden es am Ende sein, die im 15-Grad-Winkel Richtung Süden ausgerichtet sind.

Jeden Tag kam zuletzt ein Lkw an, um die Solarplatten für das neue PV-Kraftwerk der Riesaer Stadtwerke anzuliefern. "Das ist ein angenehmes Tempo", sagt Markus Boronowski, der für die Firma Bejulo die Bauleitung innehat. Auf anderen Baustellen für Solarparks sei es gern mal ein Vielfaches davon. Da sei dann die eigentliche Herausforderung, die Platten schnell genug zu verlegen, um Platz frei zu machen.

2019 war bei den Stadtwerken die Grundsatzentscheidung für den Bau der Anlage an der Rostocker Straße gefallen. Danach zogen sich die nötigen Planungs- und Förderverfahren über Jahre hin.

Wirklich gebaut wird auf der Fläche erst seit Anfang Oktober, die ersten Solarplatten kamen erst vor knapp zwei Wochen. Es geht zügig voran, sagt Stadtwerke-Chef René Röthig. Man könne sich kaum vorstellen, dass angesichts eines so langen Vorlaufs die eigentlichen Arbeiten innerhalb von acht Wochen erledigt sein könnten.

Aus der Luft sind die Ausmaße der Anlage an der Rostocker Straße zu erkennen. Vorn links und hinten werden noch weitere Solarpaneele verlegt.
Aus der Luft sind die Ausmaße der Anlage an der Rostocker Straße zu erkennen. Vorn links und hinten werden noch weitere Solarpaneele verlegt. © Andreas Weihs

Was nicht unbedingt bedeutet, dass die Bauarbeiten ohne Schwierigkeiten waren. Das hat in erster Linie mit dem vorhandenen Untergrund, der die Vorarbeit erschwert hatte. Normalerweise werde das Gerüst für die Anlage in den Boden gerammt, erklärt Bauleiter Boronowski. Auf dem Gelände an der Rostocker Straße geht das nicht, stattdessen wurden Fundamente gesetzt. Das hat Folgen für die Geschwindigkeit. Statt 600 bis 800 Stäbe am Tag zu rammen, waren es in Riesa eher 100 bis 150.

Bis zu 30 Leute auf der Baustelle

Mittlerweile stehen die meisten Fundamente, nur im hinteren Bereich des Areals werden noch einige von den Arbeitern errichtet. Insgesamt seien zwischen 25 und 30 Leute auf der Baustelle zugange, so der Bauleiter. Die Jahreszeit spiele keine allzu große Rolle für die Arbeiten. Ja, der Sommer sei schon eher die Bausaison. Dann sei es zwar länger hell und angenehmeres Wetter, dafür müsse man beispielsweise stärker auf brütende Vögel und andere geschützte Tiere achten.

Jetzt ist es wohl eher der Diebstahlschutz, um den sich die Stadtwerke sorgen. Nachrichten von gestohlenen Wechselrichtern sind so selten nicht, im vergangenen Jahr erwischte es etwa einen Solarpark in Zeithain. "Es gibt hinreichende Sicherheitsmaßnahmen", sagt Stadtwerke-Chef René Röthig dazu, ohne weiter ins Detail zu gehen.

Ein Blick unter die Platten zeigt die Fundamente - eine Besonderheit des Riesaer Solarparks. Normalerweise werden die Stäbe in den Boden gerammt.
Ein Blick unter die Platten zeigt die Fundamente - eine Besonderheit des Riesaer Solarparks. Normalerweise werden die Stäbe in den Boden gerammt. © Andreas Weihs

Fünf Gigawattstunden Strom pro Jahr könnte der Solarpark im Herzen Riesas einmal produzieren. Geht man vom durchschnittlichen Verbrauch eines dreiköpfigen Haushalts aus, dann würde das etwas mehr als 1.400 Haushalte versorgen können.

Ans Netz gehen könnte die Anlage aller Voraussicht nach im Januar. Es gibt für solche Anlagen mehrere Abnahmestufen, so René Röthig. Die erste könnte Ende Dezember starten.

Allzu schnell mit sinkenden Strompreisen sollten die Stadtwerke-Kunden aber lieber nicht rechnen - auch, wenn die Preise nach Aussagen des Geschäftsführers deutlich gefallen sind. "Sie liegen nach wie vor deutlich über dem vorherigen Niveau." Und der städtische Energieversorger hatte die Preiserhöhungen an der Börse auch nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben.

Siebenstellige Investition

Offen ist auch, ob der Solarpark an der Rostocker Straße vorerst der letzte bleibt. An der kleinen Fläche am Wasserweg in Gröba waren die Stadtwerke auch interessiert gewesen. Dort war eine andere Firma schneller - die Anlage steht bereits. Auch eine Fläche auf dem früheren Aropharmwerk-Gelände an der Lommatzscher Straße ist schon von einem anderen Unternehmen belegt.

Die Suche nach geeignetem Flächen ist das eine, die Rahmenbedingungen das andere. In den bald fertigen Solarpark an der Rostocker Straße haben die Stadtwerke eine siebenstellige Summe investiert. Mittlerweile haben sich die Kredite deutlich verteuert, gleichzeitig sei momentan in der Schwebe, auf welcher Basis künftig Gewinne aus dem erzeugten Solarstrom abgeschöpft werden - und damit, wann sich so eine Investition in Zukunft lohnt.