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Warum Riesa Nachhilfe braucht

An der Hauptstraße ist ein neuer Anbieter eingezogen – in einem markanten Gebäude.

Von Christoph Scharf
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Jörg Träger hat diese Woche in Riesa seine zweite Schülerhilfe eröffnet – eine erste betreibt er in Finsterwalde, seine Frau zudem eine in Torgau.
Jörg Träger hat diese Woche in Riesa seine zweite Schülerhilfe eröffnet – eine erste betreibt er in Finsterwalde, seine Frau zudem eine in Torgau. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Konkurrenz sitzt nur wenige Meter weiter. Doch das stört Jörg Träger nicht. "In Riesa gibt es mehr als 3.000 Schüler. Und statistisch kommt jeder Zehnte mit dem Thema Nachhilfe in Berührung." Das ist eine leichte Rechenaufgabe – nicht nur für einen ehemaligen Mathe- und Physiklehrer wie Träger: Um die 300 Schüler dürfte das Potenzial für Nachhilfe-Anbieter in Riesa betragen. Und deshalb hat der Torgauer dort diese Woche seinen zweiten Standort der Schülerhilfe eröffnet, auch wenn die Kollegen vom Studienkreis schon etwas eher in Riesa waren.

"Meine erste Schülerhilfe in Finsterwalde platzt aus allen Nähten, ich beschäftige dort 18 Honorarkräfte", sagt Jörg Träger. Die hatte der 54-Jährige dort 2017 eröffnet, 2019 machte seine Frau eine weitere in Torgau auf. Nun also Riesa. "Der Bedarf ist da, auch wenn viel Nachhilfe über den grauen Markt läuft." So nennen die professionellen Anbieter es, wenn Studenten oder Rentner sich privat durch Nachhilfe etwas dazu verdienen.

Die Schülerhilfe ist nun im ersten Stock der Hauptstraße 56 in Riesa zu finden – über dem früheren SZ-Treffpunkt.
Die Schülerhilfe ist nun im ersten Stock der Hauptstraße 56 in Riesa zu finden – über dem früheren SZ-Treffpunkt. © Sebastian Schultz

Abiturienten, Studenten oder Lehrer im Ruhestand sind aber auch bei Anbietern wie der Schülerhilfe als Lehrkräfte gefragt. Für sie wurden in einer leerstehenden Büroeinheit auf der Hauptstraße 56 sechs Unterrichtsräume vorgerichtet, direkt über dem früheren SZ-Treffpunkt – der längst als DDV-Lokal an der Hausnummer 53 zu finden ist.

Auf rund 180 Quadratmetern will Jörg Träger ab nächster Woche Schüler in Kleingruppen unterrichten lassen. "Maximal fünf Schüler kommen dabei auf eine Lehrkraft. Dabei wird nicht nach Alter getrennt, sondern nach Fachgebiet." So könne auch mal ein Sechstklässler neben einem Zehntklässler sitzen - da hätten Kinder und Jugendliche nicht das Gefühl, als einzige Nachholbedarf zu haben. Und man motiviere sich gegenseitig.

"Zu uns kommen Eltern, deren Kinder versetzungsgefährdet sind. Aber auch baldige Schulabgänger, die in einem Fach für den Wunschberuf unbedingt noch auf eine Zwei kommen müssen", sagt Jörg Träger. Er selbst hat schon einige Berufe ausgeübt: Aus dem Lehrerberuf sei er ausgeschieden, weil ihn das brandenburgische Bildungssystem mit seinem Fokus auf Kompetenz- statt Wissensvermittlung abgeschreckt habe. "Manches muss man wirklich lernen. Es reicht nicht immer, zu wissen, wo man nachschlagen kann." Zwischenzeitlich arbeitete er für Bildungsträger für Berufsschüler. "Aber ich hatte auch schon eine eigene Spedition und war Geschäftsführer einer Pizzeria."

Mit der Schülerhilfe, geführt nach dem Franchise-Modell, habe er nun eine Möglichkeit gefunden, seine Art der Wissensvermittlung umzusetzen.

Regionalleiterin Uyen Nguyen und Jörg Träger von der Schülerhilfe übergeben zum Start der neuen Einrichtung vier Stipendien-Gutscheine im Wert von gut 4.000 Euro an Ilka Droste von der Stadtverwaltung Riesa.
Regionalleiterin Uyen Nguyen und Jörg Träger von der Schülerhilfe übergeben zum Start der neuen Einrichtung vier Stipendien-Gutscheine im Wert von gut 4.000 Euro an Ilka Droste von der Stadtverwaltung Riesa. © Schülerhilfe Riesa

Aber was ist nun der Vorteil im Vergleich zu einer Nachhilfe beim Mitschüler oder dem Rentner aus der Nachbarschaft? "Bei der Schülerhilfe gehört auch ein Onlineangebot samt einer Hausaufgaben-App dazu", sagt Träger. Für die Kunden der deutschlandweit mehr als 1.000 Schülerhilfen würden kompetente Mitarbeiter online auch am Sonntagabend bei kniffligen Aufgaben weiterhelfen, wenn der private Nachhilfelehrer vielleicht seine Ruhe haben möchte oder im Urlaub weilt. "Und bei der Nachhilfe durch Mitschüler erzählen Eltern manchmal, dass die Kinder in Wirklichkeit Youtube-Videos geschaut haben, statt tatsächlich zu lernen", sagt Träger.

Noch sucht der Schülerhilfe-Chef nach Honorarkräften für Riesa, die seien wie überall derzeit schwer zu finden. Erste Gespräche habe er aber bereits geführt.

Der Schulausfall durch Corona, in Brandenburg noch schlimmer als in Sachsen, werde die Schüler noch auf Jahre beschäftigen. An Bedarf für Nachhilfe sollte es also auch in Riesa nicht fehlen.

  • Ein Monatsvertrag kostet je nach Laufzeit ab 129 Euro, für einkommensschwache Familien gibt es aber Zuschüsse. www.schuelerhilfe.de/riesa