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Immenser Schaden an Glaubitzer Windrad

Ein Windrad im Streumener Windpark dreht sich seit drei Monaten nicht. Die Betreiberfirma kündigt eine aufwendige Reparatur nach Ostern an.

Von Jörg Richter
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Blick auf die Windräder bei Glaubitz. Die mit dem Kreis markierte Anlage dreht sich bereits seit drei Monaten nicht mehr.
Blick auf die Windräder bei Glaubitz. Die mit dem Kreis markierte Anlage dreht sich bereits seit drei Monaten nicht mehr. © Jörg Richter

Glaubitz. Der Windpark Streumen gilt als einer der leistungsstärksten Windparks Sachsens. 21 Windräder sorgen hier für grünen Strom. Doch seit einiger Zeit steht eines davon still und dreht sich nicht. Das haben SZ-Leser beobachtet und fragen sich warum.

Das besagte Windrad befindet sich auf Glaubitzer Flur, ganz in der Nähe der ehemaligen Halde und auch nur rund 200 Meter von der Kreisstraße nach Streumen entfernt. Nach Recherchen von Sächsische.de gehört es einer Firma aus Nordrhein-Westfalen. Die Brummernhenrich Regenerative Energie GmbH & Co. KG aus Bad Salzuflen betreibt zwei derartige Anlagen im hiesigen Windpark.

Das bestätigt deren Geschäftsführer Markus Orbke, und auch, dass das Windrad einen Defekt hat. Bereits am 22. Dezember sei die Windkraftanlage mit einer Fehlermeldung vom Netz gegangen. "Am 28. Dezember war deshalb ein Serviceteam vor Ort und stellte ein unzulässiges Spiel in der Hauptwelle fest", so Orbke. Den Grund dafür lieferte eine Video-Endoskopie des Getriebes und des Hauptlagers, die am 10. Januar gemacht wurde. Dabei kam heraus, dass das Hauptlager der Welle gebrochen ist und sich ein Wälzkörper darin quergestellt hat.

Anlagenbetreiber spricht von schmerzlichem Schaden

Der Schaden sei aus der Ferne entdeckt worden. Die Herstellerfirma Vestas, mit der das Unternehmen Brummernhenrich einen Vollwartungsvertrag abgeschlossen hat, habe festgestellt, dass die gemessene Windgeschwindigkeit nicht zu der Leistungsabgabe der Anlage passte, berichtet Orbke. So sei es zu der Fehlermeldung gekommen, in deren Folge das Windrad auch sofort vom Netz genommen wurde.

In der ersten oder zweiten Woche nach Ostern soll deshalb der komplette Antriebsstrang ausgetauscht werden. Dazu wird ein großer Kran benötigt, der den Rotor zunächst abnimmt und neben der Anlage lagert. Nachfolgend wird der alte Antriebsstrang aus- und der neue wieder eingebaut, teilt der Geschäftsführer mit. Zum Schluss werden der Rotor wieder aufgesetzt und der gesamte Antriebsstrang ausgerichtet. Inklusive Auf- und Abbau des Krans dauere der ganze Vorgang voraussichtlich anderthalb bis zwei Wochen.

"Der Ausfall ist für uns als Anlagenbetreiber schon schmerzlich, weil wir als Entschädigung am Ende des Jahres nur eine vertraglich vereinbarte Pauschale pro Ausfallstunde bekommen", sagt Orbke. Diese sei im windreichen Winter durchaus weniger wert als eine regulär produzierte Energiemenge.

Das Wetter muss für die Reparatur mitspielen

Das wirtschaftliche Risiko liege bei so einer solchen Reparatur aber vor allem beim Hersteller Vestas. Wie teuer sie wird, könne Orbke nicht genau sagen. Aber aus der Vergangenheit weiß er, dass eine ähnliche Reparatur an einem kleineren Windrad eine Viertelmillion Euro gekostet habe. Diesmal würde es sicherlich mehr, weil auch der Kran, der für die Reparatur benötigt wird, größer ist.

"Alle Beteiligten hoffen jetzt, dass zum Zeitpunkt der Reparatur das Wetter auch mitspielt. Denn das kann einem trotz aller Planung immer noch einen Strich durch die Rechnung machen", sagt Orbke.

Ob möglicherweise ein Brand des Windrades verhindert wurde, darüber möchte er nicht spekulieren. Als häufigste Ursachen gelten Blitzeinschläge. Aber auch Fehler in elektrischen Einrichtungen, beschädigte Kabelisolierungen, Funkenflug durch Überlastung mechanischer Bremsen sowie feuergefährliches Arbeiten im Rahmen von Wartung und Reparatur können dazu führen, dass Windräder Feuer fangen. Doch das passiere zum Glück eher selten, so Orbke.

Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden gab es im September 2023 rund 31.000 Windkraftanlagen in Deutschland. Zusammen haben sie eine Nennleistung von knapp 68.400 Megawatt. Diese habe binnen fünf Jahren um 16 Prozent zugenommen. Die Zahl der Windkraftanlagen stieg im gleichen Zeitraum mit einem Plus von drei Prozent deutlich weniger stark an. Ein Grund hierfür könnte sein, dass alte Anlagen stillgelegt und durch leistungsstärkere ersetzt worden sind.