Landkreis. Sein Hemd kann man wechseln. Die Landschaft, die einen umgibt, nicht. So bringt Catrin Schmidt auf den Punkt, warum es sich lohnt, sorgsam mit seiner Gegend umzugehen. Mache man das, könne Landschaft ein Kapital sein, das nicht nur im materiellen Sinne Zinsen abwirft, so die Professorin für Landschaftsplanung an der TU Dresden. Und die Landschaft im Kreis Meißen sei ein enormes Kapital. „Machen Sie was draus“, sagte Schmidt jetzt in der Riesaer Stadthalle Stern.
Ihren Appell formulierte sie bei der Vorstellung des Abschlussberichts zum Kulturlandschaftsprojekt des Landkreises Meißen. Bei dem Projekt hatten sich der Kreis und die TU Dresden ab 2019 auf Spurensuche nach den landschaftlichen Besonderheiten der Region begeben. Zahlreiche Daten werteten Catrin Schmidt und ihre Studenten aus – Karten, Luftbilder, Literatur. Außerdem gab es Arbeitstreffen, Fotoprojekte und Gesprächsrunden mit Einwohnern, die ihre Sicht zu ihrer Heimatregion schilderten. Dabei hätten sich nicht nur bemerkenswert viele Menschen eingebracht, so Catrin Schmidt. Es sei auch klar geworden, dass es ein kollektives Selbstverständnis in der Region gebe und man sich als „Wiege Sachsens“ begreife. Daran lasse sich anknüpfen.
Ein Kreis, neun verschiedene Landschaften
Die gesammelten Erkenntnisse der Forscher sind jetzt im 230-seitigen Bericht „Kulturlandschaften Landkreis Meißen“ zusammengefasst. Wer diesen durchblättert, findet neben zahlreichen Karten vor allem Fotos, die vor Augen führen, wie viele unterschiedliche Gegenden zum Kreis gehören: Weinberge an der Elbe mit Trockenmauern, Teichlandschaften in der Röderaue oder bei Zschorna, Ackerflächen in Lommatzscher und Großenhainer Pflege, die Täler um Nossen. Da gibt es zig Schlösser von Moritzburg über Strehla bis Wackerbarth. Außerdem Alleen, Bahntrassen oder Bergbaurelikte.
Die Forscher haben der Vielfalt eine Systematik verpasst und das Kreisgebiet in neun Kulturlandschaften eingeteilt. Für jede sind Zukunftsvorschläge entstanden. So soll etwa die Großenhainer Pflege künftig wieder stärker durch Alleen, Baumreihen und blühende Feld- und Wegraine strukturiert werden. Im Meißner Elbtal solle der von Dresden ausgehende „Suburbanisierungsdruck“ so gesteuert werden, dass „keine großflächenhafte Bebauung erfolgt“. Für die flache Riesaer Elbniederung wird als Ziel ausgegeben, nach Möglichkeit zusätzliche Retentionsflächen zurückzugewinnen. Auch dort sollen zudem wieder mehr Alleen geschaffen werden.
Kreistechnikdezernent Andreas Herr, der das Kulturlandschaftsprojekt mit angestoßen hatte, versteht den Bericht als „Kompendium für die Kreisentwicklung“ in den nächsten Jahren, wie er sagte. Nach seinen Worten sollen verschiedene Projektvorschläge, die im Buch unterbreitet werden, nun in die Umsetzung gehen – etwa das Thema Alleenbepflanzungen. (SZ/ewe)
Das Buch kann als PDF-Datei (137 Megabyte) heruntergeladen werden.
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