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Was bringt ein Citymanager für Riesa?

In Riesa soll sich bald eine Person beruflich um die Innenstadtbelebung kümmern. Anderswo gibt es so was schon.

Von Stefan Lehmann
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Das ehemalige Juweliergeschäft Stenzel soll voraussichtlich Sitz des neuen Citymanagers werden. Wer es wird, ist noch offen.
Das ehemalige Juweliergeschäft Stenzel soll voraussichtlich Sitz des neuen Citymanagers werden. Wer es wird, ist noch offen. © Sebastian Schultz

Riesa. Große Diskussionen gab es nicht, als der Riesaer Stadtrat im Juli beschloss, die Stelle eines Citymanagers zu schaffen. Während manch andere Entscheidung die Innenstadt betreffend für teils heftige Debatten sorgt, herrscht in diesem Punkt offenbar Einigkeit unter Riesas Politikern. Ausgeschrieben ist die Stelle noch nicht. Es gibt noch einige vertragliche Details zu regeln, heißt es vom Handels- und Gewerbeverein (HGV), bei dem der Citymanager angesiedelt sein soll. Aber welchen Nutzen bringt so eine Stelle tatsächlich mit sich? Was kann ein Innenstadtmanager leisten - und was nicht? 

Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, hilft womöglich ein Blick in die Region - etwa nach Großenhain und Meißen. Beide Städte haben in den vergangenen Jahren ein Innenstadt- oder Quartiersmanagement ins Leben gerufen. Aus Meißens Stadtverwaltung heißt es beispielsweise, dass sich seit Mai 2019, als der Quartiersmanager seine Arbeit aufnahm, bereits neue Läden angesiedelt hätten. Ob das direkt auf diese Position zurückzuführen ist, bleibt offen. 

Nachvollziehbar scheint dagegen das Argument, das Stadtsprecherin Katharina Reso darüber hinaus ins Feld führt: "Die Händler schätzen es, vor Ort einen Ansprechpartner zu haben. Existenzgründer haben kurze Wege und erhalten alle Informationen aus einer Hand. Die Kommunikation innerhalb der einzelnen Straßenzüge hat sich stark verbessert. Sich abzeichnende Probleme werden früh erkannt, so dass seitens der Stadt im Bedarfsfall auch zeitig gegengesteuert werden kann."

Ansprechpartner mit Kontakten ins Rathaus

Das bestätigt Thomas Margenberg, Inhaber des Pelzhauses Hempel in Meißen. "Es ist unwahrscheinlich wichtig, dass unsere Sorgen und Probleme an die Stadt herangetragen werden." Daneben planen die Meißner Händler auch viel mit dem Manager gemeinsam, gerade was Veranstaltungen anbelangt. "Vorher gab es das natürlich auch, aber man musste sich als Händler immer von Amt zu Amt hangeln. Jetzt gibt es einen Ansprechpartner, und der kümmert sich auch ein Stück weit für uns mit." 

Die Kommunikation mit den Händlern ist die Hauptaufgabe des Innenstadt-Managers, so sieht das auch Ronny Rühle. Der Großenhainer ist nicht nur in seiner Heimatstadt mit einem Modegeschäft ansässig, sondern auch in Meißen und Riesa. "Meißen kann man nicht unbedingt mit den beiden anderen Städten vergleichen", betont er. Wegen der touristischen Bedeutung der Stadt sei Handel dort nahezu ein Selbstläufer. In Riesa und Großenhain sei das anders, deshalb begrüßt er auch die Entscheidung für ein Innenstadtmanagement. 

In Großenhain gibt es so eine Stelle bereits seit fast anderthalb Jahren. Angesiedelt ist sie beim Verein "Großenhain aktiv", in dem sich auch Ronny Rühle engagiert. Manager Alexander Ehrke sei sehr aktiv, sagt der Händler. Aber was macht er dort? "Er ist ein Kümmerer; im Grunde die Schnittstelle zwischen den Beteiligten, hat die Aufgabe, die einzelnen Händler mit ins Boot zu holen, wenn es etwa um Veranstaltungen geht. Da sind auch einige Sachen geplant." Im September legte das Citymanagement außerdem einen Fonds für das Großenhainer Zentrum auf. Daraus sollen "kleinere, aus lokalem Engagement heraus entwickelte Projekte oder Aktionen unterstützt werden", heißt es aus dem Großenhainer Rathaus. 

Vergleich mit einem Centermanager

Gerade, alle Händler entlang der Hauptstraße in Riesa zusammenzubringen, könnte eine Mammutaufgabe werden. Dass Aktionen gemeinsam in großem Stil abgesprochen werden, kenne er in Riesa eigentlich nur von der Elbgalerie, sagt Ronny Rühle. "Die Innenstadt zerfranst dagegen immer mehr." Zu tun gibt es in Riesa jedenfalls genug, schätzt der Händler.  Wer immer auch den Posten übernehme, werde ein dickes Fell brauchen. "Das ist ein anspruchsvoller Job, und im Zweifel steckt man erstmal von Händlern und Stadt ein. Zartbesaitet darf er nicht sein." Wünschen würde sich Rühle auch, dass der oder die Neue auch eine Vision entwickelt und durchsetzt. "Man muss auch mal ein heißes Eisen anfassen. Städte werden immer attraktiv sein, aber sie müssen eben anders aussehen als heute." 

Konzeptionelle Vorstellungen für die Innenstadt erhofft sich auch die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Innenstadt Riesa (WIR), Claudia Mückel-Branig, vom neuen Innenstadtmanager, jedenfalls über die täglichen Aufgaben hinaus. Zuallererst wünschen sich aber auch die Händler der Werbegemeinschaft einen zentralen Ansprechpartner. "Es sollte jemand sein, der Auskünfte geben kann." Das betreffe sowohl mögliche Mietinteressenten als auch die Händler. Schon jetzt, angesichts der sich ständig ändernden Corona-Bestimmungen, wäre so ein Ansprechpartner hilfreich, sagt Mückel-Branig. Auch ein Grundwissen zu Fördermöglichkeiten für Händler hielte sie für hilfreich. Ebenso wie Ideen für Aktionen in der Innenstadt. "Wir wären nicht böse, wenn uns bei der ehrenamtlichen Arbeit jemand unterstützt." 

Auch wenn es in Großenhain und Meißen jetzt schon gute Ansätze gibt, könnte es in Riesa mit sicht- oder zählbaren Erfolgen eine Weile dauern, glaubt Ronny Rühle. "Unter drei Jahren sollte man keine Ergebnisse erwarten." Hier liegt womöglich ein Schwachpunkt in den Citymanager-Programmen: Finanziert werden sie oft aus Fördermitteln - in Riesa etwa über das SOP-Programm "Vitales Stadtzentrum an der Elbe". Mehr als 260.000 Euro sieht das Feinkonzept für die Innenstadt in den nächsten fünf Jahren dafür vor. Das entspricht ab 2021 rund 48.000 Euro im Jahr. Wie es dann weitergeht, ist nach jetzigem Stand noch offen. Kurt Hähnichen vom HGV Riesa vertritt dazu eine klare Meinung. Mit dem ehemaligen Juweliergeschäft Stenzel wird voraussichtlich ein Laden dafür umgenutzt, das allein sei schon ein Zeichen dafür, dass nach fünf Jahren nicht einfach Schluss sein soll. 

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