SZ + Riesa
Merken

In Mehltheuer kommt das Öl jetzt in Pfandflaschen

Die Ölmühle Moog setzt auf Mehrweg und betritt so Neuland. Für die Produktion bedeutet das einiges an Umstellung.

Von Sarie Teichfischer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Andrea Sippel und Antje Steglich begutachten die Etiketten der Mehrwegflaschen in der Produktion.
Andrea Sippel und Antje Steglich begutachten die Etiketten der Mehrwegflaschen in der Produktion. © Foto: Lutz Weidler

Lommatzsch. Wer in die Produktion der Ölmühle Moog in Mehltheuer will, muss sich zuerst umziehen. Schmuck ab, Kittel an, Hygiene-Haube auf. Seit 2013 produziert das Unternehmen zwischen Lommatzsch und Riesa für seine Marke „Bio Planète“. 1984 in Frankreich gegründet, beschäftigt es in beiden Ländern jeweils 80 Mitarbeiter. In Mehltheuer werden pro Stunde 800 Flaschen Öl abgefüllt.

Antje Steglich verantwortet die Unternehmenskommunikation und führt durch die Halle. „Wir haben hier zwei große Anlagen: An der ersten werden Kokosöl und Kokosfett in Gläser abgefüllt“, erzählt sie über den Produktionslärm hinweg. Und einige Meter weiter: „An der zweiten Anlage werden die Flaschenprodukte abgefüllt, etikettiert und verpackt. Neu daran ist, dass seit Oktober letzten Jahres Mehrwegflaschen dabei sind.“ Öl in Pfandflaschen? „Richtig, das ist neu.“ Für diesen Pionierstreich arbeitet die sächsische Ölmühle mit einem Berliner Start-up zusammen.

Die Produktion von Bio Planète befindet sich in der ehemaligen Elbfrost-Halle in Mehltheuer knapp 350 Meter von der B6.
Die Produktion von Bio Planète befindet sich in der ehemaligen Elbfrost-Halle in Mehltheuer knapp 350 Meter von der B6. © Foto: Lutz Weidler

„Die haben sich auf die Fahnen geschrieben, einen geschlossenen Kreislauf für Speiseöl-Mehrwegflaschen zu entwickeln“, so Antje Steglich über die Idee. Darin enthalten sei der Weg zur Reinigung und zurück zu den Ölmühlen. Gerade für kleine Mühlen sei das vorteilhaft: „Wir könnten uns eine eigene Reinigungsanlage gar nicht leisten und somit an einem Mehrweg-System gar nicht teilnehmen.“ – Andrea Sippel hat das Mehrweg-Projekt mit ins Leben gerufen. Die Produktmanagerin ist jetzt dabei, es voranzutreiben – vorerst aber nur am deutschen Standort. „Bisher füllen wir acht Öle in Pfandflaschen ab, unter anderem Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl.“ Nach und nach sollen mehr Ölsorten auf Mehrweg umgestellt werden.

Dafür habe die Berliner Firma „Dotch“ eigene Flaschen entwickelt – gemeinsam mit Ölmühlen, darunter der Moogschen. Dem Ölhersteller war bei den neuen Flaschen unter anderem ein Ausgießer wichtig. „Ohne kann man nicht gut dosieren, außerdem wird die Flasche von außen ölig“, so Andrea Sippel. Damit ein Ausgießer in der Flasche halte, müsse dieser innen im Hals eine Wölbung haben. Außerdem müsse sie gut zu reinigen sein: „Das Öl härtet aus, wenn die Flasche ein paar Monate beim Großhändler rumsteht, bevor es zur Reinigung geht.“ Auch die Flaschenform sei bewusst gewählt: „Damit der Leergut-Automat die Flasche erkennt, muss es eine Form sein, die es noch nicht gibt“, so Sippel. Der Flaschenhals müsse groß genug sein, um Ölreste gut entfernen zu können.

Andere Deckel und Etiketten nötig

Die neu entwickelte Flasche stehe inzwischen allen Ölmühlen zur Verfügung. „Wir waren die Ersten, die sie benutzt haben“, sagt Andrea Sippel. Inzwischen werde sie außerdem von einer kleinen Mühle in Niedersachsen genutzt. Andere Mühlen seien noch in Vorbereitung.

Die Umstellung auf Mehrweg sei produktionstechnisch nicht ohne, erklärt Sippel. Teilweise gebe es deshalb noch Zwischenlösungen. Für das Startsortiment von acht Ölen funktioniere das erst mal sehr gut. „Wir wollten das System erst mal auf den Markt bringen und bekannt machen.“

Das erklärt auch, warum Mitarbeiter kleine Papphütchen auf die Flaschenhälse klemmen, auf denen steht: Bring mich zurück. „Öl in Pfandflaschen ist komplett neu, das muss der Verbraucher im Laden erst mal erkennen“, so Andrea Sippel. Zurückbringen könne er die leeren Flaschen dahin, wo er sie gekauft habe: in der Region zum Beispiel bei der „Bio Company“ oder dem Vorwerk Podemus. „Und natürlich bei uns im Hofladen in Klappendorf“, sagt Antje Steglich. Bis zu 50 Mal könne eine Flasche wiederverwendet werden.

So sieht es in der Abfüllanlage aus.
So sieht es in der Abfüllanlage aus. © Foto: Lutz Weidler

Zwei Dinge seien in Mehltheuer für die Mehrweg-Abfüllung in der Produktion umgestellt worden: die Etikettierung und der Deckel. Pfandflaschen brauchen einen Deckel, der sich restlos von der Flasche löst. Bei der Etikettierung wurde bisher mit Aufklebern gearbeitet. Für Mehrweg kommt das nicht infrage, da sie sich beim Reinigen nicht komplett ablösen lassen. „Oder sie lösen sich auf und setzen die Reinigungsanlage zu.“ Daher wurde auf Nassleim-Etiketten umgestellt. Die würden nach der Reinigung einfach abgeschöpft, wenn sie obenauf schwimmen. „Da arbeiten wir momentan halbautomatisch“, sagt Sippel und zeigt auf ein Gerät, das ein Mitarbeiter bedient. Das sei die Übergangslösung, bis der vollautomatische Etikettierer komme, der dann auch für die Einwegflaschen verwendet werden solle.

Die neuen Flaschen seien ein Mix aus Grün- und Braunglas, erzählt Andrea Sippel. Der Recyclinganteil liege bei bis zu 80 Prozent. Plastikflaschen zu nutzen sei nicht möglich: „Die Öle würden Bestandteile der Flaschen aufnehmen“, so Sippel.

Bisher kommen die Pfandflaschen in Mehrweg-Kartons zur Reinigung und zurück zur Mühle. Doch auch daran wird noch gearbeitet: Demnächst sollen Kästen die Kartons ersetzen. Es gibt also noch einiges zu tun für die Umstellung auf Mehrweg bei der Ölmühle in Mehltheuer.