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Sportstadt Riesa lehnt Sportgeräte-Spende ab

Im Leichtathletik-Stadion in der Pausitzer Delle gibt es seit dem Vorjahr eine neue Fitnessanlage. Die hat Stadtpolitiker jetzt auf besondere Weise beschäftigt.

Von Eric Weser
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Diese Sportgeräte am Rande des Leichtathletikstadions Pausitzer Delle (im Hintergrund das Seniorenhaus Albert Schweitzer) wurden voriges Jahr aufgestellt.
Diese Sportgeräte am Rande des Leichtathletikstadions Pausitzer Delle (im Hintergrund das Seniorenhaus Albert Schweitzer) wurden voriges Jahr aufgestellt. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Wer nicht zu den regelmäßigen Besuchern des Leichtathletik-Stadions in der Pausitzer Delle gehört, der dürfte von ihnen bisher vermutlich keinerlei Notiz genommen haben. Sechs Gerätschaften, darunter ein Bauch- und ein Rückentrainer, aber auch eine Kniebeuge. „Outdoor-Campus“ nennt sich das Sammelsurium aus Trainingsplattformen, die nebeneinandergereiht auf einer Wiese stehen.

Im vergangenen Jahr waren die laut Herstellerfirma aus Edelstahl und Bambus gefertigten Geräte am Rand des Stadiongeländes installiert worden. Möglich gemacht hatten es Fördergelder aus dem sogenannten Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit, einem Programm des grün geführten Bundesfamilienministeriums. Bundesweit standen darüber 55 Millionen Euro zur Verfügung.

150.000 Euro davon waren nach Riesa gegangen. Hier floss Geld unter anderem in ein Freiluftfestival für junge Leute im Ernst-Grube-Stadion, in die Skatenacht der Wohnungsgesellschaft – und auch in die Sportgeräte im Stadion in der Delle.

Sportclub soll Anlage pflegen

Wie die Stadt Riesa jetzt erklärte, hatte sie mangels eigener personellen Ressourcen den Riesaer Verein Sprungbrett damit beauftragt, „Planung, Organisation und Durchführung des Zukunftspaktes zu koordinieren“. Das hatte der Verein gemacht.

Von Sprungbrett sollte das Geräte-Sextett nun als Spende zur Förderung des Sports an die Stadt gehen. Die Stadt wiederum wolle mit dem SC Riesa eine Nutzungsvereinbarung abschließen, damit der „die Folgenutzung und -pflege“ der Anlage übernimmt, wie es in der Beschlussvorlage für die Räte zur Annahme der Spende hieß.

Die Annahme solcher Zuwendungen muss seit etwa zehn Jahren von städtischen Gremien vorgenommen werden. Das hatte der Gesetzgeber damals vorgegeben, um die Transparenz zu erhöhen. Von vielen Stadt- und Gemeinderäten in Sachsen anfangs als lästige Bürokratie teils scharf kritisiert, ist die Spendenannahme inzwischen längst zur Normalität geworden. Brisanz ist selten: Dass ein örtlicher Bäcker hier und da ein paar Dutzend Doppelbrötchen an verschiedene Stadtteil-Feuerwehren spendet oder eine Windpark-Firma etwas für die Seniorenweihnachtsfeier im Ortsteil Mautitz springen lässt, wird meist von den Bürgervertretern abgenickt, ehe sich anderen Themen zugewandt wird.

Debatte geht "wild durcheinander"

Bei der Spende der Fitness-Geräte in Höhe von fast 23.000 Euro war das anders: Eine längere Diskussion im Verwaltungsausschuss in dieser Woche drehte sich darum, ob die Stadt die Sportgerätschafts-Spende von Sprungbrett annehmen darf. Räte aus mehreren Fraktionen äußerten Bedenken, warfen förderrechtliche, steuerliche bis hin zu buchhalterischen Fragen auf. Bei manchem Rat mischten sich anscheinend Missverständnisse über die Rolle von Stadt und Sprungbrett bei der Fördergeldbeantragung und -verausgabung in die Bedenken hinein.

Aus Sicht von OB Marco Müller (CDU) gerieten Dinge in der Debatte „wild durcheinander“. Es gehe letztlich darum, dass die Stadt unentgeltlich Sportgeräte von Sprungbrett übertragen bekomme, warb er für die Spendenannahme. Auch Sprungbrett-Chef Andreas Näther – Stadtrat für die SPD, auch anwesend, aber beim Thema befangen – betonte, dass sein Verein die Sache lediglich als Durchlaufposten sehe und die Übertragung an die Stadt mit allen Seiten abgestimmt sei.

Mehrere Räte vermochten die Erklärungsversuche nicht zu überzeugen: Mit vier Ja- und vier Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen wurde die Spendenannahme abgelehnt.

Die Stadtverwaltung will die Sache nun noch einmal prüfen. Gut möglich, dass sie den Räten bald noch einmal für eine Beschlussfassung vorgelegt wird.