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Nünchritzer Kleingärtner fordern: "Hände weg von unseren Gärten!"

Die Gemeinde Nünchritz will in fünf Jahren aus einer Gartensparte ein Eigenheimgebiet machen. Nicht alle Kleingärtner finden sich damit ab.

Von Jörg Richter
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Dieses Banner ist seit Kurzem an einem Zaun der Kleingartensparte Nünchritz befestigt. Darauf steht: "Flora & Fauna schützen - Hände weg von unseren Gärten".
Dieses Banner ist seit Kurzem an einem Zaun der Kleingartensparte Nünchritz befestigt. Darauf steht: "Flora & Fauna schützen - Hände weg von unseren Gärten". © Jörg Richter

Nünchritz. Der Frühling zieht in die Kleingartensparte Nünchritz ein. Krokusse sprießen überall in den Blumenrabatten. Die ersten Schneeglöckchen sind fast schon wieder verwelkt. Narzissen recken sich nach oben, warten darauf, ihre gelben Blüten endlich in voller Pracht zu zeigen. Gummibälle in einigen Parzellen verraten, dass auch schon manche Familien mit Kindern die ersten sonnigen Tage für einen Abstecher in den Garten genutzt haben.

Ein paar Kleingärtner sind auch schon da und graben ihre Bete um. Nach der langen Winterruhe sind sie froh, wieder in ihrem Garten und an der frischen Luft zu sein. Denn die meisten Nünchritzer, die hier eine Parzelle gepachtet haben, wohnen in Wohnblöcken. Der Garten ist manchen von ihnen das einzige Glück.

Hälfte der Frist vorbei

Das soll den hiesigen Kleingärtnern genommen werden. Denn die Gemeinde Nünchritz möchte aus dieser Gartensparte ein Wohngebiet für Eigenheime machen. Vor knapp fünf Jahren wurden dazu die ersten Pläne bekannt, was für einiges Entsetzen unter den Pächtern führte. Die Aufregung flachte ab, nachdem der damalige Bürgermeister Gerd Barthold (CDU) die Kleingärtner beruhigte, dass es sich um langfristige Pläne handele. Erst in zehn Jahren sei es so weit.

Jetzt ist fast die Hälfte dieser Zeit vorbei. Ende letzten Jahres beschloss der Gemeinderat, den Pächtern zum 31. Dezember 2029 zu kündigen. Seitdem ist der Abschied von den geliebten Kleingärten in Nünchritz wieder ein Thema. Und nicht jeder der Pächter scheint sich damit abgefunden zu haben.

Seit Kurzem hängt ein Banner an einem Zaun der Kleingartensparte Nünchritz. Darauf steht in großen Buchstaben: "Flora & Fauna schützen!" und darunter "Hände weg von unseren Gärten".

Eine Pächterin, die gerade ihre Erdbeerpflanzen vom Unkraut befreit, bestätigt auf Nachfrage, dass die Mehrheit der hiesigen Kleingärtner nicht klein beigeben will. "Wenn wir gar nichts machen, haben wir schon verloren", sagt die Frau, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte, und fügt kämpferisch hinzu: "Wir geben nicht auf!"

Das treffe vor allem auf die "Jüngeren" zu. Also auf die Kleingärtner, die jünger sind als 70 Jahre, die hier noch viele Sommer verbringen möchten. Und nicht nur noch sechs. Manche der Älteren hätten sich allerdings damit abgefunden, dass die Gärten nach 2029 eingeebnet werden, damit darauf Häuser und Garagen gebaut werden können.

Einen Rechtsanwalt mitgebracht

Die Dame sei enttäuscht darüber, dass vom hiesigen Kreisverband keine Unterstützung kommen würde. Das dementiert allerdings Dietmar Günter Friesecke, der Vorsitzende des Verbandes der Gartenfreunde Riesa, in dem die Kleingartensparte Nünchritz Mitglied ist. Er verweist darauf, dass der Verband eine Pächterversammlung einberufen und dazu auch einen Rechtsanwalt mit nach Nünchritz gebracht hatte.

"Unser Verband ist daran interessiert, die Gärten zu erhalten", sagt Friesecke. "Allerdings sind uns die Hände gebunden." Das habe auch der Rechtsanwalt deutlich gemacht. Die Gemeinde Nünchritz habe schon vor fünf Jahren die Kleingärtner darüber in Kenntnis gesetzt, was sie mit der Gartenanlage vorhat. "Das passiert nicht morgen", so der Verbandsvorsitzende. Zehn Jahre Vorlauf seien nach Ansicht des befragten Juristen eine angemessene Frist.

Gärtner werden entschädigt

"Die Gemeinde Nünchritz hat uns noch nicht gekündigt", sagt Friesecke. Denn der Verband der Gartenfreunde Riesa ist der Pächter des Geländes zwischen Gartenstraße und Bahndamm. An ihn muss die Kündigung adressiert werden. "Aber wir rechnen jederzeit damit, dass die Kündigung eintrifft."

Im Gespräch mit den Nünchritzer Kleingärtner habe sich gezeigt, dass manche von ihnen gar nicht gewusst hätten, dass sie entschädigt werden sollen und sie auch nichts für den Abriss ihrer Lauben bezahlen müssen. Das habe vor allem die älteren Pächter beruhigt. "Und die Jüngeren wissen nun auch, dass sie nicht mehr großartig in ihre Gärten investieren müssen", so Friesecke.

Nicht jeder wird damit glücklich sein. Es bleibt abzuwarten, ob und wie der Protest der Nünchritzer Kleingärtner weitergeht.