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Teigwaren Riesa nehmen neue Anlage in Betrieb

Beim Riesaer Nudelhersteller kann künftig mehr Ware produziert werden. Zum Start für die neue Anlage gab es einen Besuch vom Ministerpräsidenten.

Von Stefan Lehmann
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Symbolischer Akt in Riesa: Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (l., CDU) eröffnete am Montag gemeinsam mit Teigwaren-Geschäftsführer Mike Hennig die neue Anlage.
Symbolischer Akt in Riesa: Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (l., CDU) eröffnete am Montag gemeinsam mit Teigwaren-Geschäftsführer Mike Hennig die neue Anlage. © Sebastian Schultz

Riesa. Der erste Testlauf ist schon geglückt. Auf dem Band liegen schon die Spätzle, als Sachsens Ministerpräsident gemeinsam mit Mike Hennig das symbolische blaue Band vor der neuen Produktionsanlage durchtrennt. Vor etwas mehr als vier Monaten war die Maschine bei Teigwaren Riesa angekommen. Geschäftsführer Mike Hennig erinnert sich noch an das Bild. Als auf dem Werkgelände eine Million Einzelteile lagen, da sei ihm schon auch mal der ketzerische Gedanke gekommen: Das kriegen die nie wieder aufgebaut.

Die Angst war offenbar unberechtigt, trotz der logistischen Leistung, die dahinter steckt. "Allein der Trockner verfügt über 200 Motoren, die sie einzeln ansteuern und prüfen müssen", so Hennig.

Das alles mag viel Aufwand sein, doch davon abgesehen ist der Kauf der Anlage aus dem schwäbischen Waiblingen für den Riesaer Nudelhersteller eine große Chance. Das geht schon damit los, dass Riesa damit eine Lücke am Markt bedienen kann. Anlagen zur Spätzle-Herstellung gebe es im Grunde nur in Deutschland, und man könne sie auch nicht einfach mal so bestellen. Da hingen lange Wartezeiten dran, erklärt Mike Hennig.

Weniger Bürokratie gegen Fachkräftemangel

Als Anfang des Jahres der schwäbische Hersteller Schätzle schloss, griff man zu und kaufte die zehn Jahre alten Maschinen. Mike Hennig spricht von einer "low hanging fruit", also einer tief hängenden Frucht. Schon im ersten Jahr will Teigwaren Riesa mit der neuen Anlage 20 Prozent mehr Ware produzieren. Ware, die gerne auch ins Ausland geliefert werden kann - deutsche Spätzle essen auch die Franzosen gern. Längerfristig soll in Riesa die Produktivität sogar noch weiter steigen, Mike Hennig hofft auf 40 bis 50 Prozent zusätzlich. "Wir haben hier zwei Anlagen in einer, können Spätzle und Walznudeln herstellen." 15.000 Tonnen im Jahr könnten obendrauf kommen.

Bis zu 15.000 Tonnen Teigwaren im Jahr soll die neue Anlage schaffen - wahlweise Spätzle oder Walznudeln. Einen Testlauf gab es schon.
Bis zu 15.000 Tonnen Teigwaren im Jahr soll die neue Anlage schaffen - wahlweise Spätzle oder Walznudeln. Einen Testlauf gab es schon. © Sebastian Schultz

Die Investition nahm auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum Anlass für einen Besuch. In Riesa sei er ja schon öfter gewesen, aber die Nudelproduktion habe er das erste Mal erlebt, so Kretschmer, der im Laufe der Werkführung auch mit mehreren Mitarbeitern ins Gespräch kam. Auch aus gutem Grund: Ein Thema für die Geschäftsführung bleibt der Fachkräftemangel, sagte Hennig nach der Vorstellung einer ukrainischen Kollegin. Er würde sich weniger Bürokratie wünschen, wenn man beispielsweise im Ausland nach Fachkräften sucht. Themen darüber hinaus waren die Hoffnung auf mehr Sicherheit bei den Energiepreisen - und ein Appell, weiterhin eine Einstellung und Kultur pro Mittelstand an den Tag zu legen.

Die Laune nicht vermiesen

Auch durchs Nudelmuseum ging der Weg. Auf die Frage Kretschmers, wie lange es denn schon Nudeln gebe, antwortete Hennig: um die 5.000 Jahre. In Riesa ist die Produktion deutlich jünger, 1914 gründete sich die Konsum-Teigwarenfabrik. Damals war das Unternehmen noch größer, erzählt Hennig. Heute arbeiten 137 Männer und Frauen bei den Teigwaren Riesa, dazu kommen noch einmal 20 im Nudelcenter. Neues Personal wird infolge der Investition nicht notwendig sein. Gesucht werde vielmehr, weil in Zukunft weitere Renteneintritte anstehen. Dagegen geht in der Produktion der Trend langfristig weiter in Richtung Automatisierung. Während bald mehr Spätzle aus Riesa kommen, soll künftig die Produktion asiatischer Mi-Nudeln verkleinert werden.

Nicht zuletzt bemerkt auch der Riesaer Nudelhersteller, dass die Kundschaft stärker aufs Geld achtet. Im Nudelcenter läuft das Geschäft mit gepackten Weihnachtskörben gut, in den Supermarktregalen sieht es anders aus. Noch eine Preiserhöhung kann sich Riesa so schnell vermutlich nicht leisten, schon jetzt griffen viele Menschen lieber ins Regal mit den Handelsmarken der großen Ketten. Schon wegen der regional eingekauften Zutaten kann das Unternehmen im Vergleich mit internationaler Konkurrenz nicht mithalten, Lohnkosten noch nicht eingerechnet.

Mike Hennig will sich die Laune davon nicht vermiesen lassen. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, sagt er. Für eben diese Zeit will sich das Unternehmen schon jetzt in Stellung bringen. Das übrigens gemeinsam mit dem irischen Investor Biavest, der im Oktober große Teile des Unternehmens erworben hatte. Mindestens alle zwei Wochen sei jemand vom neuen Eigentümer vor Ort, so Hennig. Es wird offenbar eifrig gearbeitet am Plan für 2024.