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Warum der Ministerpräsident seine Neujahrsansprache in Riesa hielt

Für seine Videobotschaft wählte Michael Kretschmer mit dem Stahlwerk einen eher ungewöhnlichen Ort. Bei Feralpi wertet man das als gutes Zeichen.

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Neujahrsansprache vor glühendem Stahl: Diesmal wandte sich Ministerpräsident Kretschmer (CDU) aus dem Riesaer Stahlwerk an Sachsens Bürger.
Neujahrsansprache vor glühendem Stahl: Diesmal wandte sich Ministerpräsident Kretschmer (CDU) aus dem Riesaer Stahlwerk an Sachsens Bürger. © Sächsische Staatskanzlei/Screen

Riesa. Eine Chemnitzer Stadtkulisse, ein Weihnachtschor auf Schloss Weesenstein oder einfach nur die Staatskanzlei: Wenn Sachsens Ministerpräsident in der Vergangenheit auf das zurückliegende Jahr schaute, dann war der Drehort für die Videoansprache meist nicht besonders spektakulär. In diesem Jahr war das etwas anders: In Stahlwerker-Montur wandte sich Michael Kretschmer (CDU) an die Bürger im Freistaat, während im Hintergrund der glühende Stahl zu sehen war.

Entstanden sind die Aufnahmen bei Feralpi in Riesa. Dort wertet man den Drehort für die Neujahrsansprache als Bekenntnis zur sächsischen Industrie. "Es ist für uns natürlich eine große Ehre und auch für alle Kumpel ein tolles Zeichen", zitiert eine Mitteilung von Feralpi den Werksdirektor Uwe Reinecke. "Gerade in den aktuell für uns so herausfordernden Zeiten ist es gut zu wissen, dass unsere Landesregierung hier in Sachsen und vor allen Dingen unser Ministerpräsident hinter uns steht und sich für die Belange des sächsischen energieintensiven Mittelstands einsetzt."

Aufzeichnung bei laufender Produktion

Dass die Wahl in diesem Jahr auf Feralpi fiel, ist kein Zufall. Das Werk sei eine Erfolgsgeschichte, heißt es aus der Staatskanzlei. "Der Ministerpräsident kennt das Werk und hat es bereits mehrfach besucht, es besteht ein enger Kontakt." Und dann sei da der aktuelle Anlass: "Die Stahlproduktion gehört zu den besonders energieintensiven Branchen und hat mit den gestiegenen Energiepreisen besonders zu kämpfen. Es war dem Ministerpräsidenten ein wichtiges Anliegen, in seiner Neujahrsansprache darauf einzugehen und die Menschen zu würdigen, die tagtäglich unseren Wohlstand in Sachsen schaffen."

Größte Herausforderung für die Dreharbeiten kurz vor Weihnachten sei der Ton gewesen. "Wie jeder sehen und hören kann, wurde die Aufzeichnung bei laufender Produktion gemacht, und das ist laut", so ein Regierungssprecher. Ein passender Ort für diese besondere Premiere sei aber schnell gefunden gewesen.

In seiner Rede widmet sich Michael Kretschmer in den ersten Minuten explizit dem Energie-Thema. "Eine Million Tonnen Stahl werden hier jährlich hergestellt", sagt er in der Ansprache, die auf Youtube und in der ARD-Mediathek abrufbar ist. Vor allem die Industrie benötige bezahlbaren Strom. "Sachsen muss Industrieland bleiben." Dafür brauche es verlässlich verfügbare Energie. "Klimaschutz wird nur erfolgreich sein, wenn er auch ökonomisch ein Erfolg wird." Energiepreise müssten sinken, das sei Aufgabe der Bundesregierung. Zugleich müsse der Ausbau der erneuerbaren schneller vorankommen. "Natürlich wollen wir alle klimafreundlich produzieren."

2023 sei für Feralpi Stahl ein Jahr voller Herausforderungen gewesen, teilt auch das Unternehmen mit. "Die seit dem Angriff auf die Ukraine enorm gestiegenen Strompreise machen dem Elektrostahlwerk zu schaffen – der Stromverbrauch liegt jährlich bei rund 540 Gigawattstunden, so viel wie der Verbrauch aller Privathaushalte Dresdens zusammen." Dass der Bund zuletzt den Zuschuss für die Netzentgelte gestrichen habe, werde 2024 zu erhöhten Energiekosten führen - und damit zu steigenden Produktionskosten im Riesaer Werk.

Trotzdem glaube die italienische Eigentümerfamilie an den deutschen Standort. Feralpi verweist auf die laufenden Investitionen von mehr als 220 Millionen Euro. Das solle nicht nur in den kommenden Jahren zur Dekarbonisierung und damit zur Produktion von "grünem Stahl" führen, sondern auch rund 900 Arbeitsplätze sichern. (SZ/stl)