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"Wollen neuen Kindergarten bauen"

Hirschstein ist bisher gut durch die Corona-Krise gekommen, sagt Bürgermeister Conrad Seifert (CDU). Doch es gibt auch Probleme.

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Bürgermeister Conrad Siefert (CDU) vor dem gemeindeeigenen Schloss in Neuhirschstein.
Bürgermeister Conrad Siefert (CDU) vor dem gemeindeeigenen Schloss in Neuhirschstein. © Thomas Schade

Herr Seifert, Corona ist das bestimmende Thema in diesem Jahr. Wie ist Hirschstein bisher durch die Krise gekommen?

Bisher ganz gut. Wir haben die notwendigen coronabedingten organisatorischen Maßnahmen zwischen Verwaltung und den Einrichtungen auf kurzem Weg abgestimmt. Das hat super funktioniert, aber auch viel Kraft gekostet. Das Tagesgeschäft lief ja weiter. Die Gemeindeverwaltung war keinen einzigen Tag geschlossen. Wir hatten für den Fall der Fälle ein Wechselmodell für die Arbeitszeiten erarbeitet, doch das mussten wir nicht anwenden. Zwischen den Jahren werden wir aber, wie andere Verwaltungen auch, schließen. Anderswo gab es natürlich beträchtliche Einbußen.

Wo zum Beispiel?

Zum Beispiel bei unserem Schloss. Zwar hat der Förderverein vereinzelt Führungen durchgeführt, als das noch möglich war, unterm Strich war dieses Jahr aber praktisch ein Totalausfall. Auch die traditionellen Fahrten zu den Osterbrunnen mussten ausfallen. Im kommenden Jahr sollen sie aber auf alle Fälle wieder geschmückt werden. Eine solche Tradition zweimal hintereinander ausfallen zu lassen, können und wollen wir uns einfach nicht leisten. Ich hoffe, dass bis Ostern auch wieder Reisebusse fahren können und unter Corona-Bedingungen die Osterbrunnen wieder besucht werden können. Sehr leid tut mir auch die Situation der Fischgaststätte Brauhaus. Die muss ja nicht nur schließen, sondern auch das Außer-Haus-Geschäft ist durch das Verbot größerer Familienfeiern praktisch zum Erliegen gekommen. Das alles ärgert mich schon, ich finde es sehr schade.

Apropos Gaststätten. Da gibt es ja noch den "Waldblick" in Neuhirschstein und das "Goldene Lamm" in Boritz. Besteht Hoffnung, dass sie mal wiederbelebt werden?

Wir sind dran, leider aber noch nicht mit dem erhofften Erfolg. Für den "Waldblick" gab es die Idee, diese Gaststätte, die teilweise vom Sportverein genutzt wird, in ein reines Vereinshaus umzubauen. Ich möchte aber dort gerne wieder Gastronomie hineinbringen. Es ist ein sehr schönes Ausflugsziel im Wald mit dem neu gebauten Kinderspielplatz und es ist sehr schade, dass es dort derzeit keine Möglichkeit gibt einzukehren. Im Hirschsteiner Wald gibt es allerdings noch ganz andere Probleme.

Welche sind das ?

Wir müssen dort 40 bis 50 Bäume fällen. Nadelbäume sind unrettbar vom Borkenkäfer befallen, Buchen und Eichen sind wegen der nun schon drei Jahre anhaltenden Trockenheit kaputtgegangen. Betroffen ist Wald vom Sachsenforst, der Gemeinde und Privatwald.

Inwiefern trifft die Corona-Krise die Gemeinde finanziell?

Nach aktuellem Stand werden wir wohl insbesondere bei der Gewerbesteuer und beim Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer Einbußen haben. Wir haben im Grunde wenige größere Steuerzahler und dann viele kleine Handwerksbetriebe. Diese sind von der Krise kaum betroffen, im Gegenteil, sie haben volle Auftragsbücher, ausgleichen können sie aber die großen ausgefallenen Posten nicht. Da auch coronabedingte ungeplante Mehrausgaben dazugekommen sind, werden sich in Summe die Verluste wohl auf circa 250.000 Euro belaufen. Das ist schon ein ganz schöner Posten.

Corona-Krise und Homeoffice sollen bei vielen Menschen den Wunsch nach einem Häuschen im Grünen verstärkt haben. Wie sieht es mit Bauplätzen in Hirschstein aus?

Wir wollen jetzt in Schänitz ein Gebiet erschließen, mit vier bis fünf Parzellen. Im nächsten Jahr könnte es losgehen. Auch am Hechtplatz in Mehltheuer könnten fünf bis sechs Häuser entstehen. Die Nachfrage ist auch bei uns da, aber wir können sie nicht befriedigen. Einige private Bauplätze gibt es noch in Bahra-Süd. Mit Freude sehe ich aber auch, dass in letzter Zeit einige alte Gebäude verkauft wurden, beispielsweise in Kobeln. Da ist ganz schön was in Bewegung. Ein großes Sorgenkind ist allerdings der ehemalige Gasthof in Heyda.

Auch die Gemeinde wollte ein altes Gebäude verkaufen, den ehemaligen Kindergarten in Bahra. Wie ist der Stand?

Es gab mehrere Interessenten, mit einem saßen wir sogar schon beim Notar. Im letzten Moment hat er es sich anders überlegt.

Die Bahraer Kinder werden ja seitdem in Prausitz betreut. Stimmt es, dass die Plätze dort bald nicht mehr ausreichen?

Ja, deshalb planen wir den Bau eines neuen Kindergartens in Prausitz. Damit wollen wir unseren Bildungs-Campus aufwerten. Es ist ja ein großer Vorteil, dass Kinderkrippe, Kindergarten und Hort alle an einem Standort sind. Der Ersatzneubau könnte 80 Plätze haben. Derzeit haben wir 64. Das alles muss aber erst noch im Gemeinderat entschieden werden. Und klar ist auch: Ohne Fördermittel geht es nicht.

Wird Hirschstein 2021 die Elternbeiträge anheben?

Ja, wenn auch nur moderat. Bei einer Neun-Stunden-Betreuung in der Kinderkrippe steigen die Beiträge monatlich um neun Euro auf dann 238,50 Euro, im Kindergarten ebenfalls um neun Euro auf 144 Euro. Im Hort kosten sechs Stunden 81 Euro und damit drei mehr als jetzt. Mit diesen Preisen liegen wir im oberen Mittelfeld im Landkreis. Wir nehmen nicht den höchstmöglichen Satz, aber auch nicht den niedrigsten. Leistung hat ihren Preis, wir haben ein sehr gutes pädagogisches Konzept. Ich denke, dass wir die Eltern angemessen beteiligen, aber nicht zu sehr belasten.

Welche Investitionen sind für 2021 geplant?

Als großes Vorhaben werden wir das interkommunale Feuerwehrgerätehaus in Mehltheuer fertig bauen und an die Kameradinnen und Kameraden übergeben. Wir werden die Brandschutzertüchtigung der Schule fortsetzen und uns um den Kindergarten kümmern. Ansonsten wollen wir das Kleine nicht vergessen. So haben wir begonnen, unsere steinernen Bushaltestellen zu streichen und zu sanieren. Der Rest ist dann im Frühjahr dran.

Das Gespräch führte Jürgen Müller