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Peritz: Manufaktur Raupach öffnet erstmals nach 15 Jahren

Besucher können am Pfingstwochenende sich selbst ein Bild darüber machen, wie viel Arbeit in einer Porzellantasse steckt.

Von Jörg Richter
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Heike Raupach bearbeitet in der kleinen Manufaktur in Peritz eine Schüssel.
Heike Raupach bearbeitet in der kleinen Manufaktur in Peritz eine Schüssel. © Sebastian Schultz

Peritz. Besucher, die zum ersten Mal die Manufaktur Raupach betreten, können durchaus erahnen, dass dies hier mal die Peritzer Dorfkneipe war. Wandvertäfelungen aus Holz. Darüber zahlreiche Bilderrahmen. Und durch eine weitere Tür kommt man in die Küche.

Wann hier das letzte Mal Bier und Essen ausgeschenkt wurden, kann Ulrich Raupach nicht sagen. Es muss eine halbe Ewigkeit her sein. Denn bereits seit 1995 wohnt er mit seiner Frau Heike und Sohn Karl in dem Haus, das einst – mal abgesehen von der Dorfkirche – der gesellschaftliche Mittelpunkt des Ortes war.

"Wir hatten ein Haus gesucht, das alt, geräumig und bezahlbar ist", erzählt der 58-Jährige. Und groß genug, um darin eine Künstlerwerkstatt einzurichten, musste es auch sein. "Denn von zu Hause aus sind wir Designer", sagt Raupach.

Er hatte von 1987 bis 1993 auf der Burg Giebichenstein, der Kunsthochschule in Halle, studiert. Sie ist auch heute noch mit mehr als 1.000 Studierenden eine der größten Kunsthochschulen in Deutschland. Der 34-jährige Sohn Karl tat es seinem Vater gleich und studierte ebenfalls dort. Nur Mutter Heike nicht. Sie ist die Quereinsteigerin in der Manufaktur Raupach. Aber mit mindestens genauso viel Herzblut am Kunsthandwerk wie ihre beiden Männer.

Im ehemaligen Kneipenraum entstehen Tassen, Teller und Schalen aus Porzellan. In mehreren Regalen stapeln sich die Rohlinge, die noch gebrannt werden müssen. Am Pfingstsonntag und -montag können Besucher der Familie Raupach über die Schultern sehen. "Hier lernen Leute viel darüber, wie Porzellan entsteht", sagt Heike Raupach. "Mancher ist erstaunt, wie viel Arbeit es macht."

Vor allem das will Familie Raupach den Besuchern vermitteln und warum ihr Geschirr nicht billig sein kann wie das von Ikea. Hier ist alles noch mit Liebe handgemacht und nicht von Maschinen am Laufband.

Eine Tasse vor dem Brennen. Noch ist sie relativ weich. Doch bald ist sie Porzellan.
Eine Tasse vor dem Brennen. Noch ist sie relativ weich. Doch bald ist sie Porzellan. © Sebastian Schultz
Die Baumlichter zählen zu den Verkaufsschlagern.
Die Baumlichter zählen zu den Verkaufsschlagern. © Sebastian Schultz
Nur echt mit diesem Zeichen: Eine Tasse aus der Manufaktur Raupach.
Nur echt mit diesem Zeichen: Eine Tasse aus der Manufaktur Raupach. © Sebastian Schultz

Bis vor zwei Jahren fuhren Raupachs ausschließlich in die alten Bundesländer, um ihre Erzeugnisse an die Kunden zu bringen. Dort hätten sich Kunsthandwerkermärkte entwickelt, die es in dieser Form so nicht in Ostdeutschland gebe, sagt Ulrich Raupach. Mittlerweile habe die kleine Manufaktur aus dem sächsischen Peritz viele Kunden u. a. in Bonn, Aachen und Krefeld. "Da nehme ich gern die vielen Kilometer in Kauf", sagt der studierte Designer.

Sein Markenzeichen befindet sich nicht wie bei den berühmten blauen Schwertern aus Meißen auf der unteren Kehrseite der Tasse, sondern direkt unterm Henkel. Damit man es gleich sieht und das Geschirr nicht erst umdrehen muss. Das Signum ist ein durchgestrichener Kreis, darüber ein Punkt und darunter ein weiterer Strich. Es symbolisiert Ulrich Raupachs Pendelkaffeekanne, die er während seines Studiums entwarf. Noch heute steht sie in seiner Gipswerkstatt, die ebenfalls am Pfingstwochenende besichtigt werden kann.

Das erfolgreichste Modell der Manufaktur Raupach sind nicht etwa die großen Tassen, sondern die Baumlichter. Sie sind ebenfalls eine Eigenkreation. Sie sieht aus wie ein etwa handgroßer Tropfen aus Porzellan, in den eine Öffnung für Teelichter eingearbeitet wurde. Die Nachfrage ist sowohl auf Märkten als auch im Versand sehr hoch.

Während der Corona-Pandemie, in der keine Kunstmärkte stattfinden durften, hat sich das Hauptgeschäft auf den Versand verlagert. "Aber wir möchten gern mehr in der Region präsent sein", sagt Heike Raupach. Auch deshalb gibt es nach 15 Jahren erstmals wieder einen Tag der offenen Tür in der kleinen Manufaktur, die mal eine Dorfkneipe war.