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So lief 2023 für Riesas Feuerwehr

Mitgliederzuwachs, Einsatzplus, Verjüngung – und eine gallige Katze: Das Vorjahr war für Riesas Retter ein durchaus bemerkenswertes. Ein Rückblick.

Von Eric Weser
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Mehrere Laubenbrände, ein Besuch von MP Kretschmer zum Jahresende, die Gründung einer neuen Jugendfeuerwehr in Canitz oder Einsätze bei Verkehrsunfällen: Riesas Feuerwehr um Leiter Robert Gudat (oben rechts) hatte 2023 viel zu tun.
Mehrere Laubenbrände, ein Besuch von MP Kretschmer zum Jahresende, die Gründung einer neuen Jugendfeuerwehr in Canitz oder Einsätze bei Verkehrsunfällen: Riesas Feuerwehr um Leiter Robert Gudat (oben rechts) hatte 2023 viel zu tun. © Quellen: FFW Riesa, A. Weihs, St

Riesa. Am Anfang stand das Gedenken: Drei Riesaer Feuerwehrleute sind voriges Jahr verstorben. Gottlob nicht im Einsatz. Jeder der Kameraden war 80 oder älter; Gottfried Fiedler sogar 95 Jahre. Auf 74 Jahre in den Reihen der Retter konnte der Dachdeckermeister zurückblicken. Das ist quasi die Hälfte der Zeit, die Riesas Freiwillige Feuerwehr überhaupt existiert; die Gründung jährt sich bald zum 150. Mal. Im Sommer soll das bei verschiedenen Gelegenheiten begangen werden, kündigte jetzt Riesas Feuerwehr-Chef Robert Gudat bei der Jahresdienstversammlung an. Bei dem Treffen ließ er jedoch zunächst das alte Jahr Revue passieren. Ein Einblick.

Mitgliederzahl schnellt hoch

238 Mitglieder zählte Riesas Feuerwehr im vergangenen Jahr. Der Blick zurück bis 2010 zeigt: Das ist Rekord. Zwischenzeitlich war die Mitgliederzahl teilweise auf unter 200 gesunken. Der deutliche Zuwachs im Vergleich zu 2022 (+24 Mitglieder) erklärt sich vor allem durch die Neugründung der Jugendfeuerwehr in Canitz im vorigen Mai. Auch die Zahl der aktiven Einsatzkräfte ist gestiegen, auf 115 (+3 zum Vorjahr). Seit 2018 gab es damit jedes Jahr eine Steigerung. Die gesetzliche Sollstärke hat die Wehr zwar damit noch nicht erreicht: 164 Einsatzkräfte wären dafür nötig. Das Delta sei aber zuletzt Jahr für Jahr kleiner geworden, so Robert Gudat. Man sei auf einem guten Weg. „Ich hoffe, dass wir irgendwann vielleicht schaffen, über dem Soll zu liegen.“

Aktive Abteilung verjüngt sich

Die Feuerwehr trotzt der Tatsache, dass Riesa altert. Neben Mitgliederzuwächsen ist zum Beispiel auch die aktive Abteilung der Wehr jünger geworden: 2023 sei der Altersschnitt von 38 auf 36 Jahre gesunken, so Robert Gudat. Von den 115 aktiven Kräften stellen die 16- bis 29-Jährigen die größte Gruppe (36 Personen), die 60- bis 65-Jährigen die kleinste (sieben). Die Übernahme von acht Jugendfeuerwehrleuten in die aktive Abteilung im Vorjahr war gemessen an den Vorjahren ebenfalls ein Rekord.

Einsatzzahl steigt leicht an

Insgesamt 572 Einsätze zählt die Riesaer Feuerwehrstatistik für 2023. Zum dritten Mal in Folge ist die Zahl damit gestiegen, bewegte sich aber im langjährigen Schnitt von etwa 550 Jahreseinsätzen. Die meisten Einsätze (333) waren technische Hilfeleistungen, davon wiederum ein knappes Drittel (101) Tragehilfen für den Rettungsdienst. Auch kreisweit rangiert Riesa damit vorn: Jeder dritte Tragehilfe-Einsatz im Landkreis Meißen spielte sich hier ab, so der Vize-Kreisbrandmeister Marcus Mambk. Man sei etwas ratlos, wie man der ständig steigenden Zahl dieser Einsätze beikommen könne, so Mambk. - Nicht ganz 100 Einsätze im Riesaer Stadtgebiet entfielen 2023 auf Brände, die weitaus meisten davon waren Kleinbrände. Zehn Mittelbrände gab es zudem, davon vier Laubenbrände. Ein Großbrand-Einsatz blieb 2023 aus. Knapp jeder zehnte Einsatz (60) war bedingt durch Fehlalarme, zweimal wurde die Wehr gar böswillig alarmiert: Anfang des Jahres wurde in der Bahnhofstraße ein Rauchabzug ohne Not genutzt; gegen Jahresende wurde die Wehr zu einem vorgeblichen Garagenbrand alarmiert.

Sonnabends sind die meisten Einsätze

Die Einsatzverteilung auf Wochentage und Uhrzeiten zeigt: Die meisten der 572 Einsätze im Vorjahr gab es sonnabends (95). Das sei insofern positiv, als dass die meisten Kameraden an dem Tag daheim seien, so Robert Gudat. Gleichwohl zeigt die Statistik, dass die Hälfte der Einsätze montags bis freitags in die Zeit von 6 bis 18 Uhr fiel. „Da können wir von Glück reden, dass wir eine Hauptstelle haben, die immer vor Ort ist“, so der Wehrchef. Tatsächlich war diese an 546 Einsätzen beteiligt, es folgten Riesa-Stadt (112), Weida (83) und Gröba (58).

Tiertransport mit Biss

Einen außergewöhnlichen Vorfall gab es für die Kameraden, als sie März 2023 an die Bahnhofstraße gerufen wurden. Eine Anwohnerin wurde dort vom Rettungsdienst verbracht; ihre Katze sollte die Feuerwehr deshalb ins Tierheim schaffen. Dem Tier gefiel das offenbar nicht, es biss mehrfach zu. Die Folge war ein Eintrag des Vorfalls als Unfallmeldung. Insgesamt 15 Arbeitsunfälle zählte Riesas Feuerwehr über die Bereiche Hauptstelle, Freiwillige sowie Jugendfeuerwehr hinweg im vorigen Jahr.

Kameraden als Elektroprüfer

Neben der Reparatur und Pflege von Feuerwehrtechnik wie Atemschutzgeräten, Schläuchen und Bekleidung gehört sie zu den vielleicht weniger bekannten Aufgaben der Wehr: die Prüfung von Elektrogeräten. Unter den Kameraden in der Hauptstelle gebe es gelernte Elektriker, die sämtliche Elektrogeräte in den Verwaltungssitzen am Rathausplatz, in der Engelsstraße oder im Stadtarchiv prüfen, so Robert Gudat. Auch wenn für Schulen neue Tabletcomputer beschafft würden, kümmere man sich darum. 2.095 Geräte waren so 2023 zu begutachten – ein Viertel mehr als noch 2022. Defekt seien 42 davon gewesen.